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Es schlug der Menschenstrom über mich
herein, ich wand mich und war plötzlich
sehr nüchtern und lachte laut und küßte
ein vorüberwirbelndes Mädchen und war
plötzlich sehr lustig. Irgendeiner, grell
schwarz klebte ein hoher Zylinderhut aus
seinem runden, feisten Ropf, irgendeiner
schlug mir aus die Schulter und sagte:
„Fein, daß du hier bi.' Rriegst Sekt."
Ich lachte. Er schrie: ,/Äomrn mit. wir
heben Sekt." Ich lachte, lachte ihm ins
Gesicht. Er schrie: „Hör mit deinem
blöden Lachen aus!" Ich lachte so, daß
mir die Tranen in die Augen traten. „Du
bist ja verrückt", murmelte der Feiste säst
erschrocken. „Jetzt nicht mehr!", erwiderte
ich, „saus deinen Sekt allein." — Endlich
fand ich auch meine Rellnerin und zahlte
und dann holte ich die Mantel.

Aus die Straße trat ich, da stand die
kleine Schwarze und ich half ihr in den
Mantel, wir gingen. Ich vermied es,
sie anzusehen. Irgendwie war ich sehr-
erwartungsvoll. Aber ich hatte Angst vor
ihr. Es war noch ganz dunkel, und sehr
einsam war es. Im Englischen Garten
stolperten wir manchmal. Rein Wort
sprachen wir.

Im Osten dämmerte es und irgendwo
schlugen die Uhren, „wohin gehen Sie?",
fragte sie. Ich hemmte meinen Schritt
und vermied es immer noch, sie anzusehen.

Horts ma auf mit’m
„Siebten Himmel44!

Kaum stehst auf und gehst an d' Ar bat,
Pfeift a Bangert dir's scho' zua,

Wo d' a bist und wo cli' hinsetzt,

Nirgends hast davor a Ruah.

Alles singt's und johlt und jubelt,

Koam fallt mehr 'was anders ei',

Jeder tanzt jetzt mit seim Gspusi
ln den „siebten Himmel“ ’nei'.

Drohst ’as Radio auf am Morgen,

Oder Mittags, ja, auf d' Nacht,

Immer wird dir dieses Liederl
Musikalisch beigebracht.

Gehst ins Cafe durch die Drehtür,

Spielt's die Musi grad mit G'schrei
Denn das End' vom „siebten Himmel“
Is' halt lang no net vorbei.

Allzuviel schad't der Gesundheit,

Sagt man, und so sag a i:

„Habts do' Mitleid, uns re Löff'ln
Macht des Gsangl sonst no' hi7“

H. W. Bürkmayer

„Sie haben einen Rümmer", sagte sie.
Ich schüttelte den Ropf. „Es ist nicht der
Rede wert", erwiderte ich schließlich, „jetzt
geht übrigens schon die Straßenbahn,
wollen wir ins Isartal fahren^" — „Ja",
sagte sie.

Im Isartal war es schön, die Sonne
stieg rot über die Hügelrücken und der
Fimmel war sehr hellblau, wir gingen
und da sah ich sie nun doch an und wußte,
daß ich sie furchtbar gern hatte, und mir
kam das alles überhaupt so sonderbar vor,
so, als hatte ich schon seit Wochen daraus
gewartet, daß die kleine Schwarze kommt
und mit mir ins Isartal geht, „wie
heißen Sie?", fragte ich. Sie sagte ihren
Namen und blieb dann wieder stehen und
fragte: „Sind Sie eigentlich immer noch
sehr traurige" — „Nein. Das ist doch
ganz unmöglich." — „wieso: unmöglich?"
— „weil ich mich verliebt habe. Heute.
Deshalb ist es unmöglich. Man kann
doch nicht traurig sein, wenn man sich
eben verliebt hat."

Sie wandte den Ropf von mir ab,
ließ ihren Blick über die Hügel, die
Wälder, die wiesen streifen. Sie sagte:
„Ich finde, daß es ein wundervoller Mor-
gen ist und ich freu mich überhaupt sehr
und vielleicht weiß ich auch, warum."

wir gingen.

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Register
Eugène Max Cordier: Spießers Faschingslust
Hans Willi Bürkmayer: Horts ma auf mit'm Siebten Himmel
 
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