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deine Hände sind Reisschalen roll Güte!"
Staunend hörte Mai-Li ihr Lob und
lächelte, weil sie es nicht verstand, weit
öfter aber weinte die junge Prinzessin und
wußte nicht, welches Leid sie schmerzte.

Als Mai-Li eine herrliche Jungfrau
geworden war, die goldene Haarpfeile im
Nacken trug, ward ihr der Auftrag, täg-
lich des Kaisers Tee zu bereiten. An
jedem Morgen ging sie in den Garten und
pflückte die obersten Blatter des Tee-
strauches, sobald sie der erste Sonnenstrahl
traf. Zur bestimmten Zeit trug dann Mai-
Li ein Schälchen des heißen bitteren
Tranks auf einem Tablett feinsten Por-
zellans vor die Tür des Kaisers und setzte
es dort nieder. Sobald sie aber den Gong
gerührt hatte, mußte Mai-Li wieder ver-
schwunden sein, denn des Kaisers Auge
sollte nicht durch den Anblick eines un-
nützen Mädchens beleidigt werden, selbst
wenn es eine Prinzessin war.

Eines Morgens schürte die Kammcr-
frau das Kohlenbecken, auf dein Mai-Li
des Kaisers Tee bereitete, „warum darf
ich nie meines Vaters Antlitz sehen, nie
seine gütige Hand fühlen-" fragte die
Prinzessin traurig. „Ich möchte ihm nur
einmal, nur ein einziges Mal, eine große
Freude machen!" Da weinte die Kammer-
frau und sagte: „Es darf nicht sein, Mai-
Li! Ich weiß selbst nicht warum!" —
„Und es gibt keinen weg zu seinem Ker-
zen;" — „Reinen!" antwortete die Alte.
„Und ich werde einen finden!" dachte Mai-
Li. Es wollte ihr aber nichts Rechtes
einfallen. Sinnend beugte sie sich über
das weiße Gefäß, das des Vaters Mund
erreichen durfte, und erschrak, als eine
große Trane in den Tee fiel. Und dann
lächelte Mai-Li. Von nun an mischte sie
jeden Morgen in den Trank einen Tropfen
ihrer Sehnsucht....

Der Kaiser kostete den Tee und fand,
daß er noch nie so guten getrunken.

Da geschah es, daß ein wilder Mon-
golenkhan mit Mord und Brand das
Reich verheerte, Hoang-wei, der Kaiser,
schickte ihm seinen ältesten Sohn ent-
gegen, den tapfersten Krieger seiner Tage,
mit einem stattlichen Heer. Er selbst ging
in den Tempel und dankte den Göttern,
die ihn ihm geschenkt hatten. Dreimal
ging die Sonne unter und als sie sich zum
vierten Male zur Erde neigte, sprangen
die Tore der stolzen Stadt auf, um die
Reste des vernichteten Heeres einzulasten.
Aber der schöne, starke Prinz war nicht
bei ihnen, denn der Mongole hatte ihn
gefangen und seinen Sklaven zugewiesen.
Da verschloß sich der alte Kaiser in sein
Prunkgemach und weinte. —

/,^aß mich dem Feind entgegenziehen!"
lagte der zweite Sohn, der so klug war,
daß ihn die weisen priesen. „Mein Geist
gewinnt Macht über die rohe Kraft und
wird sie bezwingen!" Und der alte Kaiser
legte ihm die Hand aufs Haupt und hieß
ihn gehen.

Aber die Schönheit seiner Rede, die
kunstvollen perlen seiner Sprache, ver-
schwendete der Prinz umsonst. Der Mon-
gole ließ ihn zu seinen Dienern bringen
mrd flutete weiter mit seinen Scharen.
Nun wußte der alte Kaiser keinen Rat
mehr. Klagend warf er sich im Tempel
nieder und erwartete den Einzug des
Feindes.

Zwei Mädchen mit Hündchen Harnnobn

(Sammlung Wilhelm Auberlen)

Slawisches

Kaffeehausorchester

In einem Winkel sitzen sie,
vom blauen Dunst
der Zigaretten

mild verschleiert die Gesichter, —

abgewandt vom Lärm

der tausend Stimmen

sehen sie versunken

auf die schlanken Hände,

lauschen trunken sie

dem eignen Liede:

Heimat,

klagt die Geige leise,
fern bist du,
singt tief das Cello,
ferne, das Bandonium —

Tanzen! klirrt das Tamburin,
tanzen!

tanzen! schwirrt die Balalaika —

tanzen! züngelt wild die Geige!

heia ho — heia ho

rasselt schrill das Tamburin,

heia ho! heia ho!

rast der Takt,

stampft die Pauke,

rollt die Trommel —

heia —ho

heia-I10

ho-ho-

In einem Winkel sitzen sie,
wie taub dem Lachen rings,
wie hilflos leer dem Beifall,
der brausend,
fordernd

sie bedrängt — —

in einem Winkel sitzen sie-

Edith Stoiber

Mai-Li erfuhr von alledem nichts. Als
sie eines Tages zwei Teeschalen mischte,
ahnte sie nicht, daß eine davon dein
Todfeinde ihres Vaters gehörte, der auf
seidenem Kisten vor ihm saß und über
das Leben der Brüder verhandelte.
Hoang-wei, der Kaiser, pries die golde-
nen Kleinode seiner Schatzkammer!
„Sonst nichts?" grinste der Rundschädel.
„Biete Besteres! Gold habe ich mehr als
genug!" Besseres-, dachte Hoang-wei. Ich
habe nichts Besteres! Und sie nippten
schweigend am Tee. plötzlich blickte der
Mongole den Kaiser so scharf aus seinen
schiefen Schlitzaugen an, daß dieser zit-
terte. „Gib mir zehn Lasten von diesem
Tee für deine Söhne! Es ist der beste,
den je meine Zunge kostete." — Im ganzen
Lande ließ er die obersten Teespitzen sam-
meln und zehn hochbeladene Kamele
wankten damit in das Lager des Khans.

Bald darauf sah man den Steppen-
fürsten mit seinem Gefolge im kaiserlichen
Palast einreiten. „Du betrügst mich!"
schrie er den bestürzten Kaiser an. „Es
ist nicht der Tee, den du trinkst!" ... „Es
ist der gleiche, Freund!" zitterte Hoang-
wei und befahl sofort eine Taste zu brin-
gen. — Mai-Li stellte sie, wie gewohnt,
vor die.Türe und schlug den Gong. „Ge-
heimnisse!-" brüllte der Mongole. Nut
einem wilden Satz sprang er zur Tür und
riß sie weit auf. Da neigte sich Mai-Li
demütig vor dem wüsten Gesellen, „wer
bist du?" fragte er betroffen und nahm
ihre Hand. „Mai-Li, ein unnützes Mad-
chen, o Gebieter!"

„Folge mir, Mai-Li!" Da trat die
Prinzessin über die verbotene Schwelle
und sah zum ersten Male ihren Vater,
den Kaiser. — „Höre mich an, Kaiser
Hoang-wei!" sagte der Mongole mit sanf-
tem Ton in der rauben Stimme. „Dieses
Mädchen wird mit mir ziehen und künftig
meinen Tee bereiten. Du hast nichts Bes-
seres zu bieten als ihre Lieblichkeit, die
mein Herz entzückt! Deine Söhne werden
heute noch in deine Arme zurückkehren!
Ich werde deiner in Freundschaft immer
gedenken!" — — Und er nahm Mai-Li
mit sich und ließ dem alten Kaiser seine
Krone.

Als die Söhne des Kaisers im Palast
eintrafen lind ihren Vater suchten, fanden
sie ihn nicht. Er lag im verborgensten
Prunkgemach auf seinem Lager und
weinte, weil er das Beste in seinem Reiche
verloren hatte, ein ganz unnützes Mäd-
chen, die kleine Prinzessin Mai-Li...

Weisheit des Ostens

Alle zehntausend Dinge, die es gibt,
sind in uns selbst vorhanden. Mong Tse

*

wer Außerordentliches sehen will, muß
auf das blicken, was die andern nicht be-
achten. Lia Tse

*

Selbst ein Fisch, der so groß ist, daß er
ein ganzes Schiff verschlingen könnte,
kann auf dem Trockenen liegend nicht
einmal gegen Ameisen aufkommen.

Lü Bu We

*

Ein edler Mensch kann nie sein kind-
liches Herz verlieren. Mong Tse

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Register
Suzuki Harunobu: Zwei Mädchen mit Hündchen
Edith Stoiber: Slawisches Kaffeehausorchester
 
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