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DIE FINANZIERUNG

Eine Faschingsgeschichte von Jörg Englschalk

Im Löwenbräukeller ist Redut! Mit ’?n
Kunstmaler vom Hinterhaus darf ’s Haus-
meistermarerl hingehn! D’ Mutter vom
Marerl pufyt dem Kunstmaler immer ’s
Atelier.

„Wenn mit die Kunstmaler was zu ma-
chen wär, dann könnt inan reden!(i meint
die Hausmeisterin. Der Vater vom Marerl
soll auch a Kunstmaler g’wesen sein . . .
Der Mann vom Marerl seiner Mutter, zu
dem clas Marerl Vater sagt, ist beim Ge-
richt angstellt. Da soll nur einer was
sagen! Wie sich der überall auskennt!. . .

Wenn die Zenta, von Service drei im
Luitpold, ins Geschäft geht, muß sie a?i dem
Haus vorbei, wo cler Kunstmaler im Rück-
gebäude wohnt. Da schaut sie dann manch-
mal schnell nauf. Aber nicht jeden Tag,
wegen der Hausmeisterin, so fünf-sechsmal
in der Woch. . . höchstens! Ihr Kunst-
maler hat ihr auch extra g’sagt, „Zenta,
gern, aber nicht am Sonntag! Da gehn die
Leut zum Zug, zum Schifahrn — und die
Ratschweiber gehn in d’ Kirch! Wenn da
jemand sehet daß ich Damenbesuch be-
komm!“ . . . Drum geht die Zenta jefyt am
Sonntag nicht mehr zu ihrem Maler . . .
Kur dies eine hat sich Zenta gleich aus-
bedungen, daß er am Griclit zugibt, daß
er der Vater von ihr m Kind ist. ln Wurm-
ling hat sie clas Maderl; bei recht netti
Leut. Einen Ausgang geht sie immer mit
ihrem Maler fort, den andern fährt sie
nach Wurmling naus.

Also und mit dem Maler darf jetyt ’s
Marerl auf d’ Redut! Maskieren braucht
sie sich nicht, weil ihr Kleid so fast neu is.
Der Kunstmaler zieht an Smoking an. D’
Mutter vom Marerl hat ihn ihm in der
Augustenstraß g’holt. . . Dumm wars, daß
die Redut so kurz vor dem Ersten war:

Mondaufgang

Eine gelbe Kröte,
bockt er hinterm Kraut;
ritzen ihm die Dornen
die geduns’ne Haut.

Schwankt der Knecht vom Biere,
steckt er schon am Zaun,
auf den spitzen Latten
wie gepfählt zu schaun.

Doch ein Ständlein später
glänzt die Wiese weiß.

Mond schwebt hoch. Im Weiher
schwimmt das blaue Eis.

b a s i 1 i s k

Marerl hatte kein Geld mehr .Ihre Mut-
ter auch nicht. Und ’s Sparkassenbuch? ...
von dem kann man nur holen, wenn der
Marerl ihrer Mutter ihr Mann auch unter-
schreibt . . .

Der Marerl ihrer Mutter ihr Mann ist
zu so was nicht zu haben. Und die Sorge,
die zwanzig Mark herzubringen, ist ganz
Sache der Hausmeisterin. Da läut’ cl’ Tür-
glock’n . . . d’ Linsmaierin steht draußen:
will an Spafyenseiher z’ leihen nehmen.
„Ja, gehn s nur grad rein, und hockens
Eahna hi! So werd’s doch net pressieren!
Was mir heut passiert ist. . ., der Marerl
ihr Mutter fährt sich mit cler Hand über
d' Augen: „Ich hob mein’m Mann seine
Brilln runter g’worfen, und jefyt vor dem
Ersten, was werd der sagen, wenn er auf
d' Nacht heimkommt! Wo er doch ohne
Brilln nix lesen kann! . . ." Dc Linsmaierin
schlagt d’ Händ übern Kopf zusammen . . .
,Jet$t vor dem Ersten . . Was tun wir denn
da? . . . Was tät denn so a Brillnglasl
kost’n? . .

„Dje Brilln? Mei, so a zwanzg Mark
kost die schon . .

„Acht Mark hob i no!“ meint d’ Lins-
maierin. „Aber im zweiten Stock, d’ Frau
Expeditor, zu der geh ich, die gibt mirs.“
..Mei, was der für an Krach machet, wenn
ich auf cl’ Nacht d’ Brilln net hätt!u Und

L. WERNER, MÜNCHEN INHABER j. söhngen

MAXIMILIANSPLATZ 13

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Register
Raimund Geiger: Aus einer Faschingsdekoration
Jörg Englschalk: Die Finanzierung
Basilisk: Mondaufgang
 
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