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Frau Venns auf Schloß Mirabell

(Fortsetzung von Seite joo)

Eine belle Nacht blaute über dem park
und der stillen Stadt. Am offenen Fenster
stand der Bischof. Die Unrast trieb ihn
hinunter in das ruhende Schweigen. So
schritt er über die Wege. Die Statuen
des Parks glommen zurück. Auf den leeren
Sockel hatte man eine neue Figur gestellt.
Lässig grüßte den Bischof Frau Venus.
„Es ist gut so!" murmelte er. „Der
Raspar hat das Richtige getroffen. Sie
soll mich immer an die Versuchung erin-
nern, der ich entging!" Dicht trat er an
das Bild. „Du sollst es wissen, denn du
mußt schweigen! Ich liebe sie, ihr gold-
rotes Haar, ihre Augen, ihren Mund!"
Mit leisem Lachen neigte die Venus das
Haupt. „Ich wußte es, Bischof Lenhart!"

Da hob eine Seligkeit an und das Lied
vom strengen Erzbischof von Salzburg
batte keinen Rlang mehr. Die pachte
blinkten im Schein der Rerzen und Feste,
wie unter Lenharts Vorgängern spielte
und tanzte man im Schlosse Mirabell.
Und die Marmorkapelle wartete verge-
bens auf den einsamen Gast. Der Plarr
der Gräfin, ein Zwerg mit breitgesletsch-
tem Maul, wußte ein besseres Lied. Er-
schlug die Laute, sang von dem Schloß
aus Gold und Marmor, in dem Frau
Venustnne herrscht. Der Sommer verging.

Ein schöner Abend verblaßte im Schat-
ten der Hohensalzburg. Im Garten saß
die Gräfin und schäkerte mit dem Narren,
der sich zu ihren Füßen spaßhaft walzte.
Purpurn schimmerten die übervollen Ro-
senstrauche. „Nie sah ich den park so
schön, seit Eure Lieblichkeit ihn belebt!"
Der Fürstbischof faßte den Arm der Ge-

liebten und führte sie durch die prunken-
den Beete. „Hier ist Euer Reich!" — „Zu-
viel für ein bescheidenes Fraulein!"
scherzte sie. „Eine Rose nur will ich!" —
Er brach bedächtig eine große Blüte vom
Stock. Die Soutane rauschte, als er die
Rose hob. „Ich dank Euch!" sagte die
Gräfin. Da fielen die roten Blatter zu
Boden und lagen wie Blut.

Der Bischof rief jah: „Eine andere!"
Doch von jeder, die er berührte, siel ein
Tropfen. Leise trat die Gräfin zu ihm
und legte die Hand auf seine Schulter.
„Die Rosen haben ausgeblüht!" sagte sie.
Seine angstvollen Augen baten. „Ich flehe
Euch an! Bleibt!"... Sie schüttelte sanft
das Haupt. „Meine Zeit ist um! Man ruft

Mitten in Hellen Jahren

(Ernntal werden wir sterben,

Illeben ist groß und schön,

Mir wüsten verderben
Im 2srüstling und wehendem Iköhn.

Ohne Malt und Israge
Liegen wir uns nieder.

Meine Mlage
Mebt uns wieder.

Mehe, wem die Zeit verflossen,

Eh' er heiterstarb gestimmt
Mat der Tage Elan; genossen,

Menn ihn nun das Dunkel nimmt

Peter Wolf

mich und noch diese Nacht kehre ich heim!"
Iah faßte der Bischof die kühlen Hände.
„Und ich geleite Euch!" — „Auch das geht
nicht an! Fragt nicht nach meinen Grün-
den!" — „Allem will ich entsagen! Vhiv
Euch nicht, Geliebte! Ich kann es nicht!"
Ein Diener lief geschäftig herbei. „Euer
fürstbischöflichen Gnaden zu vermelden,
ein junger Mann ist im Vorsaal. Im
Herbst, so sagt er, sei er zu Euch befoh-
len!" Der Bischof erblaßte. „Er mag spä-
ter wiederkommen!"

„Laßt Ihr mich reifem" fragte die
Gräfin. — „Ja!" sagte er fest und
glaubte, sein Herz bliebe stehen.

In der Nacht stand er am Fenster und
lauschte, hörte die wagen Vorfahren, ihre
Rarosse mit den vier Schimmeln. Da sang
der Narr in die laue weittragende Stille:
„Es herrscht Frau Venustnne im Schloße
Mirabell..." Bischof Lenhart schloß das
Fenster.

Liebe Zugend!

Rommt ein Fremder einmal in ein ent-
legenes Dörferl und fragt bei dem wa-
berl um den weg in die nächste Ortschaft.
Das waberl gibt ihm den Sepperl mit
und tragt diesem aus:

„Zoag dem Herrn schön den weg, und
daß d' woafit, was sich ghört, wenn ma
mit an noblichen Herrn geht: alleweil
schön aus seiner linken Seiten gehn, grad
a so, als wannst an Ochsen weisen tuast!"

*

Die kleine Dora war bei Bekannten zu
Besuch. Als die Dame des Hauses ihr
noch ein Stück Rüchen anbot, lehnte sie
dankend ab. „warum willst du denn nicht
noch ein Stück?" fragte die Dame. „Ich
möchte wohl", gestand die Rleine, „aber
Mutter sagte mir, ich dürfe nicht zum
drittenmal annehmen. Sie bat aber sicher
nicht gewußt, wie klein hier die Stücke
sind."

Ein Mann bietet sich einem Tiermaler
als Modell an. „Tut mir leid", weist der
Maler ihn ab. „Ja, wenn Sie ein Ochs
waren oder ein Esel!" „Na, wissen Sie",
entgegnet der Mann treuherzig, „der Ge-
scheiteste bin ich auch grad nicht."

*

/,Ich möchte heute nachmittag frei
haben, welchen von den Prinzipalen soll
ich fragen?"

„wart noch ein wenig. Die beiden
Alten zanken sich eben über etwas, wer
recht behalt, den frag."

*

Zu Beginn der Ferien entließ die
Lehrerin ihre Rlasse: „Rinder", sagte pe,
„ich wünsche euch eine vergnügte Zeit und
— was wichtiger ist —, daß ihr mit ein
wenig mehr Verstand im Ropf zurück-
kehrt." — Und wie aus eine m Munde
scholl .es ihr entgegen: „Wir wünschen
Ihnen das gleiche."
Register
Peter Wolf: Mitten in hellen Jahren
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Eugen Henke: Zeichnung ohne Titel
 
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