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Peter Manetstätter

„Gehen Sie in Watermanns Hotel und
bringen Sie ein Fünfzigzeilen-Interview
mit der Tänzerin Rita Pita“, sagte der
Chef und gab mir eine Zigarre mit auf
den Weg. — „Soll übrigens eine Lands-
männin von Ihnen sein . . . !4

„Well!“ sagte ich und fuhr mit der Un-
tergrundbahn nach dem Hotel. Ich ließ
mich durch den Portier melden und eine
kleine, entzückende, schwarzhaarige Frau
empfing mich.

„How do you do?“ fragte ich und setzte
mich in einen Sessel. — „Es dreht sich
nämlich um ein Interview“, fuhr ich fort.
— Rita Pita lächelte mich lieblich an und
zeigte schneeweiße Zähne. „Mara bia!“
sagte sie.

Nun lächelte ich. „Es hat wirklich keinen
Zweck, Gnädigste“, meinte ich, „der Chef
hat mir schon gesagt, daß Sie eine Deutsche
sind. — Reden wir also deutsch!“ —

„Mara bia! Mara bia!“ sagte sie wieder.

„Na also dann eben mara bia! — Soll
das heißen, daß Sie aus mara bia sind?4
„Mara bia!“ bestätigte sie. Ich holte meinen
Notizblock aus der Tasche und notierte
mara bia.

„Haben Sie Kinder, Gnädigste? Lebt der
Herr Gemahl auch in mara bia — oder in
Deutschland?“ — „Mara bia . . mara bia . .
mara bia!!“ rief sie immer wieder.

„Ich will Ihnen mal was sagen, liebes
Fräulein4,, meinte ich verzweifelt, „mit
Ihrem ewigen mara bia kommen wir nicht
weiter!“

„Mara bia!“ klagte sie . . .

„Liebe Rita Pita!“ sagte ich. — „Ich
bekomme für die fünfzig Zeilen ganze vier
Dollar, machen Sie mir doch das Leben
nicht so schwer! Wenn Sie eine Sprach-
störung haben sollten, dann nicken Sie
wenigstens mit dem Kopf. Also so — oder
so!“

„Ich machte es ihr vor. Ich unterhielt

mich zwei Stunden mit ihr. Mir lief der
Schweiß von der Stirne, und sie war grün
und gelb vor Ärger. Dann ging ich in die
Redaktion und machte einen herrlichen Be-
richt daraus.

Am nächsten Tag ließ mich der Chef
rufen und schmiß mich dann eigenhändig
hinaus.

Rita Pita war da gewesen und wollte
Schadenersatz haben, weil ich geschrieben
hatte, sie sei jet^t zum vierten Male ge-
schieden und habe sechs Kinder . . .

Dabei konnte ich schwören, daß sie jedes-
mal mit dem Kopf genickt hatte. Schließ-
lich erfuhr ich, daß dieses verrückte „mara
bia“ nichts anderes als „Die Frau ist in der
Stadt!“ heißen sollte . . .

Die kleine entzückende Frau war näm-
lich nur das Stubenmädchen gewesen. Ich
hatte mich, offen gesagt, auch gleich ge-
wundert, daß sie sich so ohne weiteres von
mir zum „Witwenball bei Georgie“ hatte
einladen lassen.

Wenigstens hatte sie genickt, als ich es
ihr vorschlug . . .

Liebe Zugend!

Edi hatte beim Tanz eine entzückende
Bekanntschaft gemacht. Ehrensache, daß er
die Rleine in seinem Auto nach Hause
bringen wollte. Und sie nahm an. Edi fuhr
auch sehr brav in der Richtung nach ihrem
Hause, aber in einer dunklen Straße setzte
plötzlich der Motor aus. „Moment mal!"
sagte Edi und ging Nachsehen. Er sah
gründlich nach. Das muß man ihm laßen.
Und dann kam er sehr traurig wieder und
setzte sich neben das Mädchen. „Donner-
wetter, das ist eine schöne Bescherung!
Der Motor streikt und ich finde absolut
nicht, was fehlt!"

Er sagte es sehr treuherzig. Das konnte
er aus dem ff. „Hm! das kommt vor!"
sagte die entzückende Maid. „Aber ich sage
dann den Herren gleich, daß bei mir nichts
zu machen ist! Bei den meisten springt
dann der Motor sofort wieder an!"

Mizzerl ist herzlich erfreut, als sie ein
fescher Ravalier von einem langweiligen
Maharadscha loseist. „Bin i froh, daß i
den Rerl angebracht Hab. A direkte Auto-
nomie bab i g'habt gegen den!" — „Du
meinst, Antipathie!" — „Ro scho sein!"
gibt Mizzerl zu. „wie mer's halt aus-
spricht, die Fremdwörter! Mei Vater sagt
Anatomie, mei Bruder Apathie!" — „Ja,
zwischen den Dingen besteht doch gar keine
Analogie!" sagt der Ravalier. „Siehst!"
triumphiert Mizzerl. „Du sagst Analogie!
A jeds sprichts anders aus, die Fremd-
wörter, die verflixten!"...

*

Der Lehrer erklärt das Sprichwort: Es
ist noch kein Meister vom Fimmel gefallen.
„Na, Pepperl, warum ist eigentlich noch
keiner vom Fimmel gefallene" — Peperl:
„Am End is gar koaner droben!"
Register
Peter Manetstätter: Zeichnung ohne Titel
Ernst Heyda: Die Tänzerin
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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