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Das erste Jahrzehnt nach der Rückkehr.

Als Zimmerschmuck für den Palast des Marques t>on Villa-Manrique waren fünf
Geschichten des Patriarchen Jakob bestimmt. Anfangs follte der Landschafter Ariarte den
Hintergrund malen, den dann Murillo selbst übernahm. Diese Bilder sind merkwürdig
als einziges Beispiel dekorativer Zimmermalerei. Da liebt das Auge fich in weit aus-
einandergehende Flächen zu traumen, in Fernen auszuruhen. Die hineingesetzten Figuren
nühern sich bloßer Staffage. Reizlos sind diese weiten, bleichen, leeren Gefilde, in kalt-
diffusem Tagcslicht, aber vou echt spanischer Wildheit. Jn dem Hauptbild(GrosvenorHouse),
Laban, der die gestohlenen Hausgötter in Jakobs Zelte sucht, beftndet man sich in einer
solchen Wildniß, ausgedehnt und doch unheimlich, einemThalkessel ohne Fernblick, schattenlos
und doch ohne Luft und Licht, unter einem von weißer Wolkendecke verschlossenen Hinnnel;
aber auf der kahlen Bühne bewegen sich die Figuren farbenleuchtend und lebhaft. Laban
scheint sein Bedauern auszudrücken über die ihm peinliche Visitatiou, Jakob weist mit
dem unwilligen Stirnrunzeln der Verkannten Unschuld auf die harmlosen, am Boden aus-
gebreiteten Jnventarstücke. Die Schuldige, die schöne Rahel, Hauptfigur und bessere
Schauspielerin, fieht dem Vater offen freundlich ins Auge. Lea und die Aja drängen
sich hinzu mit der holden Kinderschar, die den großväterlichen Scharfblick durch Sen-
timentalität umnebeln soll.

Zwei andere Stücke der Serie kamen 1811 in die Ermitage. Jm erschlichenen
Jsaaksegen nimmt fast die Hälfte die Patriarchenresidenz ein, deren Jnneres sich in
einem großen Bogen öffnet. Dieser öde Steinbau ist kahl und unwohnlich wie ein süd-
spanisches Bauernhans. Der alte Herr hat sich im Bett aufgerichtet, in würdiger, sanft-
gebeugter Haltung. Rebekka beobachtet sorgenvoll ihren Jakob, ob er die aufgegebene
Rolle glücklich zu Ende führen werde. Draußeu die Magd auf dem Wege zum Brunnen
sieht den Erstgeborenen heraneilen. — Ein ühnliches kleineres Bild ist in Apsley House.

Jn der Jakobsleiter ist noch nichts von dem Reiz des Visionären, der ihm später
so gut gelang. Der Maler zeigt uns eine buchstäbliche Holzleiter, die aus einem (feurigen)
Loch im Himmelsboden herabgelaffen ist. Aber die fünf jugendlichen Gestalten, die in
anmutig-geschäftigem Drüugen auf- und abschweben, hütten dies Jnstrument offenbar gar
nicht nötig. — Die Geschichte mit den bunten Stäben war in der längst zerstreuten
Northwick Galerie.

Vollends in die Gauner- und Bedientensphäre der Guzman und Gil Blas ftndet
man sich versetzt beim Verkauf Josephs (Hertford House), einem der wenigen (kalli-
graphisch) bezeichneten Bilder: L /. Der vüterliche Liebling ist ein böser Bube,

der sich gegen die verdiente Züchtigung ungebärdig plärrend sträubt: man tritt noch eine
Stufe nnter ähnliche Scenen eines Valentin und Cavalier Calabrese. Die Gegenwart
 
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