Der von 8inK6n / v»» llei„r. v xromer
Die junge Stadt Singen droben beim
Bodensee hat zwar ihren buckligen Hohent-
wiel und ihre Maggisuppen, die in allen
Rüchen der Welt duften, aber vor ein
paar Jahren auch einen Bauunternehmer,
der weiß, es geht dort und in der Welt
noch ein Geschäft, und der sieht, wenn
einer will, kann er mit Eifer und Umsicht
ein hablicher oder selbst ein reicher Mann
werden, nur darf er dem Arbeiter, sagt
er, nichts durchgehen lassen: drum sei der
bezahlt. Also erscheint er einen Tag wie
den andern am wagen auf seinen Bau-
plätzen, wie die Arbeit laufe und ob nicht
einer die anderen verderbe und übles Bei-
spiel gebe, weil gutes doch keins von
keinem mehr zu erwarten sei. Das sind
Ansichten; aber der Mann glaubt seine
Leute zu kennen und gehabt sich darnach.
Eines Morgens rollt er wieder in
seinem blauen wagen an. Er sieht einen
Arbeiter bei einer eingepfählten Schaufel,
der raucht und herumredet, vielleicht vom
schlechten Lohn, aber um keinen Preis eine
Hand rührt. Rurz angebunden spricht er
ihn an und als der Mann erwidern will:
„Reine Ausrede!" sagt der Unternehmer;
„kommt nur gleich im wagen mit, für
Rauchen und Herumstehen kann ich Euch
nicht brauchen!"
Der Arbeiter hat wieder was auf der
Zunge; aber der Herr sagt: „Rommt mit;
ich zahle Euch aus!" und drängt den
Mann, halb will der, halb will er nicht, in
den wagen und schnaubt mit ihm davon,
kaum daß der Straßenstaub noch mit-
kommt; und ist unterwegs auch kein
Reichstag zwischen beiden geredet worden.
Im Geschäft sagt der Baumeister: „Hier
ist für vier Tage Lohn", und legt das
Geld hin; wie er jetzt aber vom Faulenzen
und vom hohen Lohn redet und beides
nicht kann zusammenreimen und der
Arbeiter einwendet: „Wohl, Herr, aber.."
„Nichts aber!" sagt der Herr; „vier Tage
zahle ich Euch und für heute noch zwei
Stunden für Nichtstun und pfeifen-
rauchen; Ihr sollt mir nicht nachsagen,
der Unternehmer sei ein Ausbeuter!" und
drückt ihm das Geld in die Hand und
schiebt den Mann, der bloß den Ropf
schüttelt, hinaus: „Geht jetzt; es ist gut
für beide Teile!"
Tags darauf, als der Unternehmer
draußen alles eifrig am Werk, also nichts
zu klagen findet: „Es hat doch gefruchtet",
sagt er zum Aufseher, „daß ich den
Faulenzer gestern weggejagt habe; ich sag's
aber immer: die Leute wollen's nicht
besser."
Der Aufseher besinnt sich: wem gilt's
wohl; Dann fragt er: „Ihr meint den
Mann, den Ibr im wagen mitgenommen
habt; Ich hab's vom Gerüst aus gesehen."
„Den Nichtstuer! wen sonst; Den
Pfeifenraucher!"
Drauf der Aufseher: „Herr, da hättet
Ibr den Unrechten erwischt."
„Den Unrechten; Ich;"
„Meines Dünkens! Rönnte zwar sein,
ich täuschte mich, und der Mann hätte sich
nimmer so bewährt wie bisher; aber er
hat nur um Arbeit nachgesucht, und ich
bab ihm keine geben können. So ist er
berumgestanden für nichts und hat sein
Teil zugeschaut für wieder nichts, bis Ibr
ibn mit fortgenommcn babt."
Jetzt merkt einer: er ist doch an den
Unrechten gekommen lind ein wenig zu
voreilig gewesen, auch zu freigebig gegen
einen Arbeiter, der nicht im Lolmbuch
steht, aber auch nichts verbrochen hat und
mit versuchter Widerrede sich nur gegen
eine unverdiente Wohltat hat wehren
wollen, wenn auch vergeblich. Drum sinnt
der Unternehmer nach: Du hast am Ende
schon mehr gutes Geld für nichts weg-
yeworfen, oder an Unwürdige, das du
besser an einen armen Menschen gewendet
hättest, und vielleicht hat es diesmal einem
Arbeiter wohlgetan, der des besten Wil-
lens gewesen wäre. Man müßte nur dem
Menschen Gelegenheit zum guten willen
schaffen, so Herr wie Arbeiter, und daran
käst du's für diesmal feblen lassen.
Denkt der strenge Gcschäftsberr solcher-
maßen und sinnt er redlich auf gerechteres
Wesen, so paßt er am Ende nicht übel
nach Singen zu dem trutzigen Twiel und
den feinen Suppen, die dort zur Welt
kommen, und gibt mit den beiden eine löb-
liche Dreiheit ab, die nicht so bald wieder
auf Erden vorkommt, worum aber einer
das junge Stadtwese» wobl gar beneiden
könnte.
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