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Der Künstler und der Mensch.

alte Meister auf Bitten seiner Kinder verfertigt hatte. Ein solches Blatt war wie vor-
ausbestimmt, die Vorlage für viele, dem Maler selbst oder feinen Schülern (wie Tobar
im Pradomuseum 1044) zugeschriebenen Ölporträts und Stiche zu werden. Das Exem-
plar bei Earl Spencer in Althorp Park ist das beste und gilt für das von Palomino
gerühmte Original. — Der Sechzigjährige hat einen erusten etwas starren Blick, die Ge-
sichtsfarbe ist gleichmäßig bräunlich; die Brauen bereits ergraut; die Haare reichen bis zur
Höhe des Kinnes; fadendünner Schnurrbart; breiter fallender Kragen mit kraus gefäl-
teltem Sanm (vnlona). Dieses Altersbild findet sich schon bei d'Argenville und wurde
nach einer Kopie der Aguadogalerie von Calamatta gestochen.

Ansprechender, noch in münnlicher Vollkraft, erscheint er in dem Bildnis der
Jriartesammlung, das 1790 von Manuel Alegre gestochen wurde, später in die spanische
Galerie des Louvre wanderte und zuletzt bei Seilliere in Paris war (Stich von
Blanchard). Ccan Bermudez vermutete in ihm das (nach demsclben Palomino) für seincn
Sohn Gaspar gemalte, mit der Aolilla. Die Büste ist in die elliptische Rahmenöstnung
eines Steinblocks versenkt. Ein breiter Kopf, mit schöner, hoher, reiuer Stirn, die Haare
in wcichen Wellen bis über die Schultern fallend; tiefliegende, nicht große Augen mit
forschendem Blick, dünne, geschwellte Nüstern, zwischen schmalem Schnurr- und Knebel-
bärtchen der stark gewellte Mund. Alles stimmt zu der Vorstellung eines lebhaften,
ernsten, redlichen, rastlos thatigen Künstlers, rasch in Antrieb und Ausführung, dem iil
sich gekehrtes Grübeln, zögernde, wiederkehrende Behandlung fremd ist, der nur cines zu
gleicher Zeit thut, dessen Phantasie nur von einem Motiv jeweilig ausgefüllt wird. Das
einst in Louis Philipps Privatsammlung befindliche jugendliche, von E. Scriven gestochcne
Bildnis (Versailles, 4289) trägt kaum die Züge des Meisters.

Jn der Ansstellung des Kensington - Museums von 1879 war neben dem
Speucerschen noch ein andercs Brustbild (Alfred Seymour), ohne Hünde, gemalt mit einem
breiten, feurigen Strich, der dem Verfasser als Beglaubigung eines Originalwerkes erschien.
Der düunc Lippen- und Kinnbart war crgraut, das Haupthaar noch schwarz. Das ge-
waltige Lebenswerk hatte einige tiefe Furchen eingegraben. Noch nichts von Erschöpfung,
dvch hat der Geist, der einer svlchen Welt von Gestaltcn uud Gesichtern Wirklichkeit
gegeben, den siuulichen Organcn zugesetzt. Die dunkleu Augen waren grau umrahmt
und ein leidender Zug unvcrkeunbar.

Der Künstl'er und der Wensch.

Jn seiner Provinz galt Murillo früh sür den Ersten: ^xslss 8sviI1airo heißt er
in der Festschrift bei der Kanonisation des heil. Ferdinand, 1672 p es ist in der That
 
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