Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
242

der greco in toledo

Mensch schwanke zwischen seinem Urbild und Zerrbild. Dieses Zerrbild
hat er sich nun mit allen Kräften bemüht herauszubringen. So erfand er
denn an stelle venezianischer Farbenglut seine kalte (conträre) crüde Scala,
setzte ihrem Reichtum die Verneinung der Schwarzweif3malerei entgegen,
dem Schmelz der Vollendung wilden Skizzismus, der Würde und Anmut
das Stammeln und Rasen des Irren.

Aber die folgende Generation sah ihn mit anderen Augen an. Velaz-
quez hat in seiner Asunta — wohl der einzige Fall solcher Entlehnung
bei ihm — eine Erfindung des Greco nur in seinen Dialect übertragen. Und
ein Poet dieser Tage, als er in Toledo vor seinem Porphyrgrab stand, er-
innerte sich nicht mehr des Hexensabbats, ihm erschien das Bild eines
Genius, »der einst der Leinwand Leben, dem Holz Geist gab, dessen
magischem (suave) Pinsel Iris die Farben, Phöbus Licht und Morpheus die
Schatten des Hades verliehen hatte« (Gongora).
 
Annotationen