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Das erste Jahrzehnt nach der Rückkehr.

und der Farbe, Reichtum ihrer Harmonie und Adel der Züge oft zu vermissen sind.
Die Typen haben keinen sehr hohen geistigen oder ästhetischen Rang, der Ausdruck ist
meist nüchtern, ja hausbacken, der Farbenschönheit scheint er eher aus dem Wege zu gehen.
Er bevorzngt die kalte, dunkle Seite des Spektrums: blau, violett, blaugrün, gebrochene
Purpurtöne, dazwischen stumpfrosa mit weißlichen Lichtern, ein lichtschwaches Gelb, zu-
weilen tritt hinein der Contrast schreienden Zinnobers. Die Schatten sind undurch-
sichtig, schwärzlich: das Licht in Glorien und Visionen ein schwerer trüber Schein, die
Wolken sehen bald finstern Vorhängen, bald dem Qualm einer Feuerbrunst ähnlich.

Jn einer andern Gruppe, die etwas später fallen dürfte, ist die Haltung eben-
salls dunkel, die Schatten sind aber wärmer, die Farben gesättigt, der Ton des Fleisches
fällt ins Gelbliche und Brännliche, seine Rundung wird erzielt durch ein ^tllnmto;
Stimmung und Ausdruck sind heiter, anziehend, zuweilen ernstinnig. Bei diesen Bildern
kann man vom sstilo oaliäo sprechen.

Für jene dnnkel-kalte Skala ist ein gutes Beispiel die Verkündigung iin Prado
(856). Man könnte sich eine fleißige Nähterin so vorstellcn, die durch den Besuch einer
großen Dame überrascht wird.

Die Hirten (Prado 859) bestätigen, daß er sich Nibera gründlich angesehen hat.
Die Gruppirung, einzelne Figuren, z. B. der heil. Joseph, der alte Hirte im Schafpelz mit
den runzligen Händen und schwieligen Sohlen, sind in dessen Geschmack; die Maria jedoch,
nnf deren Antlitz das Licht sich snmmelt, reicht nicht an die Großheit, ernste Schönheit und
den ahnungsvollen Blick des Valencianers. Diese junge Bauersfrau aus der Ebene von
Carmona blickt etwas müde und leer. So ist das Ganze in einen lichteren nnd
leichteren, gevatterhaft-bchaglichen Ton übertragen; bei allcr Volksmäßigkeit doch etwas
aus zweiter Hand. Es ist ein srugales, sonnverbranntes Völkchen, das dem Boden nicht
mehr als das llnentbehrlichste abgewinnt, in nachbarlicher Frende über die Erscheinung
eines nenen Püppchens; das gutmütige Grinsen des Greises, die Neugier des Mütterleins,
die zeitlebens das erste Lasttier des Hauses war. Die Bilder in der Ermitage (363),
in der Vatikanischen Galerie sind noch einen Ton niedriger gehalten. — Nicht weit
davon hängt die heil. Familie mit dem Vöglein (äsl pajarito, 854) in der Zimmermanns-
werkstatt (Fig. 3); ein viel vorzüglicheres Bild von plastischer Kraft, meisterhafter Öko-
nvmie des Lichtes nnd bürgerlich ernster, schlichter Lokalfarbe. Während die Mntter am
Haspel fleißig ist, beschäftigt sich der schwarzbärtige, noch keineswegs gealterte Meister
mit dem Knaben, der das Wachtelhündchen mit einem emporgehaltenen, geängstigten
Hänfling zn reizen sucht. Die Fran sieht einen Augenblick mit Behagen hinüber. Von
einer heil. Familie ist in diesem liebenswürdigen Genrebilde keine Spur.
 
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