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J u G E

43. JAHRGANG

1 938 / NR. 50

I m fl i! o s i g a u

Max Grtillenbeck

VERGESSEN

Und wenn du wandelst unter Waldesbäumen
still-stetig fort den Abendschatten zu,
dann fühlst du dich in seligen Tempelräumen,
wo dich der Odem Gottes lädt zur Ruh*.

Und wenn du Ohren hast, um still zu lauschen,
dann hörest du der Blätter leises Lied,
das wie ein ahnungsvolles Sehnsuchtsrauschen
vom Gottesantlitz dir zum Herzen zieht. —

Und unter Gras und Blumen hörst du's flüstern
und raunen all aus den Gezweigen lind —
und aus den Kronen, den schon abenddüstern,
singt's heimlich dir der milde Abendwind.

Still wird das Herz, erfüllt von süßen Schauern.

Ein Ahnen hebt die Brust geheimnisvoll.

Und du hörst auf, Vergangnem nachzutrauern
und wirfst es ab, was man — vergessen soll.

J. Z e r c h e r

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J. Zercher: Vergessen
Max Grüllenbeck: Im Huosigau
 
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