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äSitabtii

f Eder

den sonnenüberströmten Garten, weiß
prangten sinnensreudige Statuen im Jubel
nackter Lebensfreude. Ein leerer Sockel
stand in der Runde. In einer stürmischen
Nacht hatte das Unwetter die Figur
heruntergerissen. Aber dem Bildhauer

war schon ausgetragen, sie zu ersetzen. Der
Bischof ging zum Tor und stieg in die
Sanfte, die ihn zum Dom bringen sollte.

Gewohnten Schrittes wanderten die
Träger durch die engen Gassen. Es grüß-
ten die schmucken Frauen und küßten die

en glänzte über d»
l Alt-Salzburgg; dj.
dem Fluß 4C
"chsberges fing bit
?et Schild. Die &
Schlosses Mirabell
t Pracht ihrer Ab.

wmen tropften die
geschiedenen Nacht,
umrankte das tCot!

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vor dem Marieu-
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»r mich;" fragte der
s Dunkel der Tür,
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p rechen zu dürfen,
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;ß ich komme!"
eugte sich der junge
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—Langsam hol'
ger vor den Mund,
rbarg. „Schweigt,
Ihr mir Euer An-

er den Rosen und
er leidenschaftliche»
Alters. Gesenkten
'ischof Wunsch und
so der Welt cnt-
dlich. „Wißt De
Vcn Lockungen der
^ ist ein schwerer
airst sich dir in de»
ugen schließen, uni
linne muß dir ewig
>u ein Weib liebst,
)eg, mein Freund!
ßen Arme bczahll'
wigkeit!"
liebe ich, die Ula

er!" stammelte de»

err Lenhart güttz
bs!" sagte er nt-^
! Und im Hrn!

durch

M ä (1 c h e n f i g u i-

E u g e n H e n k e

schmale Hand im Fenster der Sänfte, bar-
häuptig neigten sich die Männer. In der
Nähe eines großen Gasthofes setzten die
Träger ihre Last nieder. Drei prächtige
Rarossen versperrten den weg und gaben
ihn trotz aller Zurufe nicht frei. „Holt den
Wirt!" gebot der Bischof dem Rnecht.
Doch ehe der rundliche Schenk herbeiwak-
kelte, trippelte ein zierliches Fräulein wor-
den Sänftenschlag; schleppte achtlos den
Brokat ihres vornehmen Rleides durch
den Schmutz. Auf der Stirn des Bischofs
erschien eine böse Falte als die Dame
kokett nach höfischer Sitte mit zwei Fin-
gern den weiten Rock raffte und tief knick-
send nach der Hand des Fürsten griff. Auf
der Rrone goldroten Haares saß ein win-
ziges Hütchen und ihr geschnürter Busen-
ausschnitt zeigte mehr als er verhüllte.
„Verzeiht mir Euren Aufenthalt!" bat sie
mit Tränen in den schönen Augen. „Seht
diesen abscheulichen Wirt!" Sie deutete
aus den zitternden Dicken in seiner grünen
Schürze, der sich fortwährend verbeugte,
ohne zu Wort zu kommen. „Er will mir
kein Guartier geben für mich und meine
Leute! — Ach, und ich bin so müde von
der Reise!" — Herrisch fiel ihr der Bischof
in die Rede. „Sagt, Wirt, warum ver-
weigert Ihr dem Fremden in meiner
Stadt das Gastrecht;" — „Mein Haus ist
voll von Raufherren aus nah und fern!"
beteuerte der jammernd. „Bei mir ists
wie bei den anderen!"

Bischof Lenhart überlegte. „Man soll
nicht sagen können, daß Salzburg einen
Gast verstieß! Ich bitte Euch, mein Gast
zu sein! Der linke Flügel des Schlosses ist
unbewohnt. Man wird ihn Euch einrich-
ten." Er nickte und ließ sich zum Amte
tragen, ohne den Dank zu erwarten.

Leim Mittagsmahl sah er sie wieder.
Sie saßen sich an den Schmalseiten des
Tisches gegenüber. Der Diener lief ge-
schäftig mit den Schüsseln. „Ihr seid sehr
gütig!" lächelte der rote Mund von drü-
ben. „Nehmt Ihr immer Fremde auf,
ohne ihren Namen zu erkunden;" Der
Bischof preßte die Lippen. „Man nennt
mich Gräfin zu Hellenstein!" Der Bischof
schwieg und wußte nicht, daß er der
Stimme lauschte. „Da drüben komme ich
her, vom Untersberg! Aber Ihr würdet
mein Schloß nicht kennen, wenn ich es
sagte, und außerdem ist Euch, wie ich
merke, mein Gespräch nicht lieb!" Herr
Lenhart hob den Blick. „Verzeiht die
Frage! wie lange darf ich mich Eurer
Gegenwart freuen;" Ein helles Lachen der
Gräfin war die Antwort. „Ich danke Euch
dafür! Jedes Jahr, wenn die Rosen er-
blühen, ziehe ich in die Welt und im
Herbst mit dem Fallen der zarten Blätter
kehre ich wieder heim! Seid Ihr entsetzt,
Euer Gnaden;" — „Mein Schloß steht
Euch zu Gebot! Verzeiht, wenn ich mich
jetzt empfehle!" — Beim Abendessen
blieb die Gräfin allein.

s F o r t s c tz u n tj auf Seite J 1 ~)

err Lenhart

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Eugen Henke: Mädchenfigur
 
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