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Von I. H Röster

lötzlich klopfte es an der Tür.

Der Artist Albatros brummte unwillig:
„Herein!"

Ein großer Herr stand in der Tür. Er
lächelte.

„Sie wünschen?", fragte der Artist.

„Mein Haine ist Rwell", antwortete der
Fremde, „Sie werden sicher schon von dem
guten Rwell-Raffee gehört haben. Das ist
meine Firma."

„was verschafft mir die Ehre?"

Der Fremde lächelte verbindlich.

„Ich habe soeben Ihr Talent auf der
Bühne bewundert. Ihre Art, jede Stimme
nachzuahmen, ist einfach unerreicht."

„Sehr' liebenswürdig."

„Sind Sie imstande, die Stimme eines
Menschen zu kopieren, den Sie nur ein-
mal im Leben hörten?"

„Selbstverständlich."

„Und was würden Sie dafür ver-
langen

Ich verstehe nicht, was Sie wollen!"
Der Artist war aufgestanden. Der

Fremde zögerte ein wenig, bevor er
weitersprach:

„Die Sache ist leicht zu erklären. Hier
in Newyork beherrschen zwei Firmen das
ganze Raffeegeschaft. Die eine Firma bin
ich und die andere Firma ist die Groß-
rösterei plimm. Ich habe mir nun die
Rundenliste unserer Konkurrenzfirma ver-
schafft und benötige jetzt Sie, vielmehr
Ihre Stimme."

„Meine Stimme?"

„Ja. Sie werden Gelegenheit haben,
den Thef unserer Konkurrenz, Herrn
plimm persönlich zu hören. Dabei werden
Sie seine Stimme studieren und dann
werden Sie von mir aus alle Runden
seiner Firma mit seiner Stimme antele-
fonieren."

„Um ihnen plimms Raffee anzubieten?"

„Im Gegenteil! Sie werden auf grobe
und unhöfliche weife feine Runden
mahnen, Aufträge ablehnen, Kredite
kürzen, die Runden beleidigen, kurz —
alles tun, was plimms Runden veranlaßt,
nicht mehr bei plimm zu kaufen, sondern
zu mir zu kommen."

Eine fürwahr teusliche Idee!"

„Und was verlangen Sie dafür, Herr
Albatros?"

„Tausend Dollar.'

Rwell nickte:

Einverstanden?

Acht Tage waren seit jener Unterredung
vergangen. Der Raffeeröster Rwell hatte

den Artisten noch am gleichen Abend zu
einer Sitzung der Vereinigten Raffeegroß-
roster Newyorks mitgenommen und auf
dem Heimweg mit Vergnügen der nach-
ahmenden Stimme Albatros' gelauscht.
Jetzt saß er in seinem Büro und wartete
auf den neuen, gewaltigen Rundenstrom.
Aber nichts rührte sich. Reine Aufträge
kamen. Auch die Reisenden, die bei den
alten Runden der Firma vorsprachen,
kehrten mit leeren Händen zurück.

„was sagen sie?" schrie Rwell wütend.

„Nichts. Ulan laßt uns einfach nicht
vor."

„Raufen die Leute noch bei plimm?"

„Nein. Ulan sagt, mit einer Firma,
deren Thef so grobe Telefongespräche
führt, will man nichts mehr zu tun haben.
Aber auch unsere alten Runden erzählen
dasselbe. Sie erklären, von Ihnen, Herr
Rwell, telefonisch in nicht wiederzugeben-
der weise angeflegelt worden zu sein."

„Von mir?"

Herrn Rwell stiegen die Grausbirnen
auf. Eine böse Ahnung kam ihm.

„Von mir?"

„Ja. Man hat Ihre bekannte Stimme
deutlich erkannt. Und darum kaufen jetzt
alle Leute bei der neugegründeten Firma."
wie heißt die neue Firma?"

Die Reisenden antworteten:

Albatros. Er soll früher Artist ge-
wesen sein. IMit tausend Dollar hat er
ein Raffeegeschaft angefangen."
Register
W. Fichter: Zeichnung ohne Titel
Jo Hanns Rösler: Der Imitator
 
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