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dergrund steckt nicht nur ein Bonbon in
den Mund, nein, sie nimmt und schiebt
gleich eine ganze Randvoll in den Mund,
so gut schmecken sie ihr — und dann
malen sie vor den Mund ein großes „Ah!
wie lecker!" — sehen Sie das ein, meine
Herren;"

„wir sehen alles ein, was Sie sagen,
Herr plimm."

„Und fünfzig Mark gibt es jetzt natür-
lich auch nicht mehr, nachdem ich ihnen
die halbe Arbeit abgenommen habe, jetzt
zahle ich nur noch fünfundzwanzig Mark.
Sehen Sie, so schnell verdiene ich fünf-
undzwanzig Mark! Und warum- weil
ich von allem etwas verstehe. Und jetzt
gehen Sie nach Hause und machen mir
die Entwürfe noch einmal."

Die drei akademischen Maler sagten zu
allem Ja und Amen. Runst ist ein
schweres Brot und meist trocken dazu.
Sie wagten nicht zu widersprechen, sie
nickten nur, sie gaben Herrn plimm in
allem recht und erhöhten durch ihre Be-
scheidenheit plimms Selbstbewußtsein.
Sie ließen sich von ihm beschimpfen und
beflegeln. Sie machten noch zwanzig Ent-'
würfe, sie ließen sich noch dreißigmal nach
Hause schicken, am frühen Morgen oder
mitten in der Nacht bestellen, immer auf-
geblasener wurde Herr plimm.

Und nie bekamen sie ihren Auftrag.

Da kam ein anderer zufällig dazu. Eine
weile hörte er sich plimms Getue und
Gedonner an. Dann trat er zum Tisch.

„^örensiemal, mein Lieber", sagte er,
„was Sie da erzählen ist großer Guatsch!
Ich bin ein bekannter Plakatmaler und
werde Ihnen jetzt etwas sagen. Den Auf-
trag übernehme ich. Nein, erst lassen
Sie mich einmal reden! Ich mache Ihnen
keine unverbindlichen Probeentwürfe, ich
mache das Plakat gleich fix und fertig.
Das kostet nicht fünfundzwanzig Mark,
das kostet nicht fünfzig Mark, das kostet
runde zweihundert Mark. Und zwar so-
fort auf den Tisch bei Bestellung. Sie
verstehen einen Dreck von dem Ganzen,
das Schild „Rauchen verboten!", ist ein
übler Bockmist und ein großer Herr sind
Sie mit Ihren Pfefferminzbonbons noch
lange nicht. Ich male Ihnen auch nicht
Ihre pubige Fabrik in den Hintergrund,
ich male Ihnen keine schöne Frau, ich male
Ihnen kein „Ah! wie lecker!", ich schreibe
auch nicht „plimms Bonbons sind die
besten:", sondern einfach: „Gebt Rindern
keine Bonbons! Zucker verdirbt die
Zahne!" Das können Sie sich dann aus-
hangen wo sie wollen, Herr: verstanden-"
Herr plimm saß ganz verdattert da,
Herr plimm wagte kaum zu atmen. Der
Fremde drängte:

„Also; Viel Zeit habe ich nicht. Ent-
weder Ja oder Nein: Aber schnell:"

Da hauchte Herr plimm:

„Ja — bitte — wenn Sie so liebens-
würdig sein wollen —"

Er zahlte dem Fremden die zweihundert
Mark aus den Tisch und bedankte sich noch

dreimal. Aber als der Fremde gegangen
war, schwoll Herr plimm wieder an und
sagte zu den drei Bescheidenen:

„Sehen Sie, von dem Mann können
Sie alle etwas lernen! Der weiß genau,
was er will. Der macht keine großen Ge-
schichten, solche Leute brauche ich."

QL^arnunö

Schönheit, o Schönheit, ich rate dir gut,
Die Welt ist so schlecht, sei auf der Hut.

Friede!

Schlecht gezogen

Die kleine Heidi besteigt mit ihren
Eltern die Trambahn. Mutti findet mit
Heidi Platz im Innern, der Vater bleibt
auf der Plattform.

plötzlich gibt es noch einen freien Platz
und Mutti winkt Vater auch hereinzu-
kommen. Dieser schüttelt ablehnend den
Ropf.

Da erhebt sich klein Heidi und wendet
sich an die andern Fahrgaste: „Er folgt
halt nit!"

C o r d i e r

„Munich ist eine reizende City! O, und nie komisch die Leute angezogen gehen

im Fasching!“

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Schlecht gezogen
Eugène Max Cordier: Zeichnung ohne Titel
Friedel: Warnung
 
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