Entwurf zum Eisernen Kreuz Schinkel
IM KÜNSTLERHAUS AM LEN BACH PLATZ
KAMERADSCHAFT DER KÜNSTLER MÜNCHEN EV
Plaudereien ums Künstlerhaus
ii.
Das Verhältnis zwischen dem Mitgliederbestand
der Kameradschaft und dem Besuch des Künstler-
hauses durch die Künstler richtet sich im Grunde
nach der Antwortmöglichkeit auf die Frage: Was
soll ich im Künstlerhaus? Die Frage war noch nie
so aktuell wie gerade jetzt, wo eine tiefe Wand-
lung der persönlichen Arbeits- und Lebenssphäre
durch den Gang der politischen Ereignisse aus-
gelöst worden ist. Jetzt ist der Augenblick ge-
kommen, wo sich das Künstlerhaus bewähren muß,
wo man sich innerhalb der Künstlerschaft und der
übrigen Kulturschaffenden der Kameradschaft ge-
rade hier, im eigenen Heim, zusammenscharen
müßte: Um von der Kraft des Inwendigen gegen-
seitig auszutauschen, oder auch um die mancher-
lei veränderten Aufgaben und Arbeiten der
schöpferischen Künstlerschaft untereinander zu be-
sprechen, oder um sich bei guter Musik, bei
Spiel und Lektüre in den Räumen des Hauses ab-
zulenken und zu entspannen.
Es ist der ,,Jugend" eine besondere Freude,
mitteilen zu können, daß einer der entscheidend-
sten Schritte zur Vertiefung der Atmosphäre des
Künstlerhauses gerade aus dem Bereich seiner
gültigsten Werte jetzt getan werden konnte: Es
füllt sich nämlich die Bibliothek!
Ja nun, wird mancher sagen, hat es auch für
mich einen Sinn. Nun ist auch die geistige Be-
schäftigung eingespannt in die Möglichkeiten des
Hauses, nun werden durch die Köstlichkeiten, die
Kostbarkeiten dieser einzigartigen Bibliothek neue
Schaffenskräfte lebendig und aus Gesprächen um
Buch und Bilder wachsen Gedanken und Erkennt-
nisse. Die Kunst des „Gespräches" haben wir
meist verlernt. Vielleicht versuchen wir sie neu?
Hier hätte auch dies seinen Sinn, in dieser von
Schönheit gerahmten Welt der Gedanken um die
Kunst und ihr Können.
Die wenigsten kennen überhaupt den Raum
hinter dem Lesezimmer, der sich jetzt mehr und
mehr mit Büchern füllt, diese Bibliothek der
Künste und des Kunsthandwerks, die
zum prachtvollsten gehören wird, was je gesam-
melt wurde. Vorerst ist nur ein Teil der vom
Führer gestifteten und in kostbares farbiges Leder
neu gebundenen Bücher ausgepackt und eingeord-
net. Viele hundert Bücher von bedeutendem Wert
sind es. Da stehen die bekannten Standardwerke
der Bildenden Künste, da sind Fachbücher über
Künstler und Werk, über Einzelfragen der Kunst
über Techniken und Forschung, da ist Allgemeines'
Kunstgeschichtliches und jede Art von Fachliteratur
zu finden.
Im Vorübergehen sehen wir die schöne Reihe
„Deutsche Meister" des Insel-Verlages, sehen die
Orbis-terrarum-Bande von Atlantis, Singers Bildnis-
Biwih2rHlttwdau m L^oßsr Reihe dann Jakob
We£ke 4u,?d Dehios große „Geschichte
21 BSnrii Hhacn uUnSJu Lm anderen Schrank stehen
fVernc?»i'afh*d^C^?S der Kunstwissenschaft"
tiae ßS h Athenaion) und ebenso viele präch-
man „Bauformen-Bibliothek" desHoff-
Kuns^ dPn ii4WRr b^geinen Wasmuths Lexikon der
Kunst, den 114 Banden Künstler-Monographien von
Werk 9eSildni,la?,n^ / R Schmidts zweibändigem
werk „Bildnis und Komposition", Josef Greaors
wundervollem Buch „Die Masken der Erde", dort
sind Bücher über Bronzen, Miniaturen, Dekoratio-
nen, über altholländische Fliesen, über spätantike
und koptische Stoffe, über Schrift und Ornamentik,
über Porzellane, über die Geschichte des Kunst-
gewerbes, dann 35 Bände Enciclopedia Italiana,
allgemeine Lexika der Bildenden Künstler, 31 rote
Bände künstlerischer Städtebilder, Georg Weises
bekanntes Werk über spanische Plastik und vieles,
vieles anderes. Das Prachtvollste und Wertvollste
zugleich aber sind Geisbergs 40 numerierte Groß-
bände „Der Deutsche Einblattholzschnitt in der
Ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts", kostbare
Nachdrucke von vielen hundert Blättern großer
Meister ihrer Zeit, jedes in festem Passepartout,
dann der Großband mit der Wiener Genesis,
Farbenlichtdruckfaksimiles der griechischen Bilder-
bibel aus dem 6. Jahrhundert, deren Original sich
in der Wiener Nationalbibliothek befindet, und
schließlich ein Band mit Dürers und Lucas Cranachs
Handzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximi-
lian I., ausgestattet vom Kunstverlag Riehn u.
Reusch; das Original des Gebetbuches liegt be-
kanntlich in der Bayerischen Staatsbibliothek ver-
wahrt. Wie gesagt, es handelt sich hier erst um
einen Teil der gestifteten Bücher. Wundervolles
enthalten auch die Bibliothek und die Sammlung
des früheren Künstlerhausvereins und der Künstler-
Lüiege und Palette wohnen
eng im Maleratelier.
Für den Fleiß wird beide lohnen
wohlgesinnt die Musenfee.
W. E.
Genossenschaft, die ebenfalls bald ausgesucht und
im Künstlerhaus untergebracht werden.
Ein wichtiger Schritt ist getan. Die Frage: Was
soll ich im Künstlerhaus? hat durch die Bibliothek
wieder eine neue Antwort bekommen. Diese
Bücherei, die reiche Sammlung alter Kunstblätter
— Zeichnungen, Radierungen und Aquarelle —
dazu noch, als Wunsch, ein Raum, wo man ge-
mütlich Schach- oder Kartenspielen kann, dies
alles bedeutet neben den sonstigen Annehmlich-
keiten im Künstlerhaus eine willkommene Be-
reicherung. dahl-
Der kommende Winter
im Künstlerhaus
Unser Ruf an die Münchener Künstler-
schaft bezüglich des Künstlerhauses hat
bereits ein vielfaches Echo gefunden. Man
will mit Rat und Tat mithelfen, damit das
Heim der Kameradschaft gerade in diesem
Winter ein Zentrum des künstlerischen und
kulturellen Lebens in der Heimat wird.
Es ist interessant, Wünsche und Anregun-
gen kennenzulernen, die man in den Krei-
sen der Kameradschaft in Hinblick auf den
kommenden Winter mit dem Künstlerhaus
verbindet.
Zum Beispiel denkt man an regel-
mäßige Dichter-Abende in einem
der kleineren Räume, welche die gerade
für Autorenstunden notwendige Intimität
besäßen. Und die Münchener Schriftsteller
würden wahrscheinlich gerne mitmachen.
Man schlägt ferner die Aufführung von
Kulturfilmen vor, die zu sehen man
im allgemeinen Programm der Lichtspiel-
theater ja weniger Gelegenheit habe. Es
wird da auch an die von der Kamerad-
schaft mit so viel Erfolg gezeigten Mär-
chenfilme und ähnliche Veranstal-
tungen erinnert; ebenso an interessante
Lichtbilder-Vorträge, bei denen
oft der große Saal überfüllt gewesen sei.
Auch die Kammermusik möge wie
bisher im Künstlerhaus gepflegt werden.
Verschiedene schlagen vor, man führe
manche Veranstaltungen Sonntag vormit-
tags und an Nachmittagen durch.
Die „Jugend" freut sich über dieses rege
Interesse. Sie will gern Sprachrohr dafür
sein und bittet um weitere Vorschläge.
*
u v«?n. •Iulius Diez ist die Zeichnung im
Heft 39, Seite 774, sondern von Erich W i I k e.
790
IM KÜNSTLERHAUS AM LEN BACH PLATZ
KAMERADSCHAFT DER KÜNSTLER MÜNCHEN EV
Plaudereien ums Künstlerhaus
ii.
Das Verhältnis zwischen dem Mitgliederbestand
der Kameradschaft und dem Besuch des Künstler-
hauses durch die Künstler richtet sich im Grunde
nach der Antwortmöglichkeit auf die Frage: Was
soll ich im Künstlerhaus? Die Frage war noch nie
so aktuell wie gerade jetzt, wo eine tiefe Wand-
lung der persönlichen Arbeits- und Lebenssphäre
durch den Gang der politischen Ereignisse aus-
gelöst worden ist. Jetzt ist der Augenblick ge-
kommen, wo sich das Künstlerhaus bewähren muß,
wo man sich innerhalb der Künstlerschaft und der
übrigen Kulturschaffenden der Kameradschaft ge-
rade hier, im eigenen Heim, zusammenscharen
müßte: Um von der Kraft des Inwendigen gegen-
seitig auszutauschen, oder auch um die mancher-
lei veränderten Aufgaben und Arbeiten der
schöpferischen Künstlerschaft untereinander zu be-
sprechen, oder um sich bei guter Musik, bei
Spiel und Lektüre in den Räumen des Hauses ab-
zulenken und zu entspannen.
Es ist der ,,Jugend" eine besondere Freude,
mitteilen zu können, daß einer der entscheidend-
sten Schritte zur Vertiefung der Atmosphäre des
Künstlerhauses gerade aus dem Bereich seiner
gültigsten Werte jetzt getan werden konnte: Es
füllt sich nämlich die Bibliothek!
Ja nun, wird mancher sagen, hat es auch für
mich einen Sinn. Nun ist auch die geistige Be-
schäftigung eingespannt in die Möglichkeiten des
Hauses, nun werden durch die Köstlichkeiten, die
Kostbarkeiten dieser einzigartigen Bibliothek neue
Schaffenskräfte lebendig und aus Gesprächen um
Buch und Bilder wachsen Gedanken und Erkennt-
nisse. Die Kunst des „Gespräches" haben wir
meist verlernt. Vielleicht versuchen wir sie neu?
Hier hätte auch dies seinen Sinn, in dieser von
Schönheit gerahmten Welt der Gedanken um die
Kunst und ihr Können.
Die wenigsten kennen überhaupt den Raum
hinter dem Lesezimmer, der sich jetzt mehr und
mehr mit Büchern füllt, diese Bibliothek der
Künste und des Kunsthandwerks, die
zum prachtvollsten gehören wird, was je gesam-
melt wurde. Vorerst ist nur ein Teil der vom
Führer gestifteten und in kostbares farbiges Leder
neu gebundenen Bücher ausgepackt und eingeord-
net. Viele hundert Bücher von bedeutendem Wert
sind es. Da stehen die bekannten Standardwerke
der Bildenden Künste, da sind Fachbücher über
Künstler und Werk, über Einzelfragen der Kunst
über Techniken und Forschung, da ist Allgemeines'
Kunstgeschichtliches und jede Art von Fachliteratur
zu finden.
Im Vorübergehen sehen wir die schöne Reihe
„Deutsche Meister" des Insel-Verlages, sehen die
Orbis-terrarum-Bande von Atlantis, Singers Bildnis-
Biwih2rHlttwdau m L^oßsr Reihe dann Jakob
We£ke 4u,?d Dehios große „Geschichte
21 BSnrii Hhacn uUnSJu Lm anderen Schrank stehen
fVernc?»i'afh*d^C^?S der Kunstwissenschaft"
tiae ßS h Athenaion) und ebenso viele präch-
man „Bauformen-Bibliothek" desHoff-
Kuns^ dPn ii4WRr b^geinen Wasmuths Lexikon der
Kunst, den 114 Banden Künstler-Monographien von
Werk 9eSildni,la?,n^ / R Schmidts zweibändigem
werk „Bildnis und Komposition", Josef Greaors
wundervollem Buch „Die Masken der Erde", dort
sind Bücher über Bronzen, Miniaturen, Dekoratio-
nen, über altholländische Fliesen, über spätantike
und koptische Stoffe, über Schrift und Ornamentik,
über Porzellane, über die Geschichte des Kunst-
gewerbes, dann 35 Bände Enciclopedia Italiana,
allgemeine Lexika der Bildenden Künstler, 31 rote
Bände künstlerischer Städtebilder, Georg Weises
bekanntes Werk über spanische Plastik und vieles,
vieles anderes. Das Prachtvollste und Wertvollste
zugleich aber sind Geisbergs 40 numerierte Groß-
bände „Der Deutsche Einblattholzschnitt in der
Ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts", kostbare
Nachdrucke von vielen hundert Blättern großer
Meister ihrer Zeit, jedes in festem Passepartout,
dann der Großband mit der Wiener Genesis,
Farbenlichtdruckfaksimiles der griechischen Bilder-
bibel aus dem 6. Jahrhundert, deren Original sich
in der Wiener Nationalbibliothek befindet, und
schließlich ein Band mit Dürers und Lucas Cranachs
Handzeichnungen zum Gebetbuch Kaiser Maximi-
lian I., ausgestattet vom Kunstverlag Riehn u.
Reusch; das Original des Gebetbuches liegt be-
kanntlich in der Bayerischen Staatsbibliothek ver-
wahrt. Wie gesagt, es handelt sich hier erst um
einen Teil der gestifteten Bücher. Wundervolles
enthalten auch die Bibliothek und die Sammlung
des früheren Künstlerhausvereins und der Künstler-
Lüiege und Palette wohnen
eng im Maleratelier.
Für den Fleiß wird beide lohnen
wohlgesinnt die Musenfee.
W. E.
Genossenschaft, die ebenfalls bald ausgesucht und
im Künstlerhaus untergebracht werden.
Ein wichtiger Schritt ist getan. Die Frage: Was
soll ich im Künstlerhaus? hat durch die Bibliothek
wieder eine neue Antwort bekommen. Diese
Bücherei, die reiche Sammlung alter Kunstblätter
— Zeichnungen, Radierungen und Aquarelle —
dazu noch, als Wunsch, ein Raum, wo man ge-
mütlich Schach- oder Kartenspielen kann, dies
alles bedeutet neben den sonstigen Annehmlich-
keiten im Künstlerhaus eine willkommene Be-
reicherung. dahl-
Der kommende Winter
im Künstlerhaus
Unser Ruf an die Münchener Künstler-
schaft bezüglich des Künstlerhauses hat
bereits ein vielfaches Echo gefunden. Man
will mit Rat und Tat mithelfen, damit das
Heim der Kameradschaft gerade in diesem
Winter ein Zentrum des künstlerischen und
kulturellen Lebens in der Heimat wird.
Es ist interessant, Wünsche und Anregun-
gen kennenzulernen, die man in den Krei-
sen der Kameradschaft in Hinblick auf den
kommenden Winter mit dem Künstlerhaus
verbindet.
Zum Beispiel denkt man an regel-
mäßige Dichter-Abende in einem
der kleineren Räume, welche die gerade
für Autorenstunden notwendige Intimität
besäßen. Und die Münchener Schriftsteller
würden wahrscheinlich gerne mitmachen.
Man schlägt ferner die Aufführung von
Kulturfilmen vor, die zu sehen man
im allgemeinen Programm der Lichtspiel-
theater ja weniger Gelegenheit habe. Es
wird da auch an die von der Kamerad-
schaft mit so viel Erfolg gezeigten Mär-
chenfilme und ähnliche Veranstal-
tungen erinnert; ebenso an interessante
Lichtbilder-Vorträge, bei denen
oft der große Saal überfüllt gewesen sei.
Auch die Kammermusik möge wie
bisher im Künstlerhaus gepflegt werden.
Verschiedene schlagen vor, man führe
manche Veranstaltungen Sonntag vormit-
tags und an Nachmittagen durch.
Die „Jugend" freut sich über dieses rege
Interesse. Sie will gern Sprachrohr dafür
sein und bittet um weitere Vorschläge.
*
u v«?n. •Iulius Diez ist die Zeichnung im
Heft 39, Seite 774, sondern von Erich W i I k e.
790