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Der unbefriedigte Ehrgeiz veranlaßte
Lindgren zu törichtem Tun. Er beschäf-
tigte sich mit Selbstmordgedanken. Und
eines Abends — er hatte dienstfrei —
schwang er sich auf die Brüstung der
Mälarbrücke und wollte sich in den Ranal
stürzen. Letzte Bedenken ließen ihn auf
dem Gelander zögern. Ein herankom-
mendes Auto stoppte kurz, der Insaste am
Steuer schien die Situation erfaßt zu
haben. Er sprang jedenfalls aus dem
Wagen und riß Lindgren energisch von
seinem erhöhten Standpunkt herunter.
Etwas außer Atem und aufgeregt frug er:
„Ein Mann und Selbstmord! — wie
kommen Sie auf solchen Blödsinn-"

Lindgren antwortete nicht gleich. Er
war beschämt. Aber dem Mann aus dem
Auto gelang es doch durch Zureden den
Grund zu erfahren.

„Toller Unsinn", sagte er, als er sich
alles geduldig angehört hatte. „Rann ich
den Roman lesen;"

Oberkellner Lindgren bejahte die Frage
nur zu gern.

„Gut. Dann bringen Sie ihn mir
morgen ins Hotel Vasa. Brandson ist
mein Name." —



Am andern Tag war Lindgren pünktlich
zur Stelle. Brandson empfing ihn auf
seinem Zimmer. Als er das umfangreiche
Manuskript in der Hand hielt und den
Titel gelesen hatte, sagte er: „Großartig!
Ich kaufe Ihnen den Roman ab. Sagen
wir für zweitausend Rronen."

Lindgren starrte blöde, sagte dann:
„Aber — Sie kennen den Inhalt ja gar
nicht!"

„Glicht nötig!" Brandson lachte breit.
„Mir genügt der Titel. Den bezahle ich.
„Der Guell des Lebens heißt Liebe" —
das ist fabelhaft gesagt. Natürlich mit
einer kleinen Änderung. Es wird bei mir
heißen: „Der Guell des Lebens heißt —
Brandsons Soda!" Haha, eine feine Re-
klame. Sie sind doch damit einverstanden;"

Lindgren wäre jetzt wirklich selbstmord-
reif gewesen, hatte er nein gesagt. So
bejahte er schnell und mit Nachdruck, ob-
wohl er diesen Sodawasterfabrikanten für-
vollkommen übergeschnappt hielt.

Das Geld wurde aber bezahlt. Lind-
grens Ehrgeiz war befriedigt, von seiner
Verliebtheit war er auch geheilt. Man
sah es aus feinem Verhalten Fraulein
Wilma gegenüber. Als sie ihn wieder
fpöttisch nach dem Romangeld frug, gab
er zur Antwort: „Das Geld ist ange-
kommen. Im übrigen merken Sie sich,
baß ich es nicht liebe, mich mit dem —
Rüchenperfonal zu unterhalten." Mit
dieser ungeheuerlichen Beleidigung nahm
Lindgren Abschied vom Hotel Bergström.
Er kaufte sich eine Rneipe und sein Ehr-
geiz zielte nur noch dahin, daß er mög-
lichst viel von Brandsons Soda umsetzte.

Bescheidener Anfang

„Haben Sie schon etwas für Ilir
Tiroler-Rostüm zum Gebirglertrachten-
vereinsfest;"

„Allerdings — die nackten Rnie!"

Kindersegen

Hausfrau (zu ihrem Dienstmädchen):
„wer war eigentlich der junge Mann, der
dich gestern abend besuchte, Anni;"

„Es war mein Bruder, gnädige Frau!"

„Aber Anni, das ist nun der siebente,
von welchem du behauptest, daß er dein
Bruder sei", ruft die Frau entrüstet.

„Aber, gnädige Frau", bemerkt Anni,
„es ist ja bekannt, daß arme Leute den
größten Rindersegen haben."

F. S.

Lithographie

eine Frau hat eine kleine Almgast-
statte. Dort kommen die nettesten Leute
aus Aibling und Rosenheim zusammen
und da meine Frau nicht alles allein be-
wältigen konnte, nahm sie sich für den
Sommer eine Rellnerin, namens Therese
aus Ruhpolding zur Aushilfe.

Rürzlich fielen mir einmal die Bons in
die Hände, die Theres in der Rüche abge-
geben hatte.

„Aber, Theres!", ich lachte und zeigte
ihr so einen Zettel, „wie können Sie denn
Butterbrot mit einem t schreiben; But-
terbrot schreibt man doch mit zwei t in
der Mitte —."

Theres erwiderte seelenruhig: „Ja mei
— wenn ma alles ausschreiben wollt!"

R ö s l e r

Rolf Winkler

„Schade, daß die Irmgard immer in Begleitung ihrer alten Tanten ist.“

„Sie schwärmt eben noch -für kollektive Sicherheit!“

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Register
Rolf Winkler: Zeichnung ohne Titel
Jo Hanns Rösler: Orthographie
F. S.: Kindersegen
[nicht signierter Beitrag]: Bescheidener Anfang
 
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