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Dieser

Holzschnitt wurde auf der Weltausstellung in Paris 19T mit dem Grand Prix

ausgezeich net.

Flammenschwerte, und aus der Vernich-
tung steigt auf eine neue, grüne YPeit,
und neue, bessere Menschen.

Jetzt ist der Zusammenbruch überwun-
den. Ein neuer Glaube ist im werden,
ein neues, besseres Deutschland wird kom-
men. In den Iabren 1925—19^0 ist
Joses weisz als Bildhauer tätig. Zu den
Werken dieser Zeit gehört das Grabdenk-
mal für ttlap Reger, auf dem waldfried-
bofe in tNünchen. In den nun wieder
folgenden Holzschnitten bildet er die Trä-
ger deutscher 'Kultur und deutschen Kunst-
schaffens. Er verehrt Albrecht Dürer und
empfindet die graphische Schrift- und
Bildkunst als verwandt. Er ist befreun-
det mit den: Schriftgießer Klingspor rrnd
dem Kreise Rudolf Kochs in Gffenbach.
So bleibt Josef weisz, der sein Strrdium
bei Ehmcke begann, auch weiterbin der
graphischen Schriftkunst treu. Nun gebt
er hinaus in die Natur und erlebt die
deutsche Landschaft mit der Innigkeit der

alten Meister, was der eilige Wanderer
nur flüchtig erschaut, das offenbart stch
dem Künstler in allen Lebenszusammen-
bangen. Die wuchtige Bergwelt mit der
Weiße des Schnees, die anders ist als der
belle Fimmel, die kriechenden Latschen
und die Alpenflora: Sie alle weben stch
zusammen zu einem lebendigen Ganzen.
Geheimnisvoll verbinden stch die Graser
lind Pflanzen durch den kärglichen Boden
zu einem einzigen Lebensvorgang, greifen
die Äste der Baume in den Fimmel, um
Luft und Licht zu schöpfen und den Boden
zu schützen, aus dem ste berauswachsen.
So eindringlich vermag diese Zusammen-
hänge nur der Künstler zu erfassen lind
darzustellen, vielleicht nur der deutsche
Künstler, der binter der Welt der Er-
scheinungen, wie ste stch dem Franzosen
oder dem Südländer darstellt, den tieferen
Sinn begreift. Josef weisz kennt auch
Italien und die großzügige Art, die die
italienische Sonne und Landschaft dem

Künstler geben: eilt Gewinn für die ruhige
und kraftvolle Form seiner Bilder. Doch
ist Josef weisz auch hier der deutsche
Künstler geblieben. Die oben gezeigten
Holzschnitte des lebendigen und des toten
Baumes, von denen der letztere auf der
pariser Weltausstellung den Großen Preis
errang, geben uns wie die anderen Bilder
bedeutsame Einblicke in das wirken der
Natur. In der ersten Ianuar-Halfte war
eine größere Anzahl von Tuschzeichnungen
und Holzschnitten des Künstlers im Mün-
chener Kunstverein ausgestellt. Josef
weisz stebt auch mit der Musik und mit
den Naturwissenschaften aus gutem Fuße.
In seinem Zimmer befindet stch das Mole-
kular-Modell eines Kochsalzkristalls und
die Mathematik, Physik, Tbemie und Bio-
logie sind ihm vertraute Wissenschaften.
Und so schaut Josef weisz in seiner Krinst
wie in seinen wissenschaftlichen Teiglingen
„in ihren reinen Zügen die wirkende Natur
vor seiner Seele liegen."

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Josef Weisz: Alte Eiche
 
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