Hermann Kaspar
ikus steht auf feinem
er Entscheidung istdL
e der Tag. Drei
inb jede griff tief «s
endfreund gekommen
um alles Ringen un>
hatte gedrängt, dr-
ehen. Die Welt wrr
, und noch nie jei ^
r Acker für neue m
du
Verständnis emporgerissen hätte wie mit
2ldlerflügeln, er hatte nur harte Worte!
Und Nikolaus Kopernikus erschauert
vor der Tiefe des Leides, das den Seher
und Sucher immer umschatten wird, wenn
seine Seele einem Ebenbürtigen im Reiche
des Geistes entgegenfliegt und nur ver-
schlossene Türen findet.
Höhnt es nicht auch im wind? Flüstern
nicht aus der Tiefe dunkle Stimmen:
„Die Welt willst du verwandeln; Das
Ewige umkehren7 Narr! Narr! Narr!"
Fester krampst sich die Hand um den
Rand des Turmkranzes.
Ein Licht fließt durch die Verdunkelung
seines Herzens: war es nicht immer so,
daß alles Große nur aus tiefster Einsam-
keit geboren wurden Und blieben nicht
alle, deren Namen unvergänglich in die
Tafel der Geschichte gegraben wurden,
zuletzt und zutiefst einsam und unver-
standene
„Es ist Schicksal, nicht Schuld, daß er
mich nicht versteht — und Schicksal muß
man mannhaft tragen!" —
Der zweite Brief... Ein Gönner
warnte. In Rom sei man hellhörig ge-
worden, und schon sei das Wort „Netzer"
dort gefallen. Vorsicht sei am Platze, vor-
läufiges Schweigen noch besser. Er wisse
ja, was das „Geheime Gericht" bedeute!
Ein bitteres Lächeln spielt um die Lip-
pen des Frauenburger Domherrn. O, er
kennt die Mächte der Kerker und die
Schrecken der Folter! — „Sie können nur
den Leib töten!" Er denkt daran, wie er
als Jüngling — fast ein Knabe noch —
die wilde Weichsel zum erstenmal be-
Machtlied
Der Minü schläft in der Munde,
die Mtcrne funbeln blae.
Mollende du mich, Mtunde,
du Mtunde groß und wahr I
DÜach ganz den noch 2crstücbten,
sag, was ich fehl oersucht I
Die Taten, die mißglückten?
Die Meiden ohne Arucht?
2eig mir, wo ich mißraten,
was geslern mir mißriet
mit Griffel und mit Spaten,
mein Sclrer oder Mied.
Steck mir das Micht an, innen,
so gibst du neuen Mlnt,
und ich will frisch beginnen
und mach es wieder gut I
Friedrich Sacher
zwungen hat. 2tls Einziger der Kloster-
schüler! Seit diesem Tage kann er dem
Tod ins Auge sehen. —
*
Ein Ruf schallt durch die Nacht. Der
Wächter verkündet die zwölfte Stunde.
Nikolaus Kopernikus schaut empor. Da
stehen sie alle, die strahlenden Sternbilder,
in unermessenen Gottesfernen, deren We-
sen ihm zur beglückenden Gewißheit wurde.
Die Erde wandert! wie klein wird sie!
Und doch: wie wundersam ist sie hinein-
gestellt in das ewige Kreisen und wandern!
Die Seele des Schauenden saugt das
hoheitsvolle Bild tief in ihre geheimsten
Kammern, darin das Göttliche wirkt. Ein
Dürstender trinkt Erquickung.
Unterm Turm steht eine Linde, welke
Blätter fallen in die Tiefe.
Nikolaus Kopernikus lauscht.
gerbst... Die Tage des Jahres gehen
ihrem Ende zu.
Auch seine Tage!...
Aber dann strafft sich seine Gestalt. Das
Auge leuchtet. Das bleiche Antlitz ist
Wille und Tat. Noch einmal umfaßt sein
Blick die Herrlichkeit des sternübersäten
Himmelsdomes.
„Der Wahrheit die Ehre!"
Der Einsame lächelt. Es ist das Lächeln
eines Freien und Begnadeten.
Voll unvergänglicher Schönheit stehen
über Stadt und Dom die ewigen Sterne.
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ikus steht auf feinem
er Entscheidung istdL
e der Tag. Drei
inb jede griff tief «s
endfreund gekommen
um alles Ringen un>
hatte gedrängt, dr-
ehen. Die Welt wrr
, und noch nie jei ^
r Acker für neue m
du
Verständnis emporgerissen hätte wie mit
2ldlerflügeln, er hatte nur harte Worte!
Und Nikolaus Kopernikus erschauert
vor der Tiefe des Leides, das den Seher
und Sucher immer umschatten wird, wenn
seine Seele einem Ebenbürtigen im Reiche
des Geistes entgegenfliegt und nur ver-
schlossene Türen findet.
Höhnt es nicht auch im wind? Flüstern
nicht aus der Tiefe dunkle Stimmen:
„Die Welt willst du verwandeln; Das
Ewige umkehren7 Narr! Narr! Narr!"
Fester krampst sich die Hand um den
Rand des Turmkranzes.
Ein Licht fließt durch die Verdunkelung
seines Herzens: war es nicht immer so,
daß alles Große nur aus tiefster Einsam-
keit geboren wurden Und blieben nicht
alle, deren Namen unvergänglich in die
Tafel der Geschichte gegraben wurden,
zuletzt und zutiefst einsam und unver-
standene
„Es ist Schicksal, nicht Schuld, daß er
mich nicht versteht — und Schicksal muß
man mannhaft tragen!" —
Der zweite Brief... Ein Gönner
warnte. In Rom sei man hellhörig ge-
worden, und schon sei das Wort „Netzer"
dort gefallen. Vorsicht sei am Platze, vor-
läufiges Schweigen noch besser. Er wisse
ja, was das „Geheime Gericht" bedeute!
Ein bitteres Lächeln spielt um die Lip-
pen des Frauenburger Domherrn. O, er
kennt die Mächte der Kerker und die
Schrecken der Folter! — „Sie können nur
den Leib töten!" Er denkt daran, wie er
als Jüngling — fast ein Knabe noch —
die wilde Weichsel zum erstenmal be-
Machtlied
Der Minü schläft in der Munde,
die Mtcrne funbeln blae.
Mollende du mich, Mtunde,
du Mtunde groß und wahr I
DÜach ganz den noch 2crstücbten,
sag, was ich fehl oersucht I
Die Taten, die mißglückten?
Die Meiden ohne Arucht?
2eig mir, wo ich mißraten,
was geslern mir mißriet
mit Griffel und mit Spaten,
mein Sclrer oder Mied.
Steck mir das Micht an, innen,
so gibst du neuen Mlnt,
und ich will frisch beginnen
und mach es wieder gut I
Friedrich Sacher
zwungen hat. 2tls Einziger der Kloster-
schüler! Seit diesem Tage kann er dem
Tod ins Auge sehen. —
*
Ein Ruf schallt durch die Nacht. Der
Wächter verkündet die zwölfte Stunde.
Nikolaus Kopernikus schaut empor. Da
stehen sie alle, die strahlenden Sternbilder,
in unermessenen Gottesfernen, deren We-
sen ihm zur beglückenden Gewißheit wurde.
Die Erde wandert! wie klein wird sie!
Und doch: wie wundersam ist sie hinein-
gestellt in das ewige Kreisen und wandern!
Die Seele des Schauenden saugt das
hoheitsvolle Bild tief in ihre geheimsten
Kammern, darin das Göttliche wirkt. Ein
Dürstender trinkt Erquickung.
Unterm Turm steht eine Linde, welke
Blätter fallen in die Tiefe.
Nikolaus Kopernikus lauscht.
gerbst... Die Tage des Jahres gehen
ihrem Ende zu.
Auch seine Tage!...
Aber dann strafft sich seine Gestalt. Das
Auge leuchtet. Das bleiche Antlitz ist
Wille und Tat. Noch einmal umfaßt sein
Blick die Herrlichkeit des sternübersäten
Himmelsdomes.
„Der Wahrheit die Ehre!"
Der Einsame lächelt. Es ist das Lächeln
eines Freien und Begnadeten.
Voll unvergänglicher Schönheit stehen
über Stadt und Dom die ewigen Sterne.
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