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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 45.1940, (Nr. 1-13)

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Nr. 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.6782#0143
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c:

Den nächsten Tag konnte er kaum er-
warten. wieder fand er sich auf der ge-
wohnten Stelle ein. Sie erschien etwas
später, diesmal in eine Wolke von erdbecr-
farbigcm Georgette gehüllt.
Sie setzte sich an seinen Tisch und be-
stellte einen Eiskaffee. Er war sprachlos.
Dann gab er sich einen Ruck: „Ich möchte
Sie so gerne einmal treffen, gnädiges
Fräulein!"
wieder erschien das amüsierte Zucken
um ihren Mund:
„Vielleicht sehen wir uns bald! Viel-
leicht!" Damit reichte sie ihm zum ersten
Mal die Hand. „Auf Wiedersehn, Doktor
Uktz!"
Rätselhaft, die Frau. Sagte so nebenbei:
vielleicht, mein Junge, und er saß da wie
ein Primaner im Übergangsstadium.
Er blickte ihr diesmal von seinem Platz
aus nach. Am wagen blickte sie sich noch-
mals um und stieg graziös hinein. Viel-
leicht ...
Zu Hause fanden sich ein paar Einla-
dungen vor. Zwei davon mußte er ab-
sagen — die vom „Alten" mußte er aus
besonderen Rücksichten annehmen, auch
wenn es ihm nicht sehr angenehm war. Er-
arbeitete nun schon ein ganzes Jahr mit
Professor Hackner zusammen und hatte es
immer verstanden, Einladungen zu um-
gehen. Er war kein Freund von Ronver-
sationsabenden.
Professor Hackner und Frau geben sich
die Ehre...
Nun, man würde sich zwei Stunden
langweilen, einige Sopranlieder anhören
und sich an den englischen Zigaretten des
„Alten" schadlos zu halten versuchen.
Mit besonderer Sorgfalt kleidete er sich
am Abend. Er war in ausgesprochen guter
Laune. Der Hausherr empfing ihn und
führte ihn mit freundschaftlichem Schulter-
klopfen in den Salon. Die Gäste bevölker-
ten zwanglos den stilvollen Raum. Drüben
an der Flügeltür, die den Durchgang zum
angrenzenden Zimmer bot, lehnte eine
schmale Gestalt, eine schöne junge Frau:
nein, ein Traum aus orangefarbener Seide.
Isabella! Auch sie war beim Alten ein-
geladen!
Erfreut trat er auf sie zu.
„Das ist meine Frau, Uhtz!" sagte Pro-
fessor Hackner.
Die Unbedeutende reichte ihm die Hand
und lächelte ihn an.
„Ich muß Ihnen schon irgendwo begeg-
net sein!..."
„Es ist gut, wenn ich nach meinen ande-
ren Gästen schaue. Nicht wahr, Isabella?"
Damit verließ der Professor die junge
Frau.
„Also doch Isabella", sagte Viktor Uhtz
und gleich darauf: „Sie verzeihen mir
doch, gnädige Frau?"
Frau Isabella wies mit liebenswürdiger
Gebärde nach einem Sejselplatz: „Es be-
nimmt sich jeder im Leben einmal vorbei,
wenn Sie wollen, spielen wir morgen
Nachmittag, Tennis zusammen!" ...


-^ntori kruclcrisr stellt gütigst vor
längs Hst sich Zshn, V/isnsr >-iofopsrn-
ciirsKtor unci lsitsr cisr philhsrmonischsn
Konrsrts, geweigert, sins örucKnersinto-
nis in V/isn rur Aufführung ru bringen,
nschcism sncisrs 8tsclts schon vorsngs-
gsngsn.
kncilicti will er ciis Vierte (ciis „komsnti-
schs") bescheren, krsts Probe, cisr Kom-
ponist ist snwsssnci. Lehr schnei! Aus-
sinsnclsrsstrungsn: in cisn psrtiturstimmsn
wsrsn einige kiörnsr k, sncisrs ks sus-
gsrsichnst.
Zshn clrstit sich um unci schreit örucKnsr
sn: „blun, i-isrr örucKnsr, wss soll's sein,
8 ober 8s?"
Unci örucicnsr, besorgt, cisi) sus einer
/Zuführung wiscisr nichts wirci, srwicisrt

gsnr singsschuchtsrl: „Ssnr wie 3ie wol-
len, I-Isrr von Zehn, gsnr wie 8is wollen!"
Urtöris h>si stick,circl 5trcius)
bisch cisr Ursuffütirung eines sinfoni-
schen V/srlcs von kichsrci 3trsull stürmt
sins vsms in clss Künstlsrrimmsr unci
überschüttet clsn Komponisten mit cisn
bslcsnntsn überflüssigen lobsssrhsbungsn
uncl verliert sich sncllich such ins rein
lechnischs cisr lVlusiK, vis gestopften
ölssinstrumsnts sincl ihr wohl ins Sscisrm
gstshrsn:
„8sgsn 8is, verehrter lvlsistsr, ciisss Ko-
mischen Ions cls im lstrtsn 7sil, mschsn
clss ihre iVlusiKsr wirKlich mit cism Ivlunci?"
lschsinci spricht kichsrci 3trsub ru cisr
vsms: „ich hoffe!"




13-
Register
Emil Krieger: Zeichnung ohne Titel
[nicht signierter Beitrag]: Anton Bruckner stellt gütigst vor
[nicht signierter Beitrag]: Urtöne bei Richard Strauß
 
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