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Fenster auf! Fenster zu!

Eine Skiläufergruppe hatte sich am spa-
ten Abend in der 'Hütte einquartiert. Als
man sich eben zum Schlafen einrichtete,
traf noch eine Anzahl Touristen ein, die
ebenfalls Unterkunft begehrte. Vinn, man
teilte sich Ln den Raum, so gut es ging,
löschte die Petroleumlampe und allmählich
verstummten die leisen Gespräche.

plötzlich eine Stimme aus der Dunkel-
heit. „Bitt schön! Mach doch einer die
Dachluke auf. Eine Luft hats hier zum
Umkommen!" Irgend jemand stieß das
Fensterchen auf. wieder Ruhe. — Eine
andere Stimme: „Aber, Leute, das geht
doch nicht! Hier ziehts ja einfach uner-
träglich!" Das Fenster wurde wieder ge-
schloffen.

Vlady einer weile meldete sich die erste
Stimme wieder energisch: „Ja, zum Teu-
fel, jetzt ist schon wieder ein Mif herin,
den kein Mensch aushält! Fenster auf,
sonst paffiert was!"

Die andere Stimme protestiert dagegen:
„Hier ist gar keine Rede von schlechter
Luft! Im Gegenteil! Der Zug reißt einem
ja die Decken weg! Ich steig doch nicht
hier herauf, daß ich mir eine Lungenent-
zündung hole! was heißt, Ruhe! Ich will
auch meine Ruhe! Das Fenster muß zu-
bleiben!"

„Und das Fenster bleibt nicht zu!"

„Es bleibt zu!"

Der Streit wogt, von den Zwischenru-
fen gestörter Schläfer begleitet.

plötzlich ein Knall an der Fensterluke.
Ein sicher gezielter Skistiefel prallt gegen
das Fensterkreuz und poltert plumpsend in
den Schnee hinaus... Rein Scherben
klirrt. Allgemeines Erstaunen ...

Der Kunstschütze geht auf den Socken
zur Nachschau. „Ah, jetzt werds recht! Da
san ja überhaupt koane Scheiben drin!
Für was ham mer jetzt Überhaupts
g'stritten?"

Es herrschte die lauteste Hüttenruhe..

Die zwei Rröpf . . .

In einem Münchner Gasthaus verkeh-
ren zwei Stammgäste, die jeden Abend
zum gemütlichen Dämmerschoppen kom-
men. Das wäre nichts Besonderes, wenn
nicht jeder von den beiden einen ansehn-
lichen Kropf hätte, wer weiß wie lange
die Freundschaft schon dauerte!

Doch eines Abends kam einer allein. Er
blieb auch in der Folgezeit einsam, denn
sein einstiger Freund ließ sich nicht mehr
blicken ...

Schließlich fiel das einem Stammgast
auf und er fragte die Mali, die Kellnerin
vom Service. „Ia mei!" sagte sie bedau-
ernd. „Die zwei san übers Kreuz kemmer!
Der dort sitzt, will sich sein Kropf operiern
lassen!"

„Aber das ist doch kein Grund zum
Streiten!"

„Bei dene schon!" erklärt Mali über-
legen. „Der andere hat immer die abge-

J v /v ß

Der Hering seufzt im Heringsfaß
Die Welt wird wieder trocken;

Der Kater grinst und denkt sich was...
Zertanzt sind Schuh und Socken.

Des Aschermittwochs Wappentier
Vergällt uns Suff und Knutschen: —

Die ganze Welt kann heute mir
Den Buckel runter rutschen!...

legten Krägen von dem dort getragen
und, wenn er sich operiern laßt, paffens
ihm ja nimmer! Ietzt sans halt bös mit-
einand!"

Es geht nichts über eine haltbare
Freundschaft und einen gediegenen Kropf.

I Ol 4 " IV IN K L F R

Vorsicht ist immer angebracht,

Drum achte wohl, was der hier macht:
Er „deckt44 auf einem Künstlerball
Seinen — mit Adams Sündenfall.

0o ist's einfacher

Die Mutter steht am Herd und legt die
Semmelknödel ein. Der Maxl schaut ihr
dabei andächtig zu. „Lauf, Maxl!" sagt
die Mutter unterm Zählen. „Ruf den
Vater heraus zum Effen!" Der Maxl
rennt ans Fenster, steckt den Kopf hinaus
und kommt wieder.

„Du hast ja dem Vater garnet g'rufen!"
verweist die Mutter.

„Der Vater kimmt schon so!" erwidert
der Maxl. „Er ist drunten g'standen und
hat Holz gehackt! Da hätt er mich doch
net g'hört! Da Hab ich ihm bloß schnell
aus'n Kops g'spuckt!"...

Freu dich, Alter!

Die kleine pfälzische Gemeinde hat im
Ort ein schönes Grundstück, das die Frauen
gern als wäschebleiche benützen. Das ist
auch nicht anders geworden, als der Ge-
meinderat beschloß, dieses Wäschebleichen
aus dem Gemeindegrund zu verbieten. Das
Taferl ist ganz umsonst ausgestellt worden.

Und das wurmt den Gemeindevorsteher
mächtig. Auf dem Heimweg kommt er
wieder an der wiese vorbei und sieht
dort schöne, blütenweiße Wäsche ausge-
breitet. „Mußt ein Exempel statuieren!"
denkt er und ruft den Schweinehirten des
Ortes:

„So! Du treibst jetzt deine Säu mitten
in die Wäsch hinein!"

Er selber steht frohlockend dabei und
schaut zu, wie sich die Schweine auf dem
herrlichen Leinen wälzen. Rache ist was
Schönes!

Da ruft hinter ihm eine wohlbekannte
Stimme: „Ia, Alter, du Kamel, siehst
denn nit, daß des unser Wäsch ist? Die
darfst jetzt selber waschen! O du... "Clo
wart, wennst erseht heimkimmst!"

Der Gerechte muß wohl doch viel
leiden... ^

Die „Eintrittskarte" . . .

Iedes größere Lokal besitzt ein kleines
Unternehmen, wo man kann, wenn man
muß. Kürzlich erhielt ich für mein Zeh-
nerl ein grünes Billettchen in die Hand
gedrückt. Eine Eintrittskarte, warum
auch nicht!? wo man so viel liest, betrach-
tet man schließlich auch so eine Karte. Sie
trug eine für die Art des Ortes erstaun-
liche Inschrift... Da muß man doch die
Frau fragen, was es damit auf sich hat..

„Ia, die Karten Hab ich bei einer Ver-
steigerung gekauft! Von an aufgelösten
Wanderzirkus. Zum Brauchen sans ja die
Karten und was draufsteht, gilt ja nim-
mer!"

Drum eben!

Sie berührt einen nur seltsam, die An-
schrift: „während der Vorstellung nicht
aufstehen oder die Plätze wechseln!"...

W o f e r 1

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Register
Josef Oberberger: Vignette
Rolf Winkler: Zeichnung ohne Titel
Woferl: [Vermischtes]
 
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