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Richard von Kornberger

„Niehl war, der Wifi gefällt Ihnen! Na,
dann sollen Sic auch wissen: Er ist von
?nir!“

„Was? ... So alt sind Sie schon?' si.

Der Rrauthäupl

In dem altertümlich schönen südböhmi-
schen Stadtlein A. halt sich der dortige
Schloßherr als Zierat seiner weitläufigen
Burg neben abgedankten Ranonen und
mächtigen Steinkugeln auch eine Leib-
wacht, welch reisige Schar allerdings der-
zeit in dem schläfrigen Frieden des Burg-
hofes niemals Gelegenheit hat, eine leib-
liche Gefährdung ihres Brotherrn mit
der Waffe hintanzuhalten. In den letzten
Jahrzehnten des verflossenen Jahrhun-
derts war nun der Häuptling dieser Garde
ein alter Haudegen, der seinerzeit den
fürstlichen Herrn aus einer italienischen
Schlacht herausgehauen hatte. Er hatte
von der Pike auf gedient, war in einem
tschechischen Dörflein geboren worden und
hatte bei seinem langen Aufenthalt in der
deutschen Stadt wohl seine Muttersprache
vergessen, doch das Deutsche nicht erlernt.

Nun trug es sich einmal zu, daß von
Prag aus dem Ort ein tschechischer post-
direktor ausgedrängt werden sollte. Die
stramme Stadt wehrte sich kräftig dage-
gen, anfangs auch mit gutem Glück, aber
schließlich wurde doch der tschechische Be-
amte nach R. versetzt. Er hieß Rraut-
haupl. Als dieser nun mit seinen Antritts-
besuchen die oberen Zehntausend der Ge-
sellschaft beehrte, kam er auch zu unserm
alten Gardemajor. Der unterhielt sich aufs

freundlichste mit ihm. Und bei der Ver-
abschiedung klopfte er dem neuen Post-
direktor leutselig auf die Schulter und
sagte: „No, und so sans me froh, daß me
den Rrauthaupl net Hamme herkriegt,
den Sautschechen!"" w.

Liebe fugend!

Der Lehrer will den Dorfbuben erklä-
ren, was ein Wunder ist, und fügt hinzu:
„Seht, wenn ich z. B. auf den Rirchturm
steigen würde und herunterfiele, ohne mich
zu verletzen, was wäre das^" — „Ein Aus-
rutscher!" ruft einer der Buben. Der Lehrer
schüttelt den Ropf und fahrt fort: „wenn
ich nun nochmals hinaufstiege und fiele
wieder herunter, ohne das Genick zu bre-
chen, was wäre das;" — „A Sau-Glück!"
ruft ein anderer Junge. — „Nein, so
meine ich's nicht", widerspricht der Lehrer
ungeduldig. „Ronnt ihr denn nicht ver-
stehen, was das wäre, wenn ich noch ein-
mal auf den Rirchturm stiege und herun-
terfiele, ohne daß mir ein Glied weh täte-"
— „Dann bist as scho gwohnt!" erhielt er
zur Antwort.

*

Ein Kandidat der Juristerei hüllt sich
beim Examen hartnäckig allen Fragen ge-
genüber im Stillschweigen. Schließlich
meint der examinierende Professor:

„Nachdem Sie bisher auch nicht das
geringste gewußt haben, hat ein weiter-
prüfen eigentlich keinen Zweck; aber eine
Frage will ich Ihnen doch noch stellen.
Also: was ist Betrugt"

Studiosus: „Betrug wäre es, wenn Sie
mich durchfallen ließen."

Professor: Das ist ja eine Dreistigkeit,
wieso-"

Student: „Betrug nennt man eine Hand-

M. S p i e 1 m a n n

„Die Schneiderin hat erklärt, sie werde
mir kein neues Kleid mehr anfertigen,
bevor nicht die letzte Rechnung bezahlt
sei.“ — „Wirklich? Wie nett von ihr!
Werde ihr einen Dankbrief schreiben.“


Ans der „Olympischen K e g e I b a h n“ j m
Künstler haus Ke i m el - D ec hert

lung, in der jemand die Unkenntnis eines
anderen zu dessen Schaden ausnützt..."

Leider ist nicht überliefert, ob der fin-
dige Randidat das Examen bestand.

Tierfreunde. . .

Frau May ist eine gefühlvolle Tier-
freundin. Jüngst wurde sie bei Tisch sehr
von einer Fliege belästigt. Sie befahl da-
her ihrem Mädchen, die Fliege zu fangen,
aber nicht zu töten, sondern durch das
offene Fenster hinausfliegen zu lassen! —
Gleich darauf brachte ihr das Mädchen die
gefangene Fliege. „Ach, Madame", sagte
sie rührselig, „ich kann's nicht über's Herz
bringen, das arme Tierchen hinausfliegen
zu lassen! Es regnet nämlich so arg!"...

*

wieder eine Fliege war diesmal in des
Sanitätsrats Tintenfaß gefallen. Der
kleine Sohn des Dauses rettet das Insekt
und setzt es auf ein Stück weißes Papier.
Nach längerer Beobachtung ruft er:
„Muttchen, da ist eine Fliege, die schreibt
genau so wie Papa!"

*

Die kleinen sechsjährigen Rnirpfe waren
ganz Auge und Ohr, als ihnen der Lehrer
von den vielen schönen und wilden Tieren
erzählte, die im Paradiese vertraulich mit
unseren Stammeltern hausten. Nach eini-
gen Tagen wollte er sehen, was die Jun-
gen davon noch wüßten, und fragte
darum, wo Adam und Eva gewohnt hät-
ten; der hellste Tropf zeigte den Finger
und schreit mit glänzenden 2tugen: „Im
Tierpark Hellabrunn!"

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Register
Richard v. Kornberger: Zeichnung ohne Titel
Max Spielmann: Zeichnung ohne Titel
W.: Der Krauthäupl
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Hermann Keimel: Aus der "Olympischen Kegelbahn" im Künstlerhaus
 
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