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https://doi.org/10.11588/diglit.5984#0132
Viertes Capitel.
Ter Conrector von Seehanscn.
Es wäre min das Lustrum ;u schildern, welches Winckelmaim spätcr stets
als die duntelste Zeit scincs Lel'ens betr'achlcte; nnd es war gcwiß die Zcit, wo
ihn die fcindseligcn Mächte seiner frühcren Zeit am dichtesten bcdrängten: die
Arnmth, die Einsamteit, die übermäßigc Arbeit und die widerwärtigc Arbeit.
Dieses sein „Schnlniärtyrthiiin" brackte ihn endlich zu dem Entschluß, sein
Vaterland für iimncr ;u verlassen; nnd mit der Ansführung diescs Ent-
schlnsscs wurde es zum ersten Malc lichtcr.
Seit dcm Anfang des Zabres 1743 suchte Winckclmann eine feste An-
stcllung. Er machte wahrscheinlich dic Reisc nach Hamburg, die Uden er-
wähnt, in dicscr Absicht. Er strcbte fort, nicht um sein Auskommen zu vcr^
bcssern (so sagt cr wenigstens), sondcrn, „wcil seine Lernlust bcim Mangc(
an Büchcrn hinkränkele und ihm in einem slrcngcn Wintcr im Kopfe ein-
fricren könnte."
Er hatte inzwischcn cinen väterlichcn Freund gcfnndcn, dcr ihn nicht
nur liebgewann (cin Glück, das er damals nur selten gckostet hatte), sondern
ihn anch vollkommen taxirte (was ihm noch nie begcgnet war). Dieser Ehrcn-
mann war Friedrich Rudolph Nolte (l69l 1-1754), cin Zögling Helmstädts,
zn seiner Zeit der crstc Schnlmann der Altinark nicht nur, sondcrn dcr crste
Kirchcnrcgcnt in prcnßischcn Landen. Er wurde 1740 zum Gcneralsupcrin-
tendentcn dcr Altmark und Pricgnitz berusen.
Ein jungcr Gclchrter, dcn er einer Prüfung untcrwarf, hat uns sclbst
cinc Prüfung dcr gclehrtcn Ansrüstung Nolte's anfbehalten. Mit dcm Bewußtscin
dcr nagclncnstcn „Wisscnschaftlichkeit" von der Hochschnle kcmmend, findet er
zn scinem Erstannen in dem geistlichcn Hcrrn dcr Provinz die ihm ganz neuc
Erscheinnng eines Supcrintendenten mit Homcr und Pindar in dcr Hand,
dcr cin reincs und zierlicheS Latein spricht, ihn „mit dcn Conjceturen dcs
BossinS nnd den Spitzfindigkcitcn der Scicppius bis zum Stcrbcn gnält,"
auS ciner nnpunctirten hcbräiscken Bibel liest nnd olme cinen Blick ins Compcn-
8*
Ter Conrector von Seehanscn.
Es wäre min das Lustrum ;u schildern, welches Winckelmaim spätcr stets
als die duntelste Zeit scincs Lel'ens betr'achlcte; nnd es war gcwiß die Zcit, wo
ihn die fcindseligcn Mächte seiner frühcren Zeit am dichtesten bcdrängten: die
Arnmth, die Einsamteit, die übermäßigc Arbeit und die widerwärtigc Arbeit.
Dieses sein „Schnlniärtyrthiiin" brackte ihn endlich zu dem Entschluß, sein
Vaterland für iimncr ;u verlassen; nnd mit der Ansführung diescs Ent-
schlnsscs wurde es zum ersten Malc lichtcr.
Seit dcm Anfang des Zabres 1743 suchte Winckclmann eine feste An-
stcllung. Er machte wahrscheinlich dic Reisc nach Hamburg, die Uden er-
wähnt, in dicscr Absicht. Er strcbte fort, nicht um sein Auskommen zu vcr^
bcssern (so sagt cr wenigstens), sondcrn, „wcil seine Lernlust bcim Mangc(
an Büchcrn hinkränkele und ihm in einem slrcngcn Wintcr im Kopfe ein-
fricren könnte."
Er hatte inzwischcn cinen väterlichcn Freund gcfnndcn, dcr ihn nicht
nur liebgewann (cin Glück, das er damals nur selten gckostet hatte), sondern
ihn anch vollkommen taxirte (was ihm noch nie begcgnet war). Dieser Ehrcn-
mann war Friedrich Rudolph Nolte (l69l 1-1754), cin Zögling Helmstädts,
zn seiner Zeit der crstc Schnlmann der Altinark nicht nur, sondcrn dcr crste
Kirchcnrcgcnt in prcnßischcn Landen. Er wurde 1740 zum Gcneralsupcrin-
tendentcn dcr Altmark und Pricgnitz berusen.
Ein jungcr Gclchrter, dcn er einer Prüfung untcrwarf, hat uns sclbst
cinc Prüfung dcr gclehrtcn Ansrüstung Nolte's anfbehalten. Mit dcm Bewußtscin
dcr nagclncnstcn „Wisscnschaftlichkeit" von der Hochschnle kcmmend, findet er
zn scinem Erstannen in dem geistlichcn Hcrrn dcr Provinz die ihm ganz neuc
Erscheinnng eines Supcrintendenten mit Homcr und Pindar in dcr Hand,
dcr cin reincs und zierlicheS Latein spricht, ihn „mit dcn Conjceturen dcs
BossinS nnd den Spitzfindigkcitcn der Scicppius bis zum Stcrbcn gnält,"
auS ciner nnpunctirten hcbräiscken Bibel liest nnd olme cinen Blick ins Compcn-
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