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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 43.1938, (Nr. 1-52)

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Heitere!

Line abgelehnte Bitte

An den König Friedrich Wilhelm IV.
von Preußen richtete kurz nach seinem
Regierungsantritt ein Barbier die Bitte,
ihn mit den: Titel Hoflieferant zu be-
glücken. In feiner Eingabe berief er sich
darauf, daß Seine Majestät mit ihrem
ungewöhnlich dünnen ^aar schon als
Kronprinz immer zur Förderung ihres
Haarwuchses sein (bl gebraucht habe, und
daß der Bittsteller deshalb die Hoffnung
hege und die Bitte wage, der König
werde ihm den Ehrentitel verleihen. Doch
der gute Mann tauschte sich. Der König
nämlich schrieb eigenhändig an den Rand
des Gesuches: „wenn sein Mittel wird
geholfen haben, darf er Hoflieferant
werden, eher nicht!"

Nan muß sich zu helfen wissen

Als im Jahre 1871 der japanische Ge-
sandte Gewakura nach Holland kam und in
Amsterdam dem Schiff entstieg, machten
zahlreiche Jungen, die vielleicht zun: ersten
Male in ihrem Leben einen Japaner er-
blickten, mit beiden fanden das inter-
nationale Knaben- und Verhöhnungs-
zeichen: eine lange Nase. Zum Glück
wußte weder der Gesandte, noch jemand
aus seinem Gefolge, was dies Zeichen zu
bedeuten hatte und man wandte sich an
den Freiherrn von Seboldt, der als Be-
gleiter aus Japan mitgekommen war.
Dieser sah schon schwarze Wolken am
politischen Fimmel, aber plötzlich erhellte
sich sein Diplomatengesicht, und mit der
unbefangensten Miene eines Weltmannes
gab er den Japanern den Bescheid, diese
seltsame Zeremonie der gespreizten Finger
gelte in Holland als Zeichen höchster
Achtung. Damit war der Zwischenfall
vorderhand erledigt. Aber an dem Faden
dieser kleinen diplomatischen Lüge schwebte
anderntags über dem Haupte des Frei-
herrn ein Verhängnis, als der Gesandte
vom holländischen König in feierlicher
Audienz empfangen wurde. Sobald näm-
lich der Vertreter Seiner Majestät des
Kaisers von Japan den König erblickte,
drehten er und seine Begleiter als geleh-
rige Schüler des jungen Amsterdamer
Volkes eine Vlase in derselben kunst-
gerechten weise, wie sie es tags zuvor
gesehen hatten. Der König zog die Stirn
kraus lind Sebold erntete so die Früchte
seines Tuns. Aber schon rettete er die
Lage, indem er dem König erklärte, diese
Gebärde sei sonderbarerweise in Japan
als ausgesuchte Begrüßungsform in Ge-
brauch. Der Herrscher war beruhigt und
der Friede zwischen Holland und Japan
blieb ungestört.

a u s all

was einer hätte werden können

Als John D. Rockefeller I. noch jung
war, bemühte sich ein armer Teufel in
Dakota um die Stelle eines Küsters. Ulan

Der lachende Philosoph

Stets tatbereit, froh und voll Mut er-
fasse das Leben; mit Freude wird es dir
lohnen und mit Erfolg!

*

Die sichtbare Ernte deiner geistigen
Saat ist dein Leben; selbst baust du als
Schöpfer dein Sein, dein Glück, deine
Welt!

*

Nicht murrend „ertragen44 sollst du das
Leben, sondern genießen sollst du’s,
bejahend und stark!

*

Eine Reise durch dein inneres I c h
ist dein Leben; ob sie durch Schatten geht
oder ins Licht, steht bei dir!

* .

Wahres Leben heißt: daß d 11 reifst,

d i c h gestaltest; es bedeutet Entfaltung
deines höheren Ich!

*

Dein Leben sei steter Vormarsch, nicht
rückwärts schaue; stets neuen Zielen ent-
gegen richte den Blick!

*

Die Fülle des Lebens wird durch drei
Dinge geschaffen: die Seele schafft Schön-
heit, Glaube das Sein, und Hoffnung das
Glück!

*

Selbstgestalter möchtest du sein deines
Lebens? Dann besiege und gestalte dich
selber zuvor!

er Welt

wollte ihn anstellen, da zeigte es sich, daß
er nicht schreiben konnte. Er bekam die
Stelle nicht, wurde Hausierer in Seife,
Kaufmann in noch mehr Seife, endlich
Seifenfabrikant und Millionär. Einmal
sollte er ein bedeutendes Dokument unter-
schreiben. Da mußte er gestehen, daß er
nicht schreiben konnte, „Herr", sagte ihm
sein Gegenüber, „was wäre erst aus Ihnen
geworden, wenn Sie schreiben gelernt
hatten." „Ein Küster", antwortete der
Millionär trocken.

Die Wandlung

Thomas von Aquino wurde einst in
das Zimmer des vierten Innozenz ge-
führt, als dort soeben eine große Summe
Geldes gezahlt wurde.

„Du siehst, mein Sohn, wir befinden
uns nicht mehr in der Zeit, wo die Kirche
sagte: Ich habe weder Gold noch Silber",
sagte Innozenz. — „Es ist wahr, heiliger
Vater", lautete die Antwort, „aber eben-
sowenig kann sie zu dem Lahmen sagen:
Steh auf und wandte!"

wenn man nicht Deutsch versteht

Die Post fügt bekanntlich dem Stempel,
mit dem sie die Briefmarken entwertet,
den Ausdruck bei: „Vergiß nicht Straße
und Hausnummer anzugeben:" wenn
dieser Stempel in die Nachbarschaft mit
dem Aufdruck seiner Firma gerat, dann
kann es Vorkommen, daß Empfänger, die
nicht Deutsch verstehen, den Aufdruck der
Post als Fortsetzung der Firmenbezeich-
nung auffasten. So kam kürzlich aus dem
Ausland ein Brief mit folgender Auf-
schrift an: „Herrn Georg Lehmann, Berlin,
Vergißnichtstraße." Die Post war findig
genug, unter den Georg Lehmanns im
Telephonbuch den richtigen herauszu-
finden.

Auch ein Rachrus

In einem Blatt des Böhmischen
Kohlenreviers widmet ein Jager seinem
Förster den folgenden Nachruf: „Ich

mache die vom tiefsten Schmerz gebeugte
Anzeige, daß unser rr Jahre langer
Förster an der Kurzsichtigkeit plötzlich
gestorben ist und nach zwei Stunden
bereits tot war, da ihn der Herr Baron
unrichtigerweise angeschosten. Der so
Schwergetroffene, dem in seinem ganzen
Leben so etwas nicht passierte, befindet
sich nun im größten Elend, denn er hinter-
laßt eine Witwe von fünf Kindern, wo-
von das älteste bestimmt ist, auch Förster
zu werden und den Iagdherrn einst in
gleicher weise zu bedienen."
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[nicht signierter Beitrag]: Heiteres aus aller Welt
Karl Baur: Vignette
 
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