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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 43.1938, (Nr. 1-52)

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YDas man von Komponisten und Sängern erzählt

Wagner erschien in Leipzig aus einer
Theaterprobe und wurde überrascht durch
die Wiedergabe seines damals noch ganz
neuen Raiscrmarsches, den der Romponist
selber noch nicht gehört hatte. Als das
Stück zu Ende war, stieg Wagner, der im
Radmantel auf der Bühne Platz genom-
men hatte, aus vieles Bitten ins Orchester
hinunter, um den Marsch noch einmal
selber zu dirigieren. Alles ging gut, bis
gegen Ende der Meister plötzlich ab-
klopfte und rief: „De tridde Drumbeede
hat ja nich eingesetzt." woraus von der
betreffenden Stelle des Orchesters die ein-
leuchtende Antwort zurückkam: „Nu, mer
stn doch bloß zweel"

+

Als der Dichter eines Chors Bruckner
Zum Vorwurf machen wollte, daß er die
letzten Verse des Chores zu oft wiederholt
habe, entfuhr Bruckner das berühmt
gewordene Wort: „was, wiederholt-

Viechkerl, hatten S' mehr dicht't!"

Bei seinem Aufenthalt in Bayreuth
logierte Bruckner stets in einem Zimmer
der Gurtschen Restauration in der Ludwig-
straße. Einstmals, als er von einer Ein-
ladung in Villa „Wahnfried" erst spat in
der flacht in der glücklichsten Laune nach
Hause kam, merkte er zu seinem Schrecken,
daß er den Hausschlüssel vergessen hatte.
Die Restauration war bereits geschlossen
und die Wirtsleute hatten sich in einem
entlegenen Teil des Dauses zur Ruhe
begeben.

Der verspätete Gast trommelte zwar
eine gewaltige Paukensymphonie auf der
Haustür; aber sie fand bei den unmusika-
lischen Schläfern keinen Anklang. Nach
langem, vergeblichem Bemühen wollte
Meister Bruckner sich eben anschicken, im
gegenüberliegenden Hotel Unterschlupf zu
suchen, als sein Zimmernachbar, der greise
Dichter L. Wohlmut, am Fenster erschien
und ihm den Hausschlüssel zuwarf.

Eine Minute später stand auch schon
der dankbare Meister vor seinem hilf-
reichen Retter aus der Not, um mit
folgenden Worten einen originellen
Wunsch vorzubringen: „So, Herr Doktor,
jetzt hätt' i halt a rechte Bitt'; jetzt san
S' halt so guat und geb'n S' mir a recht
tüchtigs paar watsch'n, weil i so dumm
war, meinen Schlüssel net einzusteck'n, so
daß i Sie im Schlaf Hab' stören müssen."

Die Gabrielli, eine bekannte Sängerin
ihrer Zeit, kam einst zu einem Gastspiel
nach Petersburg. Ihr Gastspiel wurde
zum großen Erfolg, weshalb sie auch sehr
gnädig von der Kaiserin Katharina emp-
fangen wurde.

„was verlangst du, wenn ich dich für

Der lachende Philosoph

Vieles gilt nur deshalb als Wahrheit,
weil man nicht beweisen kann, daß es
Irrtum ist.

*

Der Mensch ist sich nur dessen ganz
bewußt, wovon er frei ist, weil er dann
über ihm steht.

*

Adel der Gesinnung hat nur, wer auch
im Umgang mit dem Niederstehenden
höflich ist.

*

Genie steht im bewußten Zusammen-
hang mit dem Universum; es spürt den
Odem des All-Uberall.

*

Ist dir ein Mensch unangenehm, dann
vergiß ihn schnell und rede nicht über
ihn.

*

W a h r e s Leben findet sein Ziel trotz
aller Irrtümer und Entgleisungen.

ein Jahr engagieren" wurde sie von der
Kaiserin gefragt. Die Sängerin dachte
nach und sagte schließlich: „Ich werde in
diesem Winter bedeutende Summen für
pelzwerk ausgeben müssen, könnte aber
wohl mit 20 ooo Rubel einverstanden
sein." Bei dieser unvergleichlich hohen
Forderung, die mit größter Gleichgültig-
keit ausgesprochen wurde, huschte eine
leichte Unmutswolke über die Stirn der
Kaiserin.

„Für diese Summe kann ich zwei Feld-
marschalle haben", sagte sie erbost, „willst
du auf dieser Forderung bestehen?" Mit
unerschütterlicher Ruhe antwortete die
Sängerin: „wenn das der Fall ist, enga-
gieren Ihre Majestät vielleicht zwei Feld-
marschälle, welche singen können." — Sie
bekam die ro ooo Rubel!

*

während seines Aufenthaltes in Paris
wurde Liszt von einer reichen Dame des
vornehmen Faubourg Saint Germain
gebeten, während einer Abendgesellschaft
bei ihr zu konzertieren. Sie fügte ihrer
Bitte die Anfrage bei, was er für seine
musikalischen Darbietungen berechnen
würde.

Liszt antwortete, daß er zu spielen
bereit sei und daß sein Honorar
>-ooo France betrüge. Die Dame gab
Liszt keinen Bescheid auf sein Schreiben,
doch wurde er nach einiger Zeit wieder bei
ihr eingeladen. Er ging hin; nach dem
Essen besichtigte man im Salon ein
Album, das eine Autographensammlung
enthielt, und Liszt fand zu seinem Er-
staunen auch sein Antwortschreiben darin.

Er wendete sich lächelnd zu der Dame
und sagte: „Hätte ich gewußt, gnädige
Frau, daß Sie ein Autogramm von mir
zu haben wünschten, so hätte ich es Ihnen
mit Vergnügen gegeben. Diese Zeilen da
habe ich von meinem Kammerdiener
schreiben lassen."

*

Als Caruso in der Mailänder „Scala"
in einem seiner letzten Lebensjahre den
Rhadames gesungen hatte, meinte nach
der Vorstellung der „Aida" ein miß-
günstiger Rollege: „Der Kerl hat ja einen
Kloß im Walser"

Mascagni, der daneben stand, drehte
sich um und sagte: „Für diesen Kloß,
mein Lieber, würde ich Ihnen pro Abend
gut und gerne 2000 Lire zahlen."
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