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Frauenzimmern. Die Junggesellen natür-
lich, die bleiben ewig Rekruten!"

„Sieben Mark:" Seufzend zahlt Rau-
mann den für seine Verhältnisse sehr hohen
Betrag. Dann schwankt er nach Hause
und denkt über den Rat des Taxifahrers
nach. Ob er ihn nicht doch befolgte Ein
Versuch könnte ja nichts schaden:

Auch die nächsten Tage nörgelt Fräulein
Chef ununterbrochen, aber Raumann gibt
keine Antwort, er beugt sich nur noch
tiefer über seine Bücher. Ja, einmal, beim
Unterschreiben der Abendpost, als er mit
Fraulein Thef allein ist, beugt er sich
sogar so tief, daß sein Gesicht den schon
leicht angegrauten Scheitel der Gewaltigen
berührt, der aber nicht zurückweicht, so
daß Raumann feststellen kann, daß Frau-
lein Thef eigentlich sehr weiche glanzende
Haare hat, aus denen ihm, als er am
nächsten Tag unwillkürlich wieder mit den
Lippen diese Haare streift, ein feiner
Veilchengeruch in die Nase steigt.

Dann sehen eines Tages ein paar kluge
Frauenaugen forschend in das Männer-
gesicht das sich über sie beugt und ein
schüchternes, halb hilfloses Lächeln ver-
schönt den sonst so herben Mund der Ge-
strengen. Da verzichtet Raumann darauf
die Hand zu küssen, die er plötzlich fest
ergriffen hat und küßt ein paar schmale
zuckende Lippen.

Die Modistinnen stehn vor einem Rät-
sel. wahrend früher nichtige Kleinig-
keiten im Betrieb schon Anlaß dazu gege-
ben hatten, daß stundenlang fortgenörgelt
wurde, ist jetzt Fraulein Thef immer guter
Laune, übersieht oft Fehler, die früher
Grund genug zur Entlassung einer Arbei-
terin gewesen waren. Buchhalter Rau-
mann, der doch wirklich nichts zu lachen
hatte, erhalt von ihr kein böses Wort, ja
fast scheint es, als ob Fraulein Thef die
Ratschlage des Buchhalters ganz besonders
gerne befolgen würde.

Einige Wochen nach der Rundfahrt
Raumanns sitzt der Taxifahrer, der Rau-
nrann beraten hatte, in seinem wagen
und liest in einer Zeitung. Da wird ihm
diese durch einen leichten übermütigen
Schlag von unten gegen die Nase gedrückt.
Dann sehen ihm die Augen eines Mannes
froh ins Gesicht. Der Fahrer denkt ange-
strengt nach. „Sie sind doch der Herr, der
vor einigen Wochen ein Vogel sein
wollte", schmunzelte er endlich verschmitzt.
„Na, wie geht es Ihnen denn jetzt?"

Statt aller Antwort holt Raunrann
eine gedruckte Vermählungsanzeige aus
der Brusttasche und zeigt diese stolz dem
Fahrer. „Sie müssen uns zur Trauung
fahren", lacht er.

Der Fahrer nickt ihm zu. „Die Auto-
fahrt hat sich gelohnt", sagt er und drückt
Raumann herzlich die Hand.

Dann, als dieser sich entfernt hat, sieht
er ihm mit schadenfrohem Ausdruck in den
Augen nach, „warum soll's denn dem
besser gehen wie mir", brummt er und
studiert weiter seine Zeitung.

Der Ehrgeizige

In einer Parodie auf die in: wiener
Hetz- und Amphitheater gezeigten Tier-
hetzen hatten zwei kleine Schauspieler
einen Ochsen darzustellen. Der eine steckte
in den Vorderfüßen des Ochsenfelles,
wahrend der andere den Hinterteil cin-
nahm. Der vordere Partner sprang nun
eines Tages ständig in die Höhe, wes-
wegen ihn der zweite zur Rede stellte.
„Sei mir nicht böse", bat jedoch der Tem-
peramentvolle, „aber ich gebe mir heute
absichtlich besondere Mühe, da meine
Braut das erste Mal im Theater ist und
:nich erstmalig auf der Bühne sieht."

Ein Kunsthistoriker hatte ein sehr zar-
tes, junges Mädchen geheiratet. Nach
einigen Jahren der Ehe war aus dem
zarten Mädchen eine kräftige, voll erblühte
Frau geworden. „Merkwürdig", sagte er,
„ich habe einen Botticelli geheiratet und
es ist ein Rubens geworden."

Unmöglicher Vorschlag

Junge Hausfrau: „Zu dumm, ich muß
beim Zwiebelschneiden immer weinen."

Freundin: „Dann schneide sie doch unter
Wasser:"

„Du bist gut! So lange kann ich doch
nicht unter Wasser bleiben!" F. S.

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Hugo Frh. v. Habermann: Rückenakt
[nicht signierter Beitrag]: Der Ehrgeizige
F. S.: Unmöglicher Vorschlag
 
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