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ein besonderes Zimmer, verstopften das
Schlüsselloch, zogen die Vorhänge vor die
Fenster und beteten ein Vaterunser. Dann
öffneten sie die Truhe, nahmen von deren
Inhalt Kenntnis und verschlossen sie
wieder und versiegelten sie.

Leider können auch wir nun nicht ange-
ben, was eigentlich in der Truhe war,
denn die fünf Ratsherrn hielten — wie sie
ja geschworen hatten — so dicht, wie Tote
im Grab und waren durch nichts zum
Reden zu bringen.

Dieser Fall hat dem Bürgermeister —
wie gesagt — Amt und würde gekostet.
Der hohe Rat von Rottweil konnte ihm
nie verzeihen, daß er nachher nicht klüger
war als zuvor.

*

Zum Schluß sei noch eine letzte lustige
Rottweiler Bürgermeister-Geschichte aus
dem XVIII. Jahrhundert erzählt.

Anläßlich eines Volksfestes wurde in
Rottweil der mittelalterliche Turnier-
gedanke wieder aufgegriffen und unter
freiem Fimmel ein ritterliches Lanzen-
stechen veranstaltet, wer gerade Lust
hatte, durste den anderen zu diesem Stechen
heraussordern.

Carl von praunen, ein alteingesessener
Adeliger, forderte den regierenden Bürger-
meister Hans Sattelin in die Schranken.
Er wollte endlich einmal so recht nach
Herzenslust sein Mütchen kühlen an dem
Stadtoberhaupt, das streng gerecht war
und ihm so gar nicht jene Vorrechte ge-
währen wollte, nach denen sein Sinn stand.
Hans Sättelin nahm die Herausforderung
an, und jedermann wunderte sich darüber.
Denn der Bürgermeister war ein verwach-
senes und verschrumpeltes Männchen, der
hoch zu Roß wie ein Kobold aussah. Und
niemand außer Tarl von praunen traute
ihm die Kraft zu, die seinem kleinen Kör-
per tatsächlich innewohnte. Doch gerade
daraus hatte der Schalk seinen plan
ausgebaut.

Als die Trompeten Hans Sättelin und
Tarl von praunen zum Kampf riefen,
war die Stechbahn dicht besetzt. Ganz
Rottweil umsäumte den Platz und harrte
schadenfroh der Dinge, die da kommen
sollten. Der Bürgermeister rannte mit

DIE

„Rede deutsch mit deutschen Worten!“
Schallt es heute allerorten.

Das ist gut und schön gesagt;

Doch dem Himmel seis geklagt,

Daß der gern gebrauchte Saft
Immer nicht am rechten Plaft.

So zum Beispiel aus der Mode
Eine kleine Episode:

Mako, Moire, Brocke,

Duvetine und Pique,

Craquele, Jacquard, Foule,

Cord, Organdy und Bouche,

einer Lanze, die doppelt so lang war wie
er selbst, hoch zu Roß gegen den Gegner
an, er fehlte ihn aber, so daß ein zweiter
Gang erforderlich wurde. Bei diesem
zweiten Gang traf er den Widersacher nur
allzugut. Er rannte ihm den Speer durch
den Leib, daß er hinten im Rücken wieder
zum Vorschein kam und daß das Blut in
Strömen floß. Unter dem Volk entstand
eine Panik und der Schrei gellte gen
Fimmel: „Der Bürgermeister hat Tarl
von praunen erstochen!" Hans Sättelin
wurde es wind und weh zumute. Er
sprengte mit verhängten Zügeln nach der
St. Johannis Komturei, wo eine Freistatt
für Totschläger war. Und dort flehte er

„DEUTSCHE“ MO

Rcnjorce, Velour, Boucle,

Shetland, Co tele, Frise,

Flatnisol, Velour de laine,

Crewl-Boucle, Crepe marocaine,

Hammercrepe, Creton romaine,

Reversible, Afghalaine,

Satin riche und Crepe Georgette,
Jersey-Schotten und Musette,

Vistra Ottomane, Tweed,

Crepe maroc und Crepe Granit,
Shantunella, Mouline,

Crepeline und Damasse,

den Komtur um aller heiligen willen an,
ihm die Freistatt zu öffnen.

Eine halbe Stunde später vermeinte der
völlig niedergeschlagene Bürgermeister ein
leibhaftiges Gespenst zu sehen, denn Tarl
von praunen trat gesund und munter in
die Freistatt ein und lachte. Und nachdem
er den verdutzten Hans Sättelin sattsam
ausgelacht hatte, erklärte er, daß nicht er
selbst zum Stechen geritten sei, sondern
eine ihm nachgebildete Puppe. Diese Puppe
habe er mit Schweinsblasen ausgestopst
und diese wieder mit Gchsenblut angesüllt.
Die Rottweiler hätten einen tapferen
Bürgermeister, der könne sogar einer
Puppe einen Spieß durch den Bauch
rennen!

Hans Sättelin atmete tief und befreit
auf, nachdem er den wahren Sachverhalt
erfahren hatte. Und er war klug genug,
am lautesten über den derben Streich Tarl
von praunens zu lachen. Ein Jahr später
aber erließ der Bürgermeister von Rott-
weil eine Verordnung, daß der Unfug des
Lanzenstechens anläßlich des Volksfestes
ein für alle Male verboten sei.

Liebe fugend!

Sie waren sechs Monate verheiratet.
Kitty schien ein wenig enttäuscht. Sie
hatte sich wohl die Flitterwochen etwas
länger vorgestellt.

„Du liebst mich nicht mehr", begann sie
eines Abends, „du sagst mir nicht mehr,
daß du mit mir im siebenten Fimmel bist!"

Der Gatte legte bedächtig die Zeitung
aus der Hand.

„Aber, Kind! Ich bin mit dir im sieben-
ten, achten, neunten Fimmel! Ich liebe
dich, ich liebe dich mehr als mein Leben!
Ich kann ohne dich nicht sein, mein Herz
ist erfüllt von deinem wonnigen Wesen,
nur in deiner Gegenwart erstrahlt mir
die Sonne, für mich gibt es auf der gan-
zen Welt nur dich, du bist in meinem
Kerzen, in meinem Blut, in meinen Ge-
danken. Erft seit ich dich habe, weiß ich,
was Leben heißt. Ich verzehre mich in
Sehnsucht nach dir, ich brenne nach deinen
Küssen — so, und jetzt möchte ich endlich
meine Zeitung weiter lesen!"

DE

Crepe Haiti, Crepe perle,

Crepe Armur und Crepe natte,
Popeline, Welline,

Mousselin, Satin glace,

Dann Charmeuse, Diagonal,

Panama, Vigogne, Voile,

Gingham, Crepe de Chine, Marengo
Und Flaminga und Flamengo
Und so weiter, und so weiter — —
Alles für die deutschen Kleider,

Grüne, blaue, gelbe, rote —

Alles für die „deutsche“ Model

Hans Herms

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Heinrich Kley: Nichts anzuzieh'n!
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Hans Herms: Die "deutsche" Mode
 
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