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nachhause brachte. Drinnen lachten und
schrien die Menschen, prosteten sich zu,
draußen auf der Straße rieselte weich und
lautlos eine kühle Schneedecke nieder.

Peter saß an ihrem Bett, bis der Schlaf
sie in seine Arme nahm. Ein paar Rosen,
die er im Lokal für sie gekauft hatte,
legte er auf ihr Lager, einen schnell hin-
gekritzelten Gruß dazu, sie möge sich scho-
nen und anrufen, sobald sie wieder seine
Gesellschaft wünsche.

Mariposa hatte nicht mehr angerufen.
Als Peter ein paar Tage spater nach ihr
schauen wollte, war sie abgereist, die Haus-
leute wußten nicht, wohin. Acht oder zehn
Tage spater dann kam jener Brief von
fremder Hand, aus einer kleinen rheini-
schen Stadt, in der die Eltern der Tän-
zerin wohnten. „Unsere Tochter Marie
von Holsten hat mich in ihrer letzten
Stunde gebeten, Sie zu grüßen", so schrieb
die Mutter.

Peter ist inzwischen Witwer geworden.
Er hat seine Frau aufrichtig geliebt und
schwer unter ihrem Verlust gelitten. Die
Silvesternacht aber, die gehört dem Erin-
nern an Mariposa, den schillernden, zum
Licht taumelnden Falter. —

„prost, alter Junge!" Freund Gskar
hebt sein Glas, Peter stößt das seine mit
versunkenem Lächeln dagegen.

Graf Fipsi und der Wintersport

Graf Fipsi ist eingeladen. Bei einer sehr
alten, sehr vornehmen Dame. Fipsi hat
schon alles versucht, ein Gespräch in Gang
zu bringen, aber immer wieder schlaft die
Unterhaltung tödlich ein.

Lastendes Schweigen.

plötzlich rutscht der dicke Mops der
Dame, die Hinterläufe hochgestellt, auf
dem Hinterteil über den Teppich und durch
das Zimmer. Fipsi atmet erlöst auf.

„Recht schad', gna Frau, daß wir in die-
sem Winter noch nicht schlittenfahren kön-
nen! Net wahr;"

Jetzt wundert sich Fipsi, warum er
nicht mehr eingeladen wird ...

woferl

Schwiegermutter

„Deine Schwiegermutter hat sich doch
zum Geburtstag ein Auto gewünscht,
warum hast du ihr denn ein Perlenhals-
band gekauft;"

„Na, ich kann ihr doch kein falsches
Auto kaufen!"

Vom Rauchen

„Sie sind gegen das Rauchen; Ich sage
Ihnen, das ist Unsinn. Mein Vater
raucht jeden Tag zehn Zigarren und ist
heute siebzig Jahre alt!"

„Sehen Sie, rauchte er nicht, wäre er
achtzig!"


V o l* der Ausf a h r t K a h 1 b r a n d t

Elefanten sind fidele Brüder

Von Heino S e i t l e r

Mit Genehmigung des Verlags Friedr. Scheibl, Wien

iele Artisten erinnern sich noch an
den Elefanten „Betzy", der im Zirkus
Renz zu einer Berühmtheit wurde, weil
sein Ronsum an Rizinusöl ins Ungeheuer-
liche ging. Der Elefant hatte nämlich die
verwünschte Gewohnheit, alles zu ver-
schlucken, was er in Reichweite erhaschen
konnte. Die Anzahl der Brieftaschen,
Uhren und Hüte, die „Betzy" verschluckte,
geht in die Hunderte. Rein Stallbursche
durfte auch nur eine Minute etwas liegen
lasten, schon war es durch den unersätt-
lichen Schlund des Elefanten gewandert,
während der Tierschau griff „Betzy" oft
einem Besucher in die Tasche, zog dem zu
Tode Erschrockenen die Brieftasche heraus
und ließ sie im Maul verschwinden. Eine
hübsche Summe mußte die Direktion
ständig für den Sachschaden bezahlen, den
„Betzy" anrichtete. Denn die Gegenstände,
wenn sie wieder ans Tageslicht kamen,
waren natürlich unbrauchbar geworden.

Immer nach dem Verschlucken unver-
daulicher Dinge machte „Betzy" ein sehr
trauriges Gesicht, und man sah es dem

Elefanten an, wie ihn der alte Rock oder
der Schuh im Magen drückte. Um das
jedenfalls „teure" Leben des Tieres zu ret-
ten, rückte dann jedesmal die Rettungs-
kolonne mit dem erwähnten Rübel Rizi-
nusöl aus und vollbrachte das schwierige
werk. Nicht immer halten sich die Ele-
fanten bei derartigen Prozeduren ruhig,
und dann ist es wahrlich keine Rleinigkeit,
an dem gefeffelten Tier herumzuarbeiten,
das dank seiner Riesenkräfte die stärksten
Fesseln zu sprengen sucht.

Man erzählt sich unter den Leuten vom
Bau, daß es manche Artisten gab, die ihre
alten Requisiten gerne in die Reichweite
des Elefanten legten, um sich dann mit der
Summe der Schadensvergütung neu ein-
zurichten.

Da war im Zirkus Busch einmal eine Ele-
fantin oder, fachlich ausgedrückt, eine Ele-
fantenkuh, ein sehr intelligentes Tier, das
jedoch einen eigensinnigen Schädel hatte.
„Pepi", wie die Elefantin hieß, machte
ihrem Dompteur viel zu schaffen. Sie ge-
hörte zu einer eingearbeiteten Gruppe von

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Register
Heino Seitler: Elefanten sind fidele Brüder
[nicht signierter Beitrag]: Vom Rauchen
[nicht signierter Beitrag]: Schwiegermutter
Kahlbrandt: Vor der Ausfahrt
Woferl: Graf Fipsi und der Wintersport
 
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