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Viehweide in den Voralpen
Max Grüllenbeck
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ce alaietite
Von Ehrich Rörding
E
in alter Freund, Oberingenieur Dr.
Rohde, war unser Gast. Er war soeben
erst aus China zurückgekehrt und ein guter
Renner jenes Landes.
„Man sollte", sagte Rohde im Verlaufe
des Gespräches, „sich sehr vor Unter-
schätzung hüten. Zur Erklärung werde ich
Euch ein Erlebnis berichten, das ich im
tiefsten Innern Chinas hatte und das mir
zeigte, wie auch in diesem eigenartigen
Lande schon modernste Errungenschaften
der Technik angewandt werden. Und zwar
in Gegenden, wo wir sie am allerwenigsten
vermuten würden. Die Einwendung, die ich
erlebte, mag allerdings mehr an ein Mär-
chen aus Tausendundeiner-Nacht erinnern.
Ich besuchte damals, als Beauftragter
einer bedeutenden Bergwerksgesellschaft,
den Regenten Huen-Lih. Sein Macht-
bereich lag weit im Westen Chinas, wo die
wildzerklüfteten Eisgipfel des Rarakorum-
Gebirges sich in fast greifbarer Nähe in
den Fimmel reckten, wo der vom Norden
kommende, glutheiße, oder tötendkalte
Atem der wüste Gobi das Land in seinen
Bann zwingt. In diesen fernen Bezirken
haben die Machtinhaber noch wirklich
Macht, denn Peking lag fern. Die bedeuten-
den Erzvorkommen, um deren Ausbeutung
es ging, lagen jedoch nicht in der Provinz
Huen-Lihs. Nur — Huen-Lih war ein
mächtiger Regent und zugleich ein bedeuten-
der Raufmann, ein Heller Ropf und schlauer
Fuchs. Vor Jahren schon hatte er sich auf
diese Erzvorkommen ein Anteilrecht ge-
sichert. Und nun galt es, ihm seinen 2tnteil
abzukaufen, oder sich sonst irgendwie mög-
lichst günstig mit ihm zu einigen. Die
Verhandlungen hatten sich leider als
äußerst schwierig gezeigt, da Huen-Lih
seine starke Position genau kannte und
ziemlich unverschämte Forderungen stellte.
Ich nun sollte versuchen, den alten Fuchs
zu überreden, oder aber zu überlisten. Und
schon hatte ich lange Tage verhandelt,
ohne auch nur einen Schritt weiterzukom-
men. Im Gegenteil, es schien fast, als zog
sich Huen-Lih allmählich zurück, als er-
stünde eine von Tag zu Tag höher wach-
sende Mauer zwischen ihm und mir. Es
war sehr entmutigend.
Am Abend des fünften Tages saß ich
ihm wieder einmal in seinem Empfangs-
raum gegenüber, wir unterhielten uns.
Es war ein interessantes Gespräch, wie
wir schon manches geführt hatten.
„Und da ich nun wußte, daß er mein
Feind war", sagte Huen-Lih, „so lud ich
ihn ein, mich im blauen Pavillon zu be-
suchen. Der blaue Pavillon aber liegt
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in alter Freund, Oberingenieur Dr.
Rohde, war unser Gast. Er war soeben
erst aus China zurückgekehrt und ein guter
Renner jenes Landes.
„Man sollte", sagte Rohde im Verlaufe
des Gespräches, „sich sehr vor Unter-
schätzung hüten. Zur Erklärung werde ich
Euch ein Erlebnis berichten, das ich im
tiefsten Innern Chinas hatte und das mir
zeigte, wie auch in diesem eigenartigen
Lande schon modernste Errungenschaften
der Technik angewandt werden. Und zwar
in Gegenden, wo wir sie am allerwenigsten
vermuten würden. Die Einwendung, die ich
erlebte, mag allerdings mehr an ein Mär-
chen aus Tausendundeiner-Nacht erinnern.
Ich besuchte damals, als Beauftragter
einer bedeutenden Bergwerksgesellschaft,
den Regenten Huen-Lih. Sein Macht-
bereich lag weit im Westen Chinas, wo die
wildzerklüfteten Eisgipfel des Rarakorum-
Gebirges sich in fast greifbarer Nähe in
den Fimmel reckten, wo der vom Norden
kommende, glutheiße, oder tötendkalte
Atem der wüste Gobi das Land in seinen
Bann zwingt. In diesen fernen Bezirken
haben die Machtinhaber noch wirklich
Macht, denn Peking lag fern. Die bedeuten-
den Erzvorkommen, um deren Ausbeutung
es ging, lagen jedoch nicht in der Provinz
Huen-Lihs. Nur — Huen-Lih war ein
mächtiger Regent und zugleich ein bedeuten-
der Raufmann, ein Heller Ropf und schlauer
Fuchs. Vor Jahren schon hatte er sich auf
diese Erzvorkommen ein Anteilrecht ge-
sichert. Und nun galt es, ihm seinen 2tnteil
abzukaufen, oder sich sonst irgendwie mög-
lichst günstig mit ihm zu einigen. Die
Verhandlungen hatten sich leider als
äußerst schwierig gezeigt, da Huen-Lih
seine starke Position genau kannte und
ziemlich unverschämte Forderungen stellte.
Ich nun sollte versuchen, den alten Fuchs
zu überreden, oder aber zu überlisten. Und
schon hatte ich lange Tage verhandelt,
ohne auch nur einen Schritt weiterzukom-
men. Im Gegenteil, es schien fast, als zog
sich Huen-Lih allmählich zurück, als er-
stünde eine von Tag zu Tag höher wach-
sende Mauer zwischen ihm und mir. Es
war sehr entmutigend.
Am Abend des fünften Tages saß ich
ihm wieder einmal in seinem Empfangs-
raum gegenüber, wir unterhielten uns.
Es war ein interessantes Gespräch, wie
wir schon manches geführt hatten.
„Und da ich nun wußte, daß er mein
Feind war", sagte Huen-Lih, „so lud ich
ihn ein, mich im blauen Pavillon zu be-
suchen. Der blaue Pavillon aber liegt
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