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J V 6k E /v £

Freunde und die Post

Was sich liebt, das neckt sich. Paul
kriegt eines Tages einen dicken, aber un-
frankierten Brief, der erhebliches Straf-
porto kostet. In Gottesnamen erlegt er
das Geld und öffnet gespannt den Brief.
Auf vier großmächtigen Seiten stehen nur
die Worte: „Mir geht es gut! Einfach groß-
artig! Ich hoffe, daß dich das freut! Gruß!
Dein Franzi!"

Und ob das den Pauli freut! Er geht fort
und holt von der Straße einen pfundig
schweren Pflasterstein! Den versenkt er in
ein Kistel, damit er nicht beschädigt wird,
und schickt ihn dem ahnungslosen Franzi.
Natürlich unfrankiert. Der überlegt sich
alle Freunde und Gönner, die ihm eine
Überraschung zugedacht haben könnten
und nimmt gerührt an. Sein Gesicht wird
aber lang und länger, als er den Pflaster-
stein auspackt und dabei einen Zettel
findet: „Dieser Stein ist mir vom Herzen
gefallen, als ich erfuhr, daß es dir gut
geht! Gruß! Dein Paul!"

Für die Folgezeit hat Franz kein Interesse
mehr, seine Freunde unfrankiert von sei-
nem Wohlbefinden zu unterrichten....

Er muß es ja wissen . . .

Wie es so geht. Die anderen Leute wis-
sen meist mehr als man selbst. Und die
guten Freunde zu allererst. Bei einer guten
Flasche Wein nimmt einer den Pepi, der
gerade kein Adonis ist, beiseite. „Weißt
du, Peperl, das muß dir mal einer sagen!
Mit deiner Frau da stimmt was nicht?" —
„Warum?" fragt der Pepi arglos. — „Da,
also, rund herausgesagt, es ist kein Ge
heimnis mehr, daß sie es mit anderen
hält!" — Der Pepi schaut und schüttelt
dann ungläubig den Kopf. „Das ist be-
stimmt ein Unsinn! Meine Frau mag ja net
amal mich!" ...

Macht der Gewohnheit

Zwei ältere, alleinstehende Frauen haben
sich in ein Häuschen zurückgezogen, um
darin ihren Lebensabend zu verbringen.
Eines Tages besucht sie ein Herr Vetter
aus der Umgegend und ist erstaunt, das
Zimmer mit dicken Tabakwolken ver-
räuchert zu finden. „Jetzt sagts mir bloß,
rauchts ihr zwei daherin am End Pfeifen?"
— Die beiden erröten wie in der Blüte
ihrer Jahre. „Ah, des grad net! Mir kaufen
uns halt von Zeit zu Zeit a Packl Tabak
und streun 'hn auf d' Herdplatten!" —
„Warum denn des?" wundert sich der
Vetter. —

„Ja mei, s' schmeckt halt gar so guat
nach Mannsbild, woaßt!"...

Das Aussehen . . .

„Viele Leute, lieber Freund, sehen sehr
intelligent aus, sind es aber in Wirklichkeit
gar nicht."

„Du meinst doch nicht mich damit?"

„Dich? Ich habe doch nie behauptet,
daß du intelligent ausschaust!" war

Franz Naager

Des Malers Bankelsangerlied

Nicht cler Humor ist’s, die Eitelkeit, der
Glaube an sich;

der Künstler glaubt stets an sein eigenes
Ich! —

Auch wenn die Welle des Lobs um ihn
schlägt, —

man glaubt nicht, wie viel ein Künstler
verträgt! . . .

Denn Kampf war stets und wird es bleiben:
hie Ehr und Ruhm, hie Ehr und Geld;
man kann auch alle Neune scheiben
in dieser tollen Welt. . .

Und unten durch oder oben auf,
war stets das Lob der Großen,
der Tapfre geht den Berg hinauf,
beim andern geht’s in cV Hos’?i. —

Fr. N a a g e r

Franz Naager

Kleine Geschenke

Der Hubermetzger hat in Freising einen
guten Geschäftsfreund und er hat auch
seinen Grund, daß er dem Maxi einen
riesigen Packen feine Wurst hinschiebt
und sagt, er solle das alles dem Ge-
schäftsfreund nach Freising als Geschenk
bringen. Der Maxi freut sich furchtbar, daß
er fortfahren darf, nimmt das Packl und
haut ab. Noch mehr freut sich aber der
Empfänger. Der schlägt die Händ zusam-
men und sagt ein ums andere Mal: „Ja-
mei, des is ja vuil z' vuil, na, des is wirkli
z' vuil!" Was bei ihm aber nur höfliche
Bescheidenheit, nicht etwa abweisender
Ernst war. Dem Maxi wird das Lamento zu
dumm. „Ha!" sagt er. „Sehng S', des hat
d' Muatter aa gsagt! Daß dös z' vuil is!
Aber der Vater hat gmoant, sie solls nur
hergebn, weil ma nia woaß, wia ma den
Kerl no amal braucha kunt!"...

Das war wirklich zuviel...

Die gute Empfehlung

Eine Kundin ist von einem Kolonialwaren-
geschäft aufgefordert worden, endlich ihre
längst fällige Rechnung zu begleichen. Sie
sei schon hübsch lange rückständig und
so weiter... Worauf die Kundin einen
Brief zurückschreibt: „Sehr geehrte Firma!
Sind Sie so gut und drängen Sie nicht
eine arme Witwe, die aber ihren Ver-
pflichtungen nachkommt. Bei mir können
Sie ruhig schlafen! Davon wird sich Ihr
Herr Reisender überzeugt haben!" —

Das gefährliche Gebiß

Ein Mann hat sich beim Zahnarzt ein
neues Gebiß anmessen lassen und der
Doktor bespricht mit ihm noch das Mate-
rial, das verwendet werden soll. Am Ge-
scheitesten wär halt, meint er, eine Platte
aus rostfreiem Stahl. Der Mann hat soweit
nichts dagegen und geht fort... Am
andern Tag ist er schon wieder da. „Wis-
sen S', Herr Dokter! Des mit derer Stahl-
platten kimmt meiner Frau net so ganz
sicher vor und mir jetzer aa nimmer! Da
kunnt amal a Unglück passiern!"... Der
Zahnarzt weiß nicht, was er denken soll.
Ein Unglück? Mit dem Gebiß? Oder wie?
— „Na, na, verstehn S' mi recht, Herr
Dokter! Mir moana des aso, daß, bal a
Gwitter kommt, der Blitz neischlagn kunnt,
net! Das war scho zwider!"...

Ein pfundiger Blinddarm

Der Sepp ist furchtbar stolz aus der
Stadt heimgekommen, weil er jetzt keinen
Blinddarm mehr braucht. Rausoperiert is
er worden, der Blinddarm. Ja, Leut, des is
schon was! Im Wirtshaus will den Sepp
ein Freunderl tratzen. „Ah, da möcht i gar
net reden, wegen dem Zipfel Blinddarm!"
Tiefbeleidigt grollt der Sepp: „Brauchst da
nix denka! I hab mi gwogn, wia i raus-
kemma bin ausm Krankenhaus! Zwölf Pfund
hat er ghabt, der Blinddarm!"... fed

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[nicht signierter Beitrag]: Freunde und die Post
[nicht signierter Beitrag]: Er muß es ja wissen
[nicht signierter Beitrag]: Macht der Gewohnheit
[nicht signierter Beitrag]: Das Aussehen
[nicht signierter Beitrag]: Kleine Geschenke
[nicht signierter Beitrag]: Die gute Empfehlung
[nicht signierter Beitrag]: Das gefährliche Gebiß
fed.: Ein pfundiger Blinddarm
Franz Naager: Des Malers Bänkelsängerlied
Franz Naager: Bildreproduktionen ohne Bezeichnung
 
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