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Herr Short, das war ein schlechtes Geschäft!

Von ^eit1C' ©eitler

Es ist eine altbekannte Tatsache, daß
Männer die eigene Frau selten mit den
gleichen interessierten Augen betrachten
wie etwa fremde Frauen. Gibt es doch
Hunderte von Männern, die einen ganzen
Abend mit ihrer Gattin verbringen kön-
nen und die, würden sie am Nachbauseweg
unvermittelt gefragt, welche Farbe das
Kleid ihrer Frau hat, es nicht wüßten.
Dafür haben sie den Leberfleck, den die
fesche Frau NI. auf der linken Wade bat,
durch den Strumpf geseben.

*

Das junge Ebepaar Short verkehrt viel
in Gesellschaft. Shorts müssen privat-
vermogen haben, beißt es allgemein, wo-
von sollten sie sonst leben? Der Edelstein-
Handel, den *£evv Short betreibt, muß
sehr bescheiden sein, denn man hört und

siebt davon nicht viel. Lang hielten es
die Shorts in einer Gesellschaft allerdings
nicht aus, sie liebten es anscheinend, viel
herumzukommen.

Niemand war es aufgefallen, daß über-
all, wo die Shorts auftauchen, kleinere
oder größere Geldbeträge abhanden kamen.
Aus Handtaschen und Brieftaschen fehlten
dann und wann einige Banknoten. Die
Verlusttrager machten aus diesen Ver-
lusten gewöhnlich kein Aufhebens.

Das war nun die eigentliche Beschäfti-
gung des Herrn Short. Aus den berum-
liegenden Damenbandtaschen klaute er
geschickt wie ein Zauberkünstler ein wenig
Geld und sonstiges. In unbewachten
Augenblicken stabl er mit affenartiger
Geschwindigkeit. Und da er nur einiges
aus den Handtaschen nahm, glaubten die

Besitzerinnen, sie hatten das Fehlende
verloren.

*

Herr und Frau Short gingen wieder
einmal von einer Gesellschaft nach Hause.
Es war schon ziemlich spat.

„wieviel-" fragte Frau Short ihren
Gatten.

„Heute schlecht", sagte er, „fünfzig
Schilling im ganzen."

*

Vor dem Schlafengehen kramte Frau
Short in ihrer Handtasche.

„Otto", schrie sie plötzlich, „mir fehlt
mein Geld!"

„So so", sagte Otto, „haben wir bereits
Konkurrenz- Laß mal die Tasche sehen.—
Donnerwetter, das ist sie. Das ist also
deine Tasche, Kind-! D i e A r b e i t hatte
ich mir ersparen können."

„Das kommt davon", sagte Frau Sbort
vorwurfsvoll, „weil ihr Ehemänner eure
Frauen nicht beachtet, wie es sich gehören
würde!"

1928 / 3UGFND Nr. 41 / 11. Oktober 1938 Einzelpreis 40 Pfennig

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