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Von I o ^ rt n it 9 Rösler

H

err plimm hatte einen 2tuftrag zu
vergeben, Herr plimm war ein kleiner
Macher und machte Pfefferminzbonbons.
Sein Umsatz betrug jährlich etwa zehn-
tausend Pfefferminzbonbons und als Herr
plimm das erste hunderttausend erreicht
hatte, beschloß er, etwas in Reklame zu
stecken und gab drei akademischen Malern
den Auftrag, ihm ein künstlerisches Plakat
unverbindlich zu entwerfen. Herr plimm
nannte selbst die nötigen Anleitungen.
Das Plakat sollte eine Frau darstellen,
schlank, jung, blond, blauäugig, die ge-
rade ein Pfefferminzbonbon in den Mund
schob. Darunter wünschte Herr plimm
die Schrift: „plimms Bonbons sind die
besten!" Für den besten Entwurf setzte
plimm fünfzig Mark aus.

^Zach drei Tagen brachten die Maler
die Entwürfe. Jeder hatte vier Ent-
würfe gezeichnet, völlig ausgeführt, auf
bestem Papier. Jeder begrüßte Herrn
plimm hinten und vorn. Herr plimm
betrachtete die Zeichnungen.

„Nein. Das gefällt mir alles nicht",
sagte er dann.

„Mir ändern es gern. Mas gefällt
Ihnen nichts"

„Das kann ich Ihnen nicht so genau
sagen! Ich bin ja kein akademischer Maler,
Sie müssen doch den Blick dafür Kaben,
Sie Kaben ja aus Maler gelernt!"

„Sie müssen uns nur sagen, wie Sie es
wollen, Herr plimm!" Herr plimm
schüttelte den Ropf:

„Das ist nun absolut nicht meine
Pflicht, meine Herren! Ich zahle Ihnen
mein teures Geld! Fünfzig Mark für so
eine kleine Zeichnung! Als ob malen eine
Runst wäre! Sehen Sie sich einmal das
Schild da drüben an „Rauchen verboten.'",
das habe ist selber gemalt. Ist das ein
schönes Schild oder ist das kein schönes
Schild, meine Herren;"

„Das ist ein schönes Schild, Herr
plimm."

„Aber Ihr Plakat ist eine Patzerei,
meine Herren", fuhr Herr plimm fort,
„alle Worte gleich groß geschrieben!
Falsch, ganz falsch ist das! Der Firmen-
name muß Kerausfallen, plimm muß
doppelte Größe haben, dann weiß man,

welche Bonbons die besten sind, habe ich
nicht recht, meine Herren;"

„Sie haben recht, Herr plimm."

„Und nicht nur das — auch Bonbons
muß doppelt so groß geschrieben werden,
die Leute müssen ja wissen, was plimm
fabriziert, plimm allein sagt gar nichts,
plimms Bonbons also doppelt so groß!
Und die Worte „die besten!", muß noch
größer sein! Damit jeder weiß, wie
plimms Bonbons sind. Ist es so oder ist
es nicht so, meine Herren;"

„Es ist so, Herr plimm."

„Alles muß ich Ihnen erst sagen! Und
wie sieht die Frau aus; hinten nichts,
vorn nichts, möchten Sie so eine Frau hei-
raten; Ich nicht! 2tlso noch ein bissel was
drauf, meine Herren, schöpfen Sie aus
Ihren Erinnerungen! Und im Hinter-
grund muß eine schöne Landschaft sein,
jeder Mensch sieht heute gern eine schöne
Landschaft, da kann meine Fabrik drauf
sein, im Hintergrund meine Fabrik, Last-
autos mit pfefferminzrollen, den Brief-
träger, der die Aufträge kaum mehr
schleppen kann — und die Frau im Vor-

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Register
Albert Rohde: Hütte im Schnee
Jo Hanns Rösler: Der Auftrag
 
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