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Dinge um uns!

011 3 o H a n n S R o $ I c r

Unsere Rest kam von ihrem Ausgang
zurück. Sie beulte herzerweichend. Meine
Frau fragte:

„warum weinen Sie, Rest? Ist Ihnen
Ihr Schatz untreu gewordene"

„Ja", schluchzte Rest, „gleich alle drei
aus einmal!"

*

Der alte Münchner fuhr nach Berlin,
seine sieben Nichten zu besuchen. Acht
Tage lang aß er Berliner Rost, nun gut,
er aß sie, obne etwas zu sagen. Am neun-
ten Tage aber —

„Sagt mal, Rinder", fragte er, „könnt
Ihr auch Landarbeiten machen;"

„Freilich, Onkel! wünscht du dir eine;"

Der Münchner brummte:

„Ja. Macht mir mal Semmelknödel!"
*

Ronvcrsation ist nicht jedermanns
Sache. Der langen Rede kurzer Sinn ist
vielen Menschen eigen. Manchen fallt
aber auch noch die lange Rede schwer.

Meine Tochter hatte jüngst ihren ersten
Tischherrn.

„wie gebt es Ihnen, Fräulein-", be-
gann er das Gespräch.

„Danke gut."

„Und wie gebt es Ihrer Frau Mama-"

„Danke gut."

„Und wie gebt es Ihrem Herrn Papa-"

„Danke gut."

„Und wie gebt es Ihrem Fraulein
Schwester;"

„Danke gut."

„Und wie gebt es Ihrem Herrn
Brüdern"

„Danke gut."

Und damit war der Tischherr an: Ende
seiner geistigen Rrafte. Er schwieg be-
flissen. Das Schweigen wahrte Minuten.
Da half ihm meine Tochter wieder in den
Sattel.

Ich habe auch noch einen Großvater,
Herr Huber", sagte sie freundlich.

*

Als wir unser erstes Rind bekamen,
ging es uns reichlich schlecht, wir lebten
in unserer Dritte in Luchau und die
Markstücke waren rar. So gewahrte man
uns freundlich Ratenzahlungen.

Auf die webmutter und auf den ärzt-
lichen Beistand. Jede Woche mußten wir
fünf Mark abzahlen. Endlich, nach vielen
Monaten, sagte meine Frau zu mir:

„Jetzt noch drei Raten, Hanns — dann
gebört das Rind endlich uns!"

*

In der wiener Sezession hing ein Bild.
„Straße am Abend", stand darunter. Eine
nackte Frau lehnte am Fenster einer-
grauen Mietskaserne und schallte in den
Abend. Die nackte Frau war sehr jung,
sebr schön.

„Rennen Sic die Straße", fragte mich

plötzlich ein kleiner dicker Herr, der neben
mir stand.

„Gewiß. Die Straße liegt in Otta-
kring."

Der Dicke dachte eine weile nach, dann
fragte er mich leise:

„Haben Sie vielleicht eine Ahnung, ob
diesem Hause gegenüber ein Zimmer Zll
vermieten ist;"

*

Der Dicke prahlte mit seinen Erfolgen
bei Frauen.

„Ich verdanke meine Erfolge meiner
persönlichen Note", protzte er in wider-
lichem Ton.

Mirus nickte:

„Das glaube ich. Zwanzig Mark steht
darauf."

Liebe Zugend!

In einer kleinen Gemeinde hielt der
Pastor seine Abschiedspredigt. Nach
Schluß des Gottesdienstes versammelten
sich die Mitglieder des Rirchenvereines in
der Sakristei und dankten dem Scheiden-
den für seine Seelsorge und für seine
erbauenden predigten. Jeden Sonntag
hatte er sie mit Gottes Wort erfreut und
sie schlossen mit der bangen Frage, wie
wobl der neue Herr predigen würde.

„Ich kenne ihn", meinte der Pastor, „er
wird viel schöner predigen als ich.

Da anworteten alle: „Das wäre auch
sehr zll wünschen, Herr Pastor'"
Register
Eugène Max Cordier: Aufrüstung zum Ball
Jo Hanns Rösler: Dinge um uns!
 
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