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alterssteifen angerosteten Drücker bewegen
können. Ich verhüllte also den klobigen
Fremdling mit einem Fetzen und ließ ihn
allein bei dem rauschenden Wäger.
Am Sonntag war schönes Wetter, die
Bänke vor der Mühle waren besetzt, mein
Vater hatte vollauf zu tun. wir trafen
heimlich im Waschhause zusammen. Ich
war dafür, das ganze Pulver auf einmal
in die Flinte zu füllen. Fritz lehnte ab.
„wenn es fürchterlich knallen soll, dann
müssen wir viele, kleine, untereinander in
Verbindung stehende Ladungen machen,
zwischen diese aber möglichst kräftige
Papierpfropfen setzen."
Das taten wir denn auch. Du ahnst gar
nicht, was in solch einen Lauf hinein-
gestopft werden kann. Raum zur Hälfte
war er erst voll, als uns schon das Papier
ausging. Rarl blickte sich um, sah einen
Topf mit Schmierseife und Werg und
verfertigte aus beiden einen gewaltigen
Pfropfen. Noch ein Endchen blieb frei.
Darauf schüttete Fritz den Rest seines
Böllerpulvers und ich stopfte mein
Taschentuch darüber.
Fertig! Es blieb nur noch das Zünd-
hütchen zu setzen und auszulosen, wer die
Ekre haben sollte, abzudrückcn. Der dicke
Fritz zog das Los. Er versuchte, die alte
Flinte zu heben und anzulegen, aber sie
war ihm zu schwer. Also ließ er sich auf
dem Rande des steinernen Waschtrogs
nieder und legte die Flinte über ein um-
gestülptes Waschschaff.
Ich riet Fritz, das linke Auge zuzu-
drücken und den Mund ein wenig zu öff-
nen, weil das gut sei beim Schießen. Fritz
sperrte den Mund wie ein Rarpfcn auf
und schob seine dicke Hand in den Bügel.
„Halt! Nacht feuern!" rief Rarl. „Es
wird blitzen und rauchen! wir müssen die
Fensterläden schließen. Die Tür muß ver-
sperrt werden, sonst wird man draußen
etwas merken."
Ich schloß die Fenster und versperrte die
Tür. Es war ganz dunkel. Nur durch ein
paar Ritzen blickte der Tag auf unser
nächtliches Treiben. Rarl stellte sich links,
ich rechts neben Fritz. Rarl verschränkte
die Arme und fragte mit dumpfer Stimme:
„Bereit?" Es war so still, daß wir nicht
wußten, ob das Blut in unseren Ohren
oder das Wasser in dem steinernen Trog,
an dessen Rand Fritz saß, so laut rauschte.
„Bereit!" kam es gepreßt von Fritz
zurück.
„Ich werde zählen", sagte Rarl, „bei
drei drückst du ab!"
„Ei—ins!" brummte Rarl dumpf,
„zwei—i!..."
Drei hörten wir nicht mehr, wir hörten
und sahen nämlich überhaupt nichts mehr,
wir wußten nichts, wir dachten nichts, wir
lagen im Nassen, um uns war Rauch, Ge-
stank, Oualm und Stöhnen. Schon glaub-
ten wir in der Hölle und mausetot zu sein,
als ein scharfer Luftzug uns traf und es
auf einmal tagkell wurde. Der dicke Fritz
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