Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
us uuseteut

ijjeuDucu

Tiefbohrungen

011 unserer Schulzeit her erinnern wir
uns der Geschichte eines Herrn, der von
seinem Vater einen Weinberg erbte mit
dem Hinweise, daß ein Schatz darin ver-
graben sei. Der glückliche Erbe grub
jahrelang im Schweiße seines Angesichtes,
ohne diesen Schatz zu finden, bis er ent-
deckte, daß die Arbeit, die er an das Um-
graben gewandt hatte, sich bester gelohnt
habe, als wenn er jene sagenhafte Riste
aus den Eingeweiden seines Berges
emporgehoben hatte. Ähnlich geht es uns
heute mit dem Vierjahresplan. Er laßt
uns durch unsere Arbeit Schatze aus dem
deutschen Boden heben, von denen wir uns
früher nicht hatten träumen lasten. Rup-
feradern, Rohlen und Mineralien und (bl
kommen zum Vorschein, wo man den Bo-
den früher für wertlos hielt, und dem
Meere werden Hunderte von (Quadrat-
kilometern fruchtbaren Landes abgerun-
gen. Ulan soll es sich nicht verdrießen
lasten, wenn man nicht gleich findet, was
man sucht, wie es z. B. einem Gutsbesitzer
ging, der in seinen Ländereien reiche
Rohlenschätze suchte. Er hatte schon zwei-
hundert Meter tiefe Bohrungen vorge-
nommen, ohne daß etwas dabei herausge-
kommen wäre. Um dem braven Manne
aber für seine Mühe eine Freude zu be-
reiten, warfen seine Freunde nächtlicher-
weile Rohlenstaub in das Bohrloch. Rurz
darauf werden wieder einige Rohlen-
stückchen gefördert, die einem nächtlichen
Briketteinwurf entstammen. Mit diesem
Funde begibt sich der beglückte Unterneh-
mer zu einem Bergbausachverständigen.
Der Herr betrachtet die vorgelegten Pro-
ben eingehend, um schließlich mit ernster
Miene zu sagen: „Sie haben Glück ge-
habt." — „Also doch!" — „Ihr Bohrer
ist auf der anderen Erdhälfte durchgestoßen
und ausgerechnet in eine Brikettfabrik!"

Seltene Rekorde

efchwindigkeiten über 500 km in der
Stunde bringen kaum noch jemanden außer
Atem. Im Flugwesen wie auf allen ande-
ren Gebieten der Technik sind die Leistun-
gen immer wieder verbessert worden. Bloß
auf einem Gebiete scheinen sie zurückzu-
gehen: Auf dem des Biertrinkens. Der

Bierdimpfel von ehedem stirbt aus.
Früher war es auf zünftigen Rneipver-
anstaltungen nicht ungewöhnlich, daß je-
mand ein bis zwei Dutzend Halbe trank.
Einzelne Fälle sind uns bekannt, in denen
ein prächtiger Bierwanst gut drei Dutzend
Halbe an einem Abend hinuntergoß. Tau-
chen heute noch Einzelgänger dieser Gat-
tung auf, so reizt uns ihr Tun nicht ge-
rade zur Nachahmung an, doch können
wir solchen Artisten einen gewissen Respekt
nicht versagen. Jüngst saß uns im Hof-
bräuhaus ein Exemplar dieser Spezies
gegenüber. Ohne abzusetzen, goß dieser
wackere mit' gesetzter Ruhe eine Halbe
nach der andern hinter die Binde, Rragen-
weite >'6. Bei der fünfundzwanzigsten
konnten wir es nicht unterlassen, unser
Erstaunen auszudrücken. Die Rastierin
kam gerade vorbei und sagte: Nebenan
sitzt ein Herr, der hat achtundzwanzig ge-
trunken. Der Dicke schlug mit der flachen
Hand auf den Tisch. „Herrschaft, dös
muaß mei Bruader fein!" Erhob sich und
ging gemessenen Schrittes nach nebenan.
Es stimmte.

Gegensatz zu den vorhergehenden
Rekordleistungen steht das Verhalten
eines Herrn, der an einem Vereinsjubi-
läum teilnahm. Der Saal war gerammelt


voll, die Hitze groß und die Luft so dick,
daß man sie hätte in Würfel schneiden
können. Das Bier floß in Strömen, und
es war wohl jeder schon beim fünften
Glase angelangt. Bis auf jenen Herrn,
der nun viertelstündlich mit ängstlicher
Sparsamkeit an seiner Halbe nippte. Sagte
dessen Gegenüber zu seinem Machbar: „Du,
dem sei Bier fangt schon z' kochen a!"
womit dieser Fall von Rnickrigkeit auf
echte Münchener Art umschrieben war.

veilchenblau

eshalb Examen ausgerechnet gegen
Ende des Faschings stattfinden, ist uns immer
unergründlich geblieben. Rürzlich wurde
uns jedoch die Äußerung eines Mediziners
berichtet, die einiges Licht auf die Sache zu
werfen scheint. Lassen wir den Mann
erzählen: — Ich sitze im Rolleg. Der Pro-
fessor redet gerade über die Wirkung der
verschiedenen Farben auf die Nerven. Er
sagt, daß z. B. Blau ungeheuer beruhigend
auf das Zentralnervensystem wirkte. „Ich
habe deshalb einmal vorgeschlagen", sagt
er, „daß zur Beruhigung der Examinanten
in jedem prüfungszimmer die Tapete blau
sein sollte." Meinem Hintermann, der dicht
vor dem Physikum steht, entringt es pch
mit leichtem Seufzer: „Besser noch die
Professoren."

Die Jugend

von

M a g 0 n
Register
Redaktioneller Beitrag: Aus unserem Skizzenbuch
Julius Macon: Zeichnungen ohne Titel
 
Annotationen