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Da staunt der Fachmann
' Dauerwelle — 3000 Zcchre alt
je Londoner Hausfrauen stehen vor
einer großen Überraschung. Sie fiebern einer
Ausstellung entgegen wie feit langem nicht
mehr. Ihre Nerven sind aufs höchste ge-
spannt, aber — was soll es in der Aus-
stellung schon zu sehen geben? Nichts ge-
ringeres als den Mumienkops der sagen-
haften Ronigin von Saba! Vor zooo Jah-
ren ist sie als Herrscherin des mächtigen
Reiches der Sabaer über die Erde gewan-
delt und als seltene Schönheit gefeiert
worden. Viele Legenden haben sich um
ihre Gestalt gesponnen, aber das ganz Be-
sondere, das sie an sich hatte, ist doch erst
jetzt entdeckt worden, seit' die Forschung
der wohlerhaltenen Mumie in einem Fel-
sengrab der südarabischen wüste aus die
Spur gekommen ist. Das war vor ganz
kurzer Zeit. Und was da alles zum Vor-
schein kam! Da staunt der Fachmann und
der Laie wundert sich ...
In kostbare Gewänder der Leib der noch
kostbareren Prinzessin gehüllt, Hals,
Ohren und Arme mit erlesenem Schmuck
versehn: eine smaragdene Pracht, und da-
neben ein prima Toilettentisch mit allen
Schikanen, der den Neid einer Mode-
königin des ro. Jahrhunderts erregen
könnte. Nach dem Urteil der Sachver-
ständigen hat also die Mumie zu ihren
Lebzeiten alles getan, um sich die Unsterb-
lichkeit im „mondänen" Sinne zu sichern.
Sie hat auf phantastische Meise für einen
vorbildlichen Teint gesorgt (ein Dutzend
verschiedener Schminken hat man in ihrem
Grab gesunden), sie bat sich die Augen-
brauen gerupft, woraus die Vorgefundenen,
lieblichen Pinzetten schließen lassen, ver-
mutlich auch die Fingernagel „gelackt" -
und dann trug sie einen kunstvoll frisier-
ten Bubikopf mit hervorragend gearbeite-
ten Dauerwellen, die nach 5000 Jahren
noch nichts von ihrem „Elan" verloren
hatten. Die englischen Haarformer stehen
vor einem Rätsel und die Londoner Haus-
frauen werden ihre Männer mit in die
Ausstellung nehmen, um ihnen zur Ent-
scheidung kitzliger Fragen die Nase auf
den mumifizierten Bubikopf zu stoßen.
Delirium tremens
Eine Ballade vom „So-Sein“
Das „So-Seinsprach cler Philosoph,
das ist durchaus nicht immer „so“.
Du bist ein Mensch mit Apostroph.
Dasselbe gilt auch für den Floh.
Ja, bin ich denn ein Floh, wer sagt’s,
wer schenkt mir reinen Wein nur ein?
Könnt ich nicht ebenso des Nachts
ein ausgewachsenes Nilpferd sein?
So dachte lang der Philosoph,
beriet sich dann mit irgendwem
und machte jedes Ding — wie doof! —
zu einem Kardinalproblem!
Zum Schluß saß er im eignen Net},
er wußte nicht mehr ein noch aus.
Das Leben gab ihm einen Fet}
und warf ihn brüderlich hinaus.
Aus diesem Leben nämlich! Denn
das Leben ist sehr accurat,
versteht sich nicht auf „denn ‘ und „wenn“,
nur auf das Leben selbst: die Fat!
Pelikan
Da werden Männer zu Propheten...
n Südafrika haben sich an verschie-
denen Orten Zirkel gebildet, mit dem Be-
streben, dem männlichen Bartwuchs lang-
sam aber sicher wieder Bahn zu brechen.
Man kann es da nicht verstehen, daß die
schönen und langen Vollbarte so ganz aus
der Mode gekommen sind. Gehörte es doch
zur würde eines Mannes, wie es in
patriarchalischen Zeiten war, einen wallen-
den Bart zu besitzen. Und darum, ihr Man-
ner — so lautet der Aufruf! — laßt eure
Zeichnungen von Macon
Haare wieder wachsen und vergeßt nicht,
daß ein Vollbart — mit oder ohne Glatze
— euer Ansehn in dieser unansehnlichen
Welt nur steigern kann!
Raum war dieser Aufruf erlassen, so
bat sich ein Sturm des Protestes von
seiten der südafrikanischen Frauenwelt
erhoben. Ein Mann mit Bart? Rommt ja
gar nicht in Frage! Besondere Aufmerk-
samkeit im Rat der Barte-Versammlung
erregte die Zuschrift eines Mädchens:
„Meine Herren, ich möchte mich ganz und
gar gegen diese Bewegung aussprechen.
Denn ich habe schon einmal einen Mann
mit Bart kennen gelernt. In diesem Bart
hat sich eines Tages eine Hellschrecke ver-
krochen. Sie können sich die Aufregung
kaum vorstellen, bis wir dieses Biest aus
dem Urwald herausgebiestert haben...!"
Die Jugend
793
Da staunt der Fachmann
' Dauerwelle — 3000 Zcchre alt
je Londoner Hausfrauen stehen vor
einer großen Überraschung. Sie fiebern einer
Ausstellung entgegen wie feit langem nicht
mehr. Ihre Nerven sind aufs höchste ge-
spannt, aber — was soll es in der Aus-
stellung schon zu sehen geben? Nichts ge-
ringeres als den Mumienkops der sagen-
haften Ronigin von Saba! Vor zooo Jah-
ren ist sie als Herrscherin des mächtigen
Reiches der Sabaer über die Erde gewan-
delt und als seltene Schönheit gefeiert
worden. Viele Legenden haben sich um
ihre Gestalt gesponnen, aber das ganz Be-
sondere, das sie an sich hatte, ist doch erst
jetzt entdeckt worden, seit' die Forschung
der wohlerhaltenen Mumie in einem Fel-
sengrab der südarabischen wüste aus die
Spur gekommen ist. Das war vor ganz
kurzer Zeit. Und was da alles zum Vor-
schein kam! Da staunt der Fachmann und
der Laie wundert sich ...
In kostbare Gewänder der Leib der noch
kostbareren Prinzessin gehüllt, Hals,
Ohren und Arme mit erlesenem Schmuck
versehn: eine smaragdene Pracht, und da-
neben ein prima Toilettentisch mit allen
Schikanen, der den Neid einer Mode-
königin des ro. Jahrhunderts erregen
könnte. Nach dem Urteil der Sachver-
ständigen hat also die Mumie zu ihren
Lebzeiten alles getan, um sich die Unsterb-
lichkeit im „mondänen" Sinne zu sichern.
Sie hat auf phantastische Meise für einen
vorbildlichen Teint gesorgt (ein Dutzend
verschiedener Schminken hat man in ihrem
Grab gesunden), sie bat sich die Augen-
brauen gerupft, woraus die Vorgefundenen,
lieblichen Pinzetten schließen lassen, ver-
mutlich auch die Fingernagel „gelackt" -
und dann trug sie einen kunstvoll frisier-
ten Bubikopf mit hervorragend gearbeite-
ten Dauerwellen, die nach 5000 Jahren
noch nichts von ihrem „Elan" verloren
hatten. Die englischen Haarformer stehen
vor einem Rätsel und die Londoner Haus-
frauen werden ihre Männer mit in die
Ausstellung nehmen, um ihnen zur Ent-
scheidung kitzliger Fragen die Nase auf
den mumifizierten Bubikopf zu stoßen.
Delirium tremens
Eine Ballade vom „So-Sein“
Das „So-Seinsprach cler Philosoph,
das ist durchaus nicht immer „so“.
Du bist ein Mensch mit Apostroph.
Dasselbe gilt auch für den Floh.
Ja, bin ich denn ein Floh, wer sagt’s,
wer schenkt mir reinen Wein nur ein?
Könnt ich nicht ebenso des Nachts
ein ausgewachsenes Nilpferd sein?
So dachte lang der Philosoph,
beriet sich dann mit irgendwem
und machte jedes Ding — wie doof! —
zu einem Kardinalproblem!
Zum Schluß saß er im eignen Net},
er wußte nicht mehr ein noch aus.
Das Leben gab ihm einen Fet}
und warf ihn brüderlich hinaus.
Aus diesem Leben nämlich! Denn
das Leben ist sehr accurat,
versteht sich nicht auf „denn ‘ und „wenn“,
nur auf das Leben selbst: die Fat!
Pelikan
Da werden Männer zu Propheten...
n Südafrika haben sich an verschie-
denen Orten Zirkel gebildet, mit dem Be-
streben, dem männlichen Bartwuchs lang-
sam aber sicher wieder Bahn zu brechen.
Man kann es da nicht verstehen, daß die
schönen und langen Vollbarte so ganz aus
der Mode gekommen sind. Gehörte es doch
zur würde eines Mannes, wie es in
patriarchalischen Zeiten war, einen wallen-
den Bart zu besitzen. Und darum, ihr Man-
ner — so lautet der Aufruf! — laßt eure
Zeichnungen von Macon
Haare wieder wachsen und vergeßt nicht,
daß ein Vollbart — mit oder ohne Glatze
— euer Ansehn in dieser unansehnlichen
Welt nur steigern kann!
Raum war dieser Aufruf erlassen, so
bat sich ein Sturm des Protestes von
seiten der südafrikanischen Frauenwelt
erhoben. Ein Mann mit Bart? Rommt ja
gar nicht in Frage! Besondere Aufmerk-
samkeit im Rat der Barte-Versammlung
erregte die Zuschrift eines Mädchens:
„Meine Herren, ich möchte mich ganz und
gar gegen diese Bewegung aussprechen.
Denn ich habe schon einmal einen Mann
mit Bart kennen gelernt. In diesem Bart
hat sich eines Tages eine Hellschrecke ver-
krochen. Sie können sich die Aufregung
kaum vorstellen, bis wir dieses Biest aus
dem Urwald herausgebiestert haben...!"
Die Jugend
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