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gel und ruderte wie ein Seehund im
Dampf über den Röpfen. Dabei verlor es
statt der Äpfel Jamben und Trochäen. So-
weit sie nicht von der olympisch-dionysi-
schen Menge zertrampelt waren, halfen sie
mir auf die Spur der Entführten.

Ich fand sie, auf der Treppe, hingebrei-
tet wie eine Metapher von Hoferichter.
Sie hatte das Schaukelpferd unter den
linken Arm geklemmt. Es war jetzt ganz
brav und hölzern. Ich gab ihm einen
Stups vor die Nase. Da hatte es plötzlich
eine Brille auf und war ein böser, alter
Herr mit einem Ziegenbart. Er meckerte
mich wie ein heiserer Ansager an: „Du
olympischer Schreibergsell! Du böhmi-
scher Bettelmusikant! — Entweder spielst
jetzt einen aus oder ich hau dir eine run-
ter!" Seine Vorderhufe glitten aus den
Schaukelkufen und drückten mir eine
Zitrone in die Hand.

Ich quetschte sie hilflos zwischen meinen
Fausten, da tropfte eine Melodie daraus:
„Und wenn du dann nicht artig bist, weiß

ich mir keinen Rat, ich bestelle mir ein
Spiegelei und bespritz dich mit Spinat!" ..
Das alte Schaukelpferdchen aber bekam
plötzlich Stielaugen, fetzte- sich auf die Hin-
terbeine und machte Männchen wie ein
schäbiger Pudel.

„Is er net süaßr" jauchzte meine Leda
glücklich. „Schau, ich muß ihm doch treu
bleiben! Es is fcho zwegn der Mytho-
logie!"... £?im wußte ich ja nicht, was
das Schaukelpferd in der Mythologie
meiner Leda zu suchen hatte, denn in die-
sem narrischen Olymp schwamm ich hilflos
wie ein geplatzter Rarpfen. Aber nun war
mein Ingrimm doch von den Pfeilen der
Melodie ihres Lachens so tief getroffen,
daß er schäumte wie ein Rracherl. Und ehe
der heranstürmende Apoll mit dem zwei-
ten Skischuh meine zweite große Zehe zer-
treten konnte, hatte ich dem Schaukelpferd
die Zitrone übers trottelhafte pudelziegen-
gaulgesicht gestülpt und begann es dann
fachkundig zu zerlegen. Das letzte Hinter-
bein aber schlug feuerspeiend aus. Leda,

deren kühne Blondheit noch so stolz ge-
leuchtet hatte, ging in einer schluchzenden
Feuersaule auf und ich rumpelte in den
Hades, wo er am schwärzesten und tiefsten
war...

*

... Als ich aufwachte, saß einer neben
mir und bröselte mir den eisigen Inhalt
eines Sektkübels über die Stirn. Ich lag
mitten in der Regelbahn im Rünstlerhaus
und man erzählte mir, daß mich ein Ma-
ler mit dem linken Saunagel verwechselt
habe. Nach dem dritten Schub sei ich um-
gefallen wie ein Rlotz. —

Beim Heimgehen, an der Garderobe,
stand eine blonde Frau mit einer klassischen
kühnen Nase; sie hatte ein kleines nied-
liches Schaukelpferdchen unter den Arm
geklemmt. Ich gab ihm einen Stupps:
„Und wenn du dann nicht artig bist..."

Die Frau sah mich an, lächelte verzeihend,
wie es stolze, schöne Frauen im Fasching zu

tun pflegen und entschwand in den Morgen.

osy

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Register
Raimund Geiger: Faschingsdekoration aus dem "Olympischen Keller" im Künstlerhaus
 
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