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Von Jörg

as Holz zischt und weint im Feuer.
Durch das Hausdach fallt der Schnee,
liegt auf den Balken, hängt im Stroh,
liegt als rote Brühe auf den roten Ziegel-
steinen; fallt in den Hafen auf dem Drei-
fuß, zischt mit dem Holze im Feuer um
die wette. Rrieg war und Rrieg ist rund-
um. Die Feinde, gestern erst fort, sind
heute schon wieder gekommen; es geht
nie aus, sie rauben und brennen, Massa-
kern und drohen.

Landsknecht' im Dorf!

Den Schmied haben sie weg. Den Hans-
baur erst diese Woche im Mühlbach er-
trankt, er wollte seine paar Taler nicht
geben. Erst als sie ihn zum sechstenmale
tauchten, verriet er ihnen das Versteck,
und als sie es wußten, warfen sie ihn ganz
ins Wasser!

Beim Wirt halt die Wirtin eine Feder
über den Dampf. Der Hauptmann, der
bei ihr im Guartier liegt, gab ihr den
Auftrag, sie neu zu kräuseln. Die Wirtin
ist alt, dem Gelüste der Männer nicht
mehr gefährlich. Sie weiß ja nicht, daß
der Hauptmann vom Dorfe ist. Sein
Vater war Roßknecht im Schloß. Der
Bub lief ihm vor fünfzehn Jahren weg,
lief geradewegs zu den Landsknechten. Er
war ja auf dem Rücken der Pferde daheim.

plun war er wieder im Dorfe. Sah,
daß ihn niemand mehr kannte, Hörte, daß
sein Vater erschlagen. Er war nun ein
Herr, nicht mehr der Bub des Roß-
knechtes. Bei der Wirtin nahm er Guar-
tier, es ging ihm über die Hutschnur sie
zu tratzen. Ja, einen seiner Leute ließ er
füsilieren, verstand nicht mehr, daß dieser
es gut meinte, der Wirtin eine fette Gans
stahl und ihren Schnaps gleich im Voraus
aussuff, im Fall diese das Fette nicht mehr
ertrüge! „Der Hauptmann ist nicht mehr
der alte!" ging es rum, „seit wir in dem
Dorf sind!" Und man riet und man
glaubte, daß wohl wieder ein weibstück
im Spiele stand, wie waren früher an
seinen Hosen und Ärmeln Spitzen und
Bänder zerfetzt, wie hing die Feder-
schmutzig vom Hute; Und jetzt, seit er in
diesem Dorfe: Schneeweiß die Spitzen,
die Bänder ganz neu vom Bandwirker
gemacht und... bezahlt! Bezahlt! was
war in den Hauptmann gefahrene

Die Wirtin hinkt in die Rammer, ver-
neigt sich und reicht ihrem Herren die
Feder... Das Essen wäre auch fertig,
wenn der Herr Hauptmann geruhen! —

Englschalk

Der Bartl spielt auf. Der Hansl hat 's
Faß anzapft. Der Stoffl hat 's g'holt.
Der Lukas schiebt Bitsch'n hin, sauft
draus, wenn sie zu voll werden:

Bomm, bomm bomm bomm,
bommoromm bomm bomm,
dent liegt der Strohsack.

Annamierl komm!...

Der alte Hüter frißt. Frißt wie schon
lang nimmer. Einen ganzen Sauhaxen
hat er in der Hand, beißt davon runter,
daß ihm's Maul tropft... A Rraut fres-
sen wenn man a Fleisch hat^

Landsknecht' im Dorf!
wo sie nur grad die Weiber allweil
herbringen die Soldaten! Die alte Gori
hat auch herg'mußt! die derschnauft's fast
nimmer, stapft aber rum wie eine Junge,
hat schon dreimal beim wein trunken,
hat einen ganz roten Rops! Gut, daß der
Gori schon drunten liegt, er weiß wenig-
stens nix mehr! D' Raßlin tanzt auch.

dm Schlage der Slutzuhr

Von deinen Rufen in meine Zeit,

Deinen dunklen und Hellen,

Glitten die meisten auf schwingenden Wellen
Llngehört in die Ewigkeit.

Ich war in Buch und Schriftwerk versunken,
(Was sollte dein Schlagen!)

War von den ringenden Mnschheitstagen
Weiter Gesichte trunken.

Du hast den treuen Schritt deiner Zeit,

Den sonnebemeßnen,

Stetig erfüllt, den, im Traume vergeßnen,

Stets zu kllnden bereit.

Ewiger Sterne voll ist dein Gang
Lind er huschte vorüber.

Zand zu den endlosen Baßen hinüber,

Was mir gelang?

Erwin Guido Kolbenheyer

Und wie sie der rumnimmt, und wie sie
sich an dem einhalt, den laßt sie nicht
mehr! Der g'hört ihr! Sie ist ja erst
dreißig und der Raßl, wer weiß wo im
Land. Lebt er- lebt er nimmer?

Die Wirtin kommt bei der Rüchentür
rein. „Der Herr Hauptmann sitzt drau-
ßen!", sie zeigt auf Rüchentür, „wenn er
euch hört? Er isch gar nicht gut aufglegt,
der Nazi hat ihm d' Stiesl z' schlecht
g'wichst!"

Der Lärm flaut ab; aus der wirtsstube
weicht die Lust. Der Bartl macht ein
G'friß: „was unser Hauptmann nur hat
seit er in dem Dreckdorf ist. Sonst war
er der erste beim Saufen und bei den
Weibern!"

Da geht die Tür auf. Der Hauptmann!
Der lacht. Der Lukas langt ihm die volle
Bitsche hin; der Hauptmann trinkt. Trinkt
sie aus. „Sing noch eins Lukas!" Der
Lukas singt. Bartl klimpert leise...
Sind Landsknechte in der Wirtsstube
oder Romödianten? „Sind die Wachen
auf ihrem Platz? wer lost sie ab? Die
Marchinger können jede Stund angreisen,
daß mir keiner rein kommt von da drent!"
Der Hauptmann weist übers Moos: Die
sind nicht so g'sährlich, die Echinger plär-
ren bloß! Und anzündet wird hier im
Dorf nichts! Die Weiber in Ruh lassen,
wenn sie nit selber wollen! Der Haupt-
mann lacht schon wieder: „Hüter friß nit
soviel, sonst wird dir schlecht!" Und drau-
ßen ist der Hauptmann wieder ...

*

Still liegt das Dorf im Nebel. Rein
Licht funselt aus den Fenstern, wer noch
lebt, schläft! Die Feuer der Wachen rau-
chen. Sie sind dicht mit nassem Schilf ab-
gedeckt, daß kein Schein sie verrate. Uber
die filzigen wiesen stapft ein Gaul, läßt
den Rops hängen. Der Reiter hat die
Zügel schlecht in der Hand. Jetzt kommt
ein Bach. Der Gaul setzt schon an, will
springen ... „Nein, nein, wir brauchen
nicht springen, da unten kommt gleich eine
Brücke...", der Reiter wendet den Gaul
der Brücke zu ... wirklich, sie liegt noch
aus den Bohlen. Der Hauptmann steigt
ab. Müde hängt ein uralter Tannenbaum
seine Äste aus die Erde. Der Hauptmann
schlupft drunter. Nadeln fallen aus seinen
Hut, auf die frisch gekräuselte Feder, er
merkt es nicht. Seine Sporen fangen sich
im Seegras. Er merkt es nicht! Er bückt
sich tiefer, biegt das Schilf auseinander
und ist unter der Brücke. Schlägt Feuer,
leuchtet und sucht im Geröll, im Gebälk-
Sucht und findet eine rostige Rlinge. Heft
ist keines mehr dran, war ja noch nie eines
dran! Aber es ist die Rlinge, die er als
Junge da versteckte. Und wieder verschwin-
det die Rlinge im Loch des Gebälkes. Der

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Register
Jörg Englschalk: Landsknecht' im Dorf!
Max Mayrshofer: Vignette
Erwin Guido Kolbenheyer: Beim Schlage der Stutzuhr
 
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