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A k t s t u (I i e

nicht geträumt. An der Haustüre lehnt
einer der drei Reumütigen, der Streidl,
und seine Faust fällt müde und schier
hoffnungslos gegen die versperrte Pforte,
wie der Streidl nämlich sein eheliches
Schlafgemach betreten hatte, da zischte ihm
seine Stasi zu: „Bist endli da du ganz
anderner? Geh nur glei wieder hi', wo d'
Herkomma bist!" Und der reumütige
Streidl erfüllte, eingedenk seines Gelöb-
nisses, den Wunsch seiner Stasi und tor-
kelte zum Fischerwirt zurück. Jetzt lehnt
er dort an der Tür, sinkt mählich in sich
zusammen und schläft unter freiem Fimmel
seinenRausch aus. Fern von seiner spring-
giftigen Anastasia. Ihm ist wohl. Seinem
Freund Haselbrunner hingegen ward übel
begegnet von seinem Weibe. Zwei Gefühle

Erich Erlcr

bedrängten ihn, als er sein Haus betrat:
Angst und Durst. Die Angst unterdrückte
er männlich, den mörderischen Durst aber
gedachte er mit quellfrischem Wasser zu
löschen. Doch das Glas entgleitet seinen
zitterigen fänden und zerschellt klirrend
am Boden. Das Geräusch ruft seine
Ursula eilends herbei, die ihn mit einem
Wortschwall übergießt, welcher mit der,
allerdings nicht ernsthaft gemeinten Auf-
forderung endet: „I bitt di gar schö, schlag
do glei 's ganze G'schirr zam!" Hasel-
brunner starrt seine keifende Ursula einen
Augenblick entgeistert an, dann wiederholt
er die schicksalsschweren Worte: „I Hab 's
gelobt." Und klirr, krach, pling, pleng,
feuert er Tassen, Teller und Schüsseln auf
die Erde, feuert bis ihm jäh brandrot vor

den Augen wird. Trotz seines Rausches
merkt er, dafi die Haselbrunnerin an der
weiteren Erfüllung seines Gelöbnisses tat
kräftig hindert, und da sie ein festes Weibs,
bild, er aber nur der kleine sperre Hasel-
brunner ist, ahnt er den Ausgang des
Kampfes und kriecht geschlagen unter die

Bettdecke.-Das Graspointnerische

Anwesen liegt weit ab vom Dorf. So
kommt es, dafi der dritte Reumütige erst
seinem Eheweib gegenübertritt, als die
andern diesen Augenblick längst überstanden
haben. „Bist gar scho da?!", begrüßt Frau
Balbina Graspointner ihren Josef, um
den sich alles zu drehen scheint. „Schämst
di denn gar net, du alter Esel!? A so sollten
die d' Ehhalt'n sehgn, na waar dees bißl
Reschpekt aa no beim Deifi." „Balbina?",
stöhnte der Graspointner auf, „an sellern
Wunsch derfst net äußern!" Aber die
Graspointnerin achtet nicht der Warnung.
„Da taatst di schama? Wecks nur grad auf
die Ehhalt'n und sag 's eahna was d' für
a Hallodri bist." Tiefbetrübt blickt der
Josef auf seine Balbina, dann geht er-
schweren Herzens und schweren Tritt's
die knarrende Treppe hinan zu den Dienst-
botenkammern und erfüllt den Wunsch
seines Weibes, wie die Graspointnerin
durch das Lärmen der Knechte und das
Gekreisch der Dirnen ausgescheucht nach
oben eilt, findet sie ihren Josef inmitten
der Ehhalten, denen er immer wieder ver-
sichert, daß er ein ganz nixnutziger Hallodri
sei. — Am übernächsten Tag treffen die
drei Reumütigen wieder beim Fischerwirt
zusammen. Aus die Rosl, die mit ihrem
saudummen Rat an allem schuld ist, Haben
sie eine Mordswut alle drei, aber sie dür-
fen sich nichts anmerken lassen, im Gegen-
teil, sie müssen die Schankdirn noch heilig
beschwören, daß sie ja kein Sterbenswörtl
von dem bewußten Gelöbnis verrät. Die
Rosl verspricht es, aber sie ist ein wei-
berts, und die können den Mund nicht
halten. Denn könnten sie es, dann hätten
wir sie nie erfahren, die Geschichte von den
drei Reumütigen.

Liebe fugend!

Unser altes gutes Tantchen ist die
Treppe hinuntergefallen. Glücklicherweise
ohne sich ernstlich zu beschädigen. — wei-
nend aber vernimmt unser Kurt diese
Nachricht. — „Na, beruhige dich doch
nur!", tröste ich ihn, „es ist ja nicht so
schlimm!" — „Ach Papa", schluchzt da
Rurtchen, „ich wein ja bloß, weil ich nicht
dabei war, wie die Tante runtergepurzelt
ist."

*

„weißt du, wie es kleinen Jungen
ergeht, die lügen?", fragte eine Mutter
ihren Sprößling, als sie ihn auf einer
Lüge ertappte.

„Ja, Mutti", antwortete der Zehn-
jährige, „sie zahlen nur das halbe Fahr-
geld in der Straßenbahn."

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Register
Fritz Erler: Aktstudie
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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