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lieh t e r
Von Harald Spitzer
in mal stand ich in Wien aus der
Freyung vor dem Austria-Brunnen.
Meine Blicke waren aus eine der Figuren
gerichtet; mit den Gedanken weilte ich
irgendwo ganz anders....
„Was glauben's, was da in die Figur'n
drin steckte"
Ein alter, einsacher Mann hatte die
Frage gestellt.
Wir kamen ins Gespräch, und ich er-
fuhr etwas sehr Merkwürdiges.
Es schien mir recht unglaubhaft und
ich vergaß es...
Lange daraus aber sand ich die Er-
zählung des alten Wieners bestätigt.
*
Michael Ludwig Schwanthaler, der
berühmte Münchner Bildhauer und
Schopser der Bavaria, schuf im Jahre
164b auch den Austria-Brunnen.
Die Figuren wurden in München ge-
gossen und sollten nach Wien befördert
werden.
Damals, zur Biedermeierzeit, stand in
Bayern auf Tabak ein ganz geringer Zoll;
in Österreich jedoch verhielt sich die Sache
anders: dort wußte man kaum, wie rich-
tige Importen aussahen.
Schwanthaler, ein heiterer Rnabe, ge-
dachte länger in Wien zu bleiben, wo er
eine Menge guter Bekannter besaß.
Er war leidenschaftlicher Raucher und
wollte sich und seinen Donaufreunden eine
Freude bereiten.
Die nicht sündhaft viel kostete.
Durchaus begreiflich und harmlos!
Nur über das Wie zerbrach er sich lange
den Ropf.
Endlich erleuchtete ihn ein trefflicher
Gedanke.
Der biedere Münchner ließ die Brun-
nenfiguren mit Ristchen herrlichster
Havanna füllen und entsprechend ver-
schließen—
Die Tabak-Statuen schaukelten per
Schiff nach Wien.
Schwanthaler galoppierte in der
Rutsche voraus.
Hätte er nicht tun sollen.
Es herrschte schlechtes Wetter, er gab
nicht acht und erkältete sich arg.
Ram in Wien krank an und mußte
längere Zeit das Bett hüten.
Und während er nun unter den Decken
heftig nieste und schwitzte und nur den
einen Wunsch hegte, bald wieder auf den
Beinen zu sein, wurden — seine Figuren
auf der Freyung aufgestellt und der
Austria-Brunnen feierlich enthüllt.
So waren Schwanthaler und seine
Freunde um eine große Freude gekommen.
llnd heute noch kann sich Wien rühmen,
das originellste Zigarrenlager der Welt
zu besitzen.
(Wie peinlich für — Amerika-0
1938 / JUGEND Nr. 34 / 23. August 1938 Einzelpreis 40 Pfennig
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. A. Hösel, München; für Anzeigen: Karl Schilling, München / Verlag: Karl Schilling- Verlag,
München, Herrnstr. IC, Tel 27682 ' Druck: Graph. Kunstanstalt W. Schütz, München 22, Herrnstraße 8—10, Tel. 20763 / Alle Rechte Vorbehalten / Nachdruck
strengstens verboten / Copyright by Karl Sc h i I I i n g - Verlag, München / DA. 2. Vj. 38: 4100. Prl. Nr. 3 / Manuskripte sind nur an die Schriftleitung der
,JUGEND", Karl Schilling- Verlag, München, Herrnstraße 10, zu richten / Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen
werden / Rücksendung erfolgt nur bei beigefügtem Porto / Postort München
lieh t e r
Von Harald Spitzer
in mal stand ich in Wien aus der
Freyung vor dem Austria-Brunnen.
Meine Blicke waren aus eine der Figuren
gerichtet; mit den Gedanken weilte ich
irgendwo ganz anders....
„Was glauben's, was da in die Figur'n
drin steckte"
Ein alter, einsacher Mann hatte die
Frage gestellt.
Wir kamen ins Gespräch, und ich er-
fuhr etwas sehr Merkwürdiges.
Es schien mir recht unglaubhaft und
ich vergaß es...
Lange daraus aber sand ich die Er-
zählung des alten Wieners bestätigt.
*
Michael Ludwig Schwanthaler, der
berühmte Münchner Bildhauer und
Schopser der Bavaria, schuf im Jahre
164b auch den Austria-Brunnen.
Die Figuren wurden in München ge-
gossen und sollten nach Wien befördert
werden.
Damals, zur Biedermeierzeit, stand in
Bayern auf Tabak ein ganz geringer Zoll;
in Österreich jedoch verhielt sich die Sache
anders: dort wußte man kaum, wie rich-
tige Importen aussahen.
Schwanthaler, ein heiterer Rnabe, ge-
dachte länger in Wien zu bleiben, wo er
eine Menge guter Bekannter besaß.
Er war leidenschaftlicher Raucher und
wollte sich und seinen Donaufreunden eine
Freude bereiten.
Die nicht sündhaft viel kostete.
Durchaus begreiflich und harmlos!
Nur über das Wie zerbrach er sich lange
den Ropf.
Endlich erleuchtete ihn ein trefflicher
Gedanke.
Der biedere Münchner ließ die Brun-
nenfiguren mit Ristchen herrlichster
Havanna füllen und entsprechend ver-
schließen—
Die Tabak-Statuen schaukelten per
Schiff nach Wien.
Schwanthaler galoppierte in der
Rutsche voraus.
Hätte er nicht tun sollen.
Es herrschte schlechtes Wetter, er gab
nicht acht und erkältete sich arg.
Ram in Wien krank an und mußte
längere Zeit das Bett hüten.
Und während er nun unter den Decken
heftig nieste und schwitzte und nur den
einen Wunsch hegte, bald wieder auf den
Beinen zu sein, wurden — seine Figuren
auf der Freyung aufgestellt und der
Austria-Brunnen feierlich enthüllt.
So waren Schwanthaler und seine
Freunde um eine große Freude gekommen.
llnd heute noch kann sich Wien rühmen,
das originellste Zigarrenlager der Welt
zu besitzen.
(Wie peinlich für — Amerika-0
1938 / JUGEND Nr. 34 / 23. August 1938 Einzelpreis 40 Pfennig
Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. A. Hösel, München; für Anzeigen: Karl Schilling, München / Verlag: Karl Schilling- Verlag,
München, Herrnstr. IC, Tel 27682 ' Druck: Graph. Kunstanstalt W. Schütz, München 22, Herrnstraße 8—10, Tel. 20763 / Alle Rechte Vorbehalten / Nachdruck
strengstens verboten / Copyright by Karl Sc h i I I i n g - Verlag, München / DA. 2. Vj. 38: 4100. Prl. Nr. 3 / Manuskripte sind nur an die Schriftleitung der
,JUGEND", Karl Schilling- Verlag, München, Herrnstraße 10, zu richten / Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen
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