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Bildnis Murillo's.

m ersten Januar des Jahres 1618, als der rote Mars am
europäischen Firmamente ausstieg, wnrde in der Pfarrkirche zu
St. Magdalena in Sevilla dem Ehepaar Gaspar Esteban Mnrillo
und Maria Perez ein Sohn getauft, in dessen glücklich und
einfach angelegter Natur der Sinn sür den Streit, selbst für den
gemalten, keinen Platz gefunden hatte. Wührend dic christlichen
Nationen, zu bewaffneten Horden geschart, im Kampf, wie sie
wähnten oder vorgaben, für das Heiligtum, die Mitte unseres Erdteils mit Blut und
Nuinen erfüllten, bildete sich im änßersten Südwesten, unter Palmen und Mhrten,
Bartolome Murillo zu einem reinen Hohenpriester religiöser Malerei. Er hat die Be-
wohner des christlichen Himmels auf die Erde gebracht, ihre Geschichten seinem Volk teuer
und vertraulich gemacht und, mit einem Erfolg anderer Ordnung als die Helden des
Schwertes und Wortes, auch Andersgläubigen ost den Wunsch erweckt, sich seine Ge-
bilde als Sinnbilder für das, was ihnen als höchstes galt, aneignen zu können.

Sein Leben ist von dem Zeitpunkt an, wo er sich selbst gefunden, ohne Schicksals-
und Ortswechsel verlaufen, seine Stoffe waren Allgemeingut der Zeit und bedürfen keiner
besonderen Auslegungskunst; schriftliche Aufzeichnungen und Briefe von ihm sind nicht
aufbewahrt: der Erzähler kann ihn nur in seinen Werken schildern, als Chronist und
Dolmetscher ihrer Kunst, soweit es möglich ist, nach der Folge der Zeit, nnd wo es sich
empfiehlt, nach der Verwandtschaft der Gegenstünde.

Justi, Murillo. I
 
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