Der Lsel von Rottwell
Einem Maler, der die deutschen Gaue
bereiste, ging es eine Zeitlang schlecht. Arm
und abgerissen kam er — es war lange vor
dem Siebziger Krieg, und man hatte
wenig für „Fremde" übrig — nach Kott-
weil. Dort nahm er, nur um leben zu kön-
nen, das Angebot an, niedrige Dienste zu
verrichten. Lange machte er das jedoch
nicht mit, und er beschloß, weiterzuwan-
dern. Kurz bevor er sein Ranzel schnürte,
malte er den Rottweilern noch ein schönes
Bild an ihr Rathaus: Joseph und Maria
mit dem Jesuskind und dem Esel auf der
Flucht nach Ägypten. Die Rottweiler freu-
ten sich sehr über dieses vermeintliche Ge-
schenk der Dankbarkeit und ließen es sich
ein Kleines an Wegzehrung für den schei-
denden Künstler kosten.
Der Maler jedoch, dessen Ärger den
Rottweilern einen Streich spielen wollte,
hatte zu dem Bild zweierlei Farbe genom-
men, teils (öl- teils Wasserfarbe, wind
und Wetter vernichteten bald einen Teil
des Bildes. Der mit der wetterfesten Farbe
gemalte Esel indessen hielt stand, und so
war wie zu Schimpf und Spott von der
Flucht nach Ägypten bald nichts mehr als
der hämisch dreinschauende Esel zu sehen.
E.K.
Kindermund
Der kleine Horst kommt zum erstenmal
nach Berlin in den Zoologischen Garten.
Doller Be- und Verwunderung staunt er
den Elefanten an. Als er zum Kaffee ge-
rufen wird, sieht er den Elefanten sehr
freundlich an und sagt: „Ach bitte, bleiben
Sie doch noch hier stehen, ich komme gleich
wieder!"
*
„Mutti, das ist gar nicht recht, daß ihr
mich früher immer nackedei fotografiert
habt und die Bilder auch noch anderen
Leuten zeigt! An: liebsten würde ich sie
alle verbrennen! — — Aber, weißt du
was r Du malst überall eine Badehose
darauf!"
Liebe fugend!
Auf dem alten Freimarkt inmitten der
Stadt, als noch die verrunzelten, mit
traulichen nachtmützenartigen Dauben ge-
schmückten alten Frauen an der Börsen-
treppe inmitten einer unwahrscheinlichen
Duftwolke Räucheraale feilhielten, sagte
Tante Doris:
„Speckaal —^ Nee, da kannste mich mit
dschlagen. Uit das is auch man gut, daß
ich den nich mag; denn wenn ich'n möchte,
denn aß ich'r ümmerzu von, un ich
kann'en gar nicht vertragen."
Im Postscheckamt Alünchen liest
man den Anschlag:
„Am 15. 10. wurden im Schal ter-
vorraum 1 Paar Damenschuhe
gefunden.“
Wie geht das zu?
Wie kann das sein?
Wie kam das Mädel ohne Schuh am Bein
aus dem Postscheckamt heraus
nach Haus.
Wie kann man überhaupt Schuhe verlieren?
Das muß man doch spüren,
wenn man plötzlich in Strümpfen steht
oder weitergeht.
Das Ungewisse ist kaum zu ertragen;
wir möchten so gerne die Frau mal fragen,
wie s war, warum und weshalb?
Wenn der Schuh einen drückt,
dann ist man doch nicht gleich so verrückt,
daß man die Schuhe läßt stehn
und sich denkt: mag eine andre drin
laufen,
ich gell mir jet$t ein paar neue kaufen!
Rätsel sind das! Und denkt man nach,
so wird ein ganzer Roman allgemach
aus diesen vergessenen Schuhen,
die jefyt verloren im Fundbüro ruhen!
Bü.
Lore Sch. Lieber lachender Philosoph!
Du scheinst mir ein großer Religionsgegner
zu sein, wie ich aus Deinen letzten Aus-
sprüchen ersehen kann. Mir persönlich
behagt das gar nicht, wenn ich z. B. lese:
,,Wahre Religion formt und gestaltet clie
Seele des Kindes fürs Leben, unwahre ver-
spricht Lohn und Strafe im Jenseits.“ Du
bist anscheinend ein Feind des Christen-
tums. Auch ich stehe mitten im Leben und
habe Kinder, aber ich fühle mich nicht nur
für ihr körperliches, sondern auch seelisches
Wohl verantwortlich. Ich will meinen
Kindern auch den Glauben an ein Höheres
mit auf den Weg geben, ohne sie deshalb
fürs praktische Leben unbrauchbar zu
machen.
Ihre Anfrage, die Religion und die
Kirche betreffend, kann hier nicht diskutiert
werden. Falls Sie meine Ansicht darüber
zu erfahren wünschen, geben Sie mir bitte
Ihre genaue Anschrift. Ich werde Ihnen
dann brieflich antworten.
g H
(£)
§ . ait. J
S 1 Über 400 §
x f1^ verschiedene Kräuter 2
‘da*1'*c aus der neuen Ernte können Z
x Sie bei uns haben. Eine kleine Auslese: x
Kamille, beste heilkräftige Ware, garan- |j
x tiert neue Ernte.. kg 3.60 x
H Pfefferminze, reine Blattware, echt eng-
x Usche Mitcham in Bayern kultiviert, kräftig x
V im Geschmack .kg 3.80 G
§ Heublumen, doppelt gesiebt, Ia Gebügs- x
T wäre, zu Bädern bei Rheuma — Gicht — §
§ Ischias.kg -.60 J
g Verlangen Sie bitte unseren neuen §
g Kräuter-Prospekt. Bei Husten — Der- 6)
'k schleimg. empfehlen wir den echten Z
Z Mühlhans Bronchialtee ßÄX @)
b Marke „Wurzelsepp", Original-
H Packung.RM. 1.- T ®
x dto. verstärkt durch äther. Öle RM. 1.50
^ Altstadt-Drogerie
Herrnsiraste, inr Dieringerhaus, Ruf 80726
JULIUS BÖHLER
Alte Gemälde, Antiquitäten und alte Möbel
MÜNCHEN / BRIENNER STRASSE 12
KUNSTVERSTEIGERUNGEN
Einem Maler, der die deutschen Gaue
bereiste, ging es eine Zeitlang schlecht. Arm
und abgerissen kam er — es war lange vor
dem Siebziger Krieg, und man hatte
wenig für „Fremde" übrig — nach Kott-
weil. Dort nahm er, nur um leben zu kön-
nen, das Angebot an, niedrige Dienste zu
verrichten. Lange machte er das jedoch
nicht mit, und er beschloß, weiterzuwan-
dern. Kurz bevor er sein Ranzel schnürte,
malte er den Rottweilern noch ein schönes
Bild an ihr Rathaus: Joseph und Maria
mit dem Jesuskind und dem Esel auf der
Flucht nach Ägypten. Die Rottweiler freu-
ten sich sehr über dieses vermeintliche Ge-
schenk der Dankbarkeit und ließen es sich
ein Kleines an Wegzehrung für den schei-
denden Künstler kosten.
Der Maler jedoch, dessen Ärger den
Rottweilern einen Streich spielen wollte,
hatte zu dem Bild zweierlei Farbe genom-
men, teils (öl- teils Wasserfarbe, wind
und Wetter vernichteten bald einen Teil
des Bildes. Der mit der wetterfesten Farbe
gemalte Esel indessen hielt stand, und so
war wie zu Schimpf und Spott von der
Flucht nach Ägypten bald nichts mehr als
der hämisch dreinschauende Esel zu sehen.
E.K.
Kindermund
Der kleine Horst kommt zum erstenmal
nach Berlin in den Zoologischen Garten.
Doller Be- und Verwunderung staunt er
den Elefanten an. Als er zum Kaffee ge-
rufen wird, sieht er den Elefanten sehr
freundlich an und sagt: „Ach bitte, bleiben
Sie doch noch hier stehen, ich komme gleich
wieder!"
*
„Mutti, das ist gar nicht recht, daß ihr
mich früher immer nackedei fotografiert
habt und die Bilder auch noch anderen
Leuten zeigt! An: liebsten würde ich sie
alle verbrennen! — — Aber, weißt du
was r Du malst überall eine Badehose
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Liebe fugend!
Auf dem alten Freimarkt inmitten der
Stadt, als noch die verrunzelten, mit
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„Am 15. 10. wurden im Schal ter-
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Wie geht das zu?
Wie kann das sein?
Wie kam das Mädel ohne Schuh am Bein
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Das muß man doch spüren,
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bist anscheinend ein Feind des Christen-
tums. Auch ich stehe mitten im Leben und
habe Kinder, aber ich fühle mich nicht nur
für ihr körperliches, sondern auch seelisches
Wohl verantwortlich. Ich will meinen
Kindern auch den Glauben an ein Höheres
mit auf den Weg geben, ohne sie deshalb
fürs praktische Leben unbrauchbar zu
machen.
Ihre Anfrage, die Religion und die
Kirche betreffend, kann hier nicht diskutiert
werden. Falls Sie meine Ansicht darüber
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(£)
§ . ait. J
S 1 Über 400 §
x f1^ verschiedene Kräuter 2
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x tiert neue Ernte.. kg 3.60 x
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