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Blumen-u.Mullerstt./u-

Line schlanke, bildschöne 8rau...

wenn jemand eine Reise tut, dann kön-
nen andere was erzählen. Alte Sache,
war ich da gerade vierzehn Tage unter-
wegs und komme wieder nach Hause.
Grüßt mich mein bester Freund nicht
mehr.

„Mensch", sage ich, „hast du Zahn-
schmerzen^"

„Nein, lächelt er ironisch, „aber war's
denn wenigstens schon aus deiner Reise?"

„Rlar", sage ich und denke: Aha, der
blaffe Neid hat ihn gepackt, „wunderbar
war es. Das Meer und die Muscheln, die
Strandkörbe und der Sonnenuntergang."

„Und der Spaziergang im Dünen-
wäldchen, nicht wahr? Ha!" grinst mein
Freund malitiös wie eine heisere Prima-
donna. Und war weg.

Mir blieb die Spucke weg. Ich bin
manchmal schwer bei Verstand, was
sollte das bedeuten? wer war in der
Lage, das zu verstehen?...

Ich schüttelte noch den Ropf, als mein
Hauswirt an mir vorüberschritt. Er
lächelte. Und wie er lächelte! So, als
wenn ich ihm die Miete seit sechs Mona-
ten schuldete. Dabei hatte ich bereits für
Monat Mai bezahlt.

Langsam dämmerte mir eine Ahnung
aus. Hier handelte es sich um was. Hier
bandelte es sich wahrscheinlich um mich.
Deshalb nahm ich das Milchfraulein, das
verächtlich zitterte, als sie mir meine
Milch überreichte, beiseite.

„Sagen Sie", sagte ich, „was ist los?"

„Das wissen Sie selbst doch am besten!"
meinte sie, und das Blut stieg ihr hastig
ins hübsche Röpschen. „wir haben alle
gedacht, daß Sie ein so netter Mensch
seien."

„Wim", fragte ich entsetzt, „bin ich das
denn nicht? Ist denn was passiert?"

„Man hat Sie gesehen!" wisperte das
Milchfraulein zutraulich. „Auf der Reise
hat man Sie gesehen!"

„Das ist doch nicht weiter schlimm!"
lächelte ich erstaunt.

//Ja", sagte das nette Rind schon halb
versöhnt. „Aber man hat Sie mit einer
großen, bildhübschen Frau gesehen."

Teufel, zuckte ich zusammen. Das war
wahr. Ich reiste mit einer bildschönen,
großen Frau zusammen! Daher also
wehte der wind!

„Wim", erwiderte ich, und brachte
meinen Mund dicht an das hübsche, zier-
liche Ohr des reizenden Mädchens, „ich
will Ihnen auch verraten, wer diese Frau
gewesen ist."

Sie spitzte sämtliche Ohren, daß die
Ohrenadern vor Überanstrengung knister-
ten. „Ach!" meinte sie. „wie wirklich
lieb von Ihnen!"

Karl Arnold

Ach, der Tisch, er steht noch hier,
Drauf der Dürer Würstl aß.

Dorten steht noch das Klavier,

Darauf steht ein dunkles Bier,

Das zu trinken er vergaß. —

Zeiten kommen, Zeiten gehn,

Nur der Stammtisch bleibt bestehn.

Ich beugte mich noch tiefer an ihr
Röpfchen: „Es war sogar eine verheiratete
Frau", zischelte ich heiser.

„wie interessant!" flötete die Kleine
und zitterte vor Aufregung. „Fast wie im
Film, aber wer war sie denn?"

„Meine mit mir verheiratete Frau!"
erwiderte ich ernst, ehe ich sanft und ohne
Aufregung meine Rorridortür schloß ...

E. C. Christophe

D I E KISTE

Der Roßwirt war dabei, im Hausplatz
eine Kiste zuzunageln. Kam der Schmied-
barthel daher.

„Kommst gerade recht, Barthel", sagte
der Roßwirt.

„Wieso?"...

„Kannst dir eine Mark verdienen, wenn
du mir die Kiste zum Güterbahnhof
trägst."

Der Schmied war schlecht aufgelegt.
„Ich pfeif auf deine Markt" Und ging in
die Wirtsstube.

Da erschien der Weberlorenz.

„Magst dir eine Mark verdienen,
Lorenz?"

„Das will ich meinen, Roßwirt."

„Hol dir einen Schubkarren und schaff
die Kiste zum Güterbahnhof!"

„Dazu brauche ich keinen Schubkarren",
meinte der Weberlorenz. „Der Schmied-
barthel, der in der Stube hockt, trägt sie
mir gerne für eine Maß Bier hinunter!"

„Glaubst?" grinste der Wirt.

„Bestimmt!"

Der Weberlorenz betrat die Wirtsstube:
„Das ist überhaupt unmöglich!" schrie er
unter der Tür zum Wirt in den Hof.

Der Schmiedbarthel hob den Kopf: „Was
ist unmöglich?"

„Daß jemand die Kiste da draußen auf
den Schultern fortträgt."

Der Schmiedegeselle lachte: „Das soll
auch was sein?"

„Aber nicht bloß einige Schritte,
Barthel."

Der Schmied stand auf und wuchtete
seine bärenstarken Arme. „Meinetwegen
fünf Kilometer weit."

„Ohne stehen zu bleiben?"

Der Schmied nickte.

„Ohne die Kiste einmal abzustellen?"

„Wie weit also?"

„Bis zur Steinschleiferei!" (Die lag in
unmittelbarer Nähe des Güterbahnhofes.)

„Was gilt die Wette, Lorenz, daß ich die
Kiste bis dorthin trage?"

„Wetten kann ich nichts, Barthel. Ich
habe kein Geld."

„Zu einer Maß Bier wird es langen."

Damit waren sie einig. Der Schmied-
barthel lud sich die Kiste auf und der
Weberlorenz schritt neben ihm her.

Etwa zwanzig Meter vor dem Güterbahn-
hof hörte der Schmiedbarthel den Roß-
wirt hinter sich sprechen. Es riß ihn her-
um. Der Roßwirt hatte ein Papier in der
Hand — den Frachtbrief. Dem Schmiede-
gesellen ging blitzschnell ein Seifensieder
auf. Er warf die Kiste in den Straßen-
graben.

Der Weberlorenz meckerte: „Ich habe es
ja gewußt..."

Der Schmiedbarthel zog auf: „Wenn du
eine Watsche fangen willst?"...

Der Weberlorenz war still.

Der Roßwirt aber lachte: „Jetzt kann ich
mir die Mark selber verdienen." Und
wälzte die Kiste zum Güterbahnhof...

Jos. Hübner

Liebe Jugend!

Ich hatte einige Freunde bei mir, die
der Abendmusik am Radio lauschten. Wir
saßen alle gemütlich beisammen und
jeder hatte nebenbei noch eine Zeitung
oder Lektüre in der Hand. Ich die neueste
Nummer der „Jugend", die meine Frau
noch nicht gesehen hatte. Der Abend zog
sich in die Länge und meine etwa 20 Jahre
jüngere Frau wurde müde und wollte zu
Bette gehen. Sie verabschiedet sich von
den Herren und spricht zu mir: „Komm
bald nach, Männel, und bring mir deine
,Jugend' mit."

Jakobus

1939 / JUGEND Nr. 30 / 24. Juli 1939 Einzelpreis 40 Pfennig

Verantwortlich für die Schriftleitung: Wilhelm L. K r i s t I , München; für Bildende Kunst: Josef Oberberger, München; für Anzeigen: Jac. Z e r c h e r,
München / Verlag: Karl Schilling- Verlag, München, Herrnstr. 10, Tel. 27682 / Druck: Graph. Kunstanstalt W. Schütz, München 22, Herrnstr. 8—10,
Tel. 20763 / Alle Rechte Vorbehalten / Nachdruck strengstens verboten / Copyright by Karl Schilling- Verlag, München DA. 2. Vj. 39: 6700. Prl. Nr. 3 /
Manuskripte sind nur an die Schriftleitung der „JUGEND”, Karl Schilling-Verlag, München, Herrnstraße 10, zu richten / Für unaufgefordert eingesandte
Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden / Rücksendung erfolgt nur bei beigefügtem Porto / Postort München
Register
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Josef Hübner: Die Kiste
Eduard Curt Christophé: Eine schlanke, bildschöne Frau
Karl Arnold: Zeichnung ohne Titel
 
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