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Macon

„Vier Wochen wegen Mißhandlung Ihrer Frau! Pst — ich
erlasse Ihnen die Strafe, wenn Sie mir sagen, wie Sie das
gemacht haben “

Münchner Gjchlcht'ln

Von XO. B l! r k m a y e r


Wurschtigkeit

Der Sagerer Sepp gebt von der ^och-
zeitsfeier heim. Früh ist es, arg früh, die
Uhr zeigt schon auf Sieben. Ja mei, da
war es doch so zünfti gwesn auf dem
Ander! seiner Feier und man redet und
dischkuriert und die Zeit vergeht eben nar-
risch schnell dabei. Und jetzt ists Siebene,
und der Sagerer hat von dem Alkohol und
dem Zigarettenrauchen einen arg damischen
Ropf. Die Augen hängen ihm schwer im
Gesicht. Schön war jetzt eine kleine Auf-
frischung. Aber ohne Müh und plag müßt
das sein, denn der Sagerer ist nebenbei
auch hundemüde.

wie er so durch die Straßen stiefelt,
sieht er an einem Haus ein blankes Schildl.
//Ah, a Frisör", denkt der Sagerer, „wenn
der jetzt ausmachet, kunt i mi rasiern
laffn, des tat guat, des war a Erfrischung
für mein schwarn Ropf." Und sieh da —

der Sagerer hat Glück. Eben geht das
Rolladl hoch und der Herr Frisörmeister
im weißen Rittel öffnet die Tür.

„Rann man schon eini?" fragt der
Sagerer.

„Aber bitte sehr, was steht zu Dien-
sten?"

„Rasiern, natürli!" Grad das bringt der
Sagerer noch heraus, dann ist er aber
schon eingenickt im Stuhl.

Es ist für einen Frisör schwer zu rasie-
ren, wenn der Runde mit Hangendem Ropf
dasitzt und schlaft. Dem Meister, bei dem
der Sagerer jetzt unters Messer soll, geht
es nicht anders, und so sagt er mit einem
bisserl Ärger in der Stimme: „Aber mein
Herr, wenn Sie schlafen und den Ropf
hangen lassen, kann ich nicht rasieren."

Der Sagerer hört die Rlage nicht gleich,
erst als sie wiederholt wird, wacht er ein
wenig auf.

„wie, was?" brummt er, „net rasiern?

Ah — dann wissen S' was? — dann tun
S' mir halt d' Haar schneidn. I bin ja so
müad."

Und so geschah es, daß der Sagerer auf
der Hochzeit war und mit einem frisch-
geschnittenen Ropf nach Haus kam, ein
Umstand, der die Frau Sagerer nicht
wenig wunderte.

Auskunft — gut gegeben

wenn es irgendwie geht, dann angelt
sich der Dienstmann Franz Blasinger einen
Fremden, einen „Zugroasten", um ihm die
Sehenswürdigkeiten Münchens zu zeigen.
Der Blasinger ist ein alter Münchner und
kennt die Münchner Stadt in- und aus-
wendig.

Einmal hat sich ihm eine Dame anver-
traut. Arg ausländisch hats ausgesehen
und mit ihrem Deutsch war es nicht weit
her. Aber der Blasinger wurschtelte sich
schon durch, erklärt dies und jenes, führte
die Fremde auch zu einer Maß — für ihn
— ins Hofbräuhaus. Auf dem Rückweg
stand er mit ihr dann gerade zur rechten
Zeit auf dem Marienplatz, um das Glocken-
spiel anzuhören.

Das Spiel auf dem Turm findet die
ungeteilte Anerkennung der von Herrn
Blasinger Betreuten. Aber sie will die
Münchner Pracht doch etwas verkleinern
und meint: „Oh, w i r haben einen Ober-
bürgermeister."

„Na und?", wundert sich der Blasinger,
„den Ham mir aa."

„So? — Aber unser Oberbürgermeister
hat eine goldene Rette um den Hals."

So viel Einbildung wurmt den Blasin-
ger mächtig. Nicht allzu freundlich ant-
wortet er darum: „Guat, guat, — aber der
unferne, der lauft ganz frei umananda!"

Aus dem Alltag

Voll ists in der wirtsstubn. Die Rell-
nerinnen schleppen die Maßkrüge. Ralbs-
baxn, Schweinshaxln und sonst noch aller-
lei Spezialitäten werden herrlich duftend
vorbei- und aufgetragen, und wer sich

Bluterneuerung durch

gesunde Ernährung!

Beim Knochenaufbau der Kinder, bei
Schwächezuständen, Magen- und Darm-
störungen der Erwachsenen ist

Karau-Vitamin-NährheVe

in der tägl. Nahrung unentbehrlich. Hoher
Eiweiß- und Vitamingehalt.

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Index
[nicht signierter Beitrag]: Auskunft-gut gegeben
[nicht signierter Beitrag]: Aus dem Alltag
Julius Macon: Zeichnung ohne Titel
Hans Willi Bürkmayer: Münchner Gschicht'ln
 
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