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die portugiesische malerei
Landschaft. Das Blond der Haare, der zarte Ton des Fleisches, Brocat
und Zieraten des Throns harmoniren vortrefflich. Alles wies auf einen
Schüler des Meisters von Antwerpen; aber die Ornamentik des Throns
war portugiesisch. In der Kirche St. Johann zu Thomar sieht man noch
neun Tafeln auseinandergenommener Retablos; eine Statue des Täufers über
dem Altar gehörte dazu. In ihnen sind zwei Hände zu unterscheiden.
Drei, die Taufe Christi, die Versuchung und die Hochzeit zu Kana, zeigen
die Metsys-Anklänge wieder, aber eine manierirtere Behandlung, mit röt-
lichem Fleischton und dunklen Schatten.
In dem Museum ist ein Triptychon derselben Hand: Christus am Kreuz,
fast monochrom in dunkelbraunem Ton, sorgsam und glatt modellirt:
zu den Seiten Maria und Johannes: eine Landschaft mit Burg, im Thal
Stadt und Meiereien. Auf den Flügeln die beiden Johannes. Ferner zwei
Flügelbilder, S. Vincenz und Johannes der Evangelist; S. Jacobus und
S. Augustin (h. 1,40, br. 0,71).
Eine Erklärung giebt die merkwürdige Thatsache, dal.? im Jahre 1504
ein Portugiese Eduard als Lehrling bei Quinten Metsys eingetreten und
1508 unter die vrijmeesters aufgenommen worden ist. Ein Portugiese
also, der nicht blos eine Kunstreise gemacht, sondern dem ordentlichen
Lehrgang der Gilde sich unterzogen hat. End er ist nicht der Einzige,
In demselben Jahre 1504 tritt Symon Portugalois bei Goswin van der
Weyden ein, ihm folgend achtzehn Jahre später (1522) Alfonse Crasto -
Affonso Castro. Ein Simon wird auch von Damiao de Goes und Francisco de
Hollanda erwähnt, aber das ist der bekannte Miniaturmaler und Illuminator
Simon Bening oder Benichius aus Gent, f 1561, von dem der im Auftrag
des Infanten D. Fernando, Emanuels Sohn, in Miniatur gemalte Stammbaum
der portugiesischen Könige im Britischen Museum herrührt. — Später folgen
Hanneken fJoäoJ Va/asco bei dem Meister Jacob Spueribol (1540). Der
letzte ist Peeter de Castro bei Jan Soe\ewint (1559)1)- Sie kommen für
unsere Untersuchungen kaum in Betracht.
Diese Malerschüler waren Pensionäre der Könige Emanuel und
Johann III, deren Factoren in Antwerpen ihnen Pensionen zahlten und ihre
*) Th. Rombouts und Th. van Le-
rius, De Liggeren der antwerpsche Sint
Lucasgilde, Antwerpen 1872. I, 54,60,69,
100, 139, 216. Eduwart Portugalois.
Das Verdienst, diese Portugiesen in den
Antwerpener Liggeren signalisirt zu haben,
gehört Sr. joaquim de vasconcellos,
einem Gelehrten, dem wir wertvolle Vor-
arbeiten zur Kunst- und Culturgeschichte
seines Vaterlandes, über die Beziehungen
zwischen Portugal, den Niederlanden und
Deutschland im XV. und XVI. Jahrhundert
verdanken. In seinen Schriften ist uns
uneigennütziger und einsichtiger Eifer für
die Förderung der Kunst und des Kunst-
gewerbes nebst furchtloser Bekämpfung
von Vorurteilen und Mißbräuchen ent-
gegengetreten. Die Abhandlungen in der
von ihm in zwanglosen Heften heraus-
gegebenen Arclwologia artistica zeichnen
sich auch durch umfassende Kenntnis
der Litteratur und weite Gesichtspunkte
aus; ich ergreife gern Gelegenheit, ihm
für das liebenswürdige Interesse, das er
meinen Studien dort bewiesen, zu danken.
die portugiesische malerei
Landschaft. Das Blond der Haare, der zarte Ton des Fleisches, Brocat
und Zieraten des Throns harmoniren vortrefflich. Alles wies auf einen
Schüler des Meisters von Antwerpen; aber die Ornamentik des Throns
war portugiesisch. In der Kirche St. Johann zu Thomar sieht man noch
neun Tafeln auseinandergenommener Retablos; eine Statue des Täufers über
dem Altar gehörte dazu. In ihnen sind zwei Hände zu unterscheiden.
Drei, die Taufe Christi, die Versuchung und die Hochzeit zu Kana, zeigen
die Metsys-Anklänge wieder, aber eine manierirtere Behandlung, mit röt-
lichem Fleischton und dunklen Schatten.
In dem Museum ist ein Triptychon derselben Hand: Christus am Kreuz,
fast monochrom in dunkelbraunem Ton, sorgsam und glatt modellirt:
zu den Seiten Maria und Johannes: eine Landschaft mit Burg, im Thal
Stadt und Meiereien. Auf den Flügeln die beiden Johannes. Ferner zwei
Flügelbilder, S. Vincenz und Johannes der Evangelist; S. Jacobus und
S. Augustin (h. 1,40, br. 0,71).
Eine Erklärung giebt die merkwürdige Thatsache, dal.? im Jahre 1504
ein Portugiese Eduard als Lehrling bei Quinten Metsys eingetreten und
1508 unter die vrijmeesters aufgenommen worden ist. Ein Portugiese
also, der nicht blos eine Kunstreise gemacht, sondern dem ordentlichen
Lehrgang der Gilde sich unterzogen hat. End er ist nicht der Einzige,
In demselben Jahre 1504 tritt Symon Portugalois bei Goswin van der
Weyden ein, ihm folgend achtzehn Jahre später (1522) Alfonse Crasto -
Affonso Castro. Ein Simon wird auch von Damiao de Goes und Francisco de
Hollanda erwähnt, aber das ist der bekannte Miniaturmaler und Illuminator
Simon Bening oder Benichius aus Gent, f 1561, von dem der im Auftrag
des Infanten D. Fernando, Emanuels Sohn, in Miniatur gemalte Stammbaum
der portugiesischen Könige im Britischen Museum herrührt. — Später folgen
Hanneken fJoäoJ Va/asco bei dem Meister Jacob Spueribol (1540). Der
letzte ist Peeter de Castro bei Jan Soe\ewint (1559)1)- Sie kommen für
unsere Untersuchungen kaum in Betracht.
Diese Malerschüler waren Pensionäre der Könige Emanuel und
Johann III, deren Factoren in Antwerpen ihnen Pensionen zahlten und ihre
*) Th. Rombouts und Th. van Le-
rius, De Liggeren der antwerpsche Sint
Lucasgilde, Antwerpen 1872. I, 54,60,69,
100, 139, 216. Eduwart Portugalois.
Das Verdienst, diese Portugiesen in den
Antwerpener Liggeren signalisirt zu haben,
gehört Sr. joaquim de vasconcellos,
einem Gelehrten, dem wir wertvolle Vor-
arbeiten zur Kunst- und Culturgeschichte
seines Vaterlandes, über die Beziehungen
zwischen Portugal, den Niederlanden und
Deutschland im XV. und XVI. Jahrhundert
verdanken. In seinen Schriften ist uns
uneigennütziger und einsichtiger Eifer für
die Förderung der Kunst und des Kunst-
gewerbes nebst furchtloser Bekämpfung
von Vorurteilen und Mißbräuchen ent-
gegengetreten. Die Abhandlungen in der
von ihm in zwanglosen Heften heraus-
gegebenen Arclwologia artistica zeichnen
sich auch durch umfassende Kenntnis
der Litteratur und weite Gesichtspunkte
aus; ich ergreife gern Gelegenheit, ihm
für das liebenswürdige Interesse, das er
meinen Studien dort bewiesen, zu danken.