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Baum, Julius [Oth.]; Klaiber, Hans [Oth.]; Pfeiffer, Bertold [Oth.]; Paulus, Eduard [Oth.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Donaukreis ; Bd. 1): Oberämter Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Geislingen — Eßlingen a. N., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.41578#0129
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34 ; Donaukreis Oberamt Biberach

Lage und Geschichte. Oberamtsstadt an der Riß. Wo diese, nordwärts ziehend,
von Westen den Biberbach aufnimmt und ihr Tal sich zugleich durch das Heran-
treten eines steilen Höhenzuges auf der linken und der Hügelwelle des Oſterberges
auf der rechten Seite verengert, liegt teils im Talboden, teils an den bewal-
deten Hang des Gigelberges angeschmiegt behaglich die alte, in der Neuzeit wieder
aufblühende Stadt, welcher sich auf dem rechten Ufer die Vorstadt Birkendorf an-
gegliedert hat. Welch malerischen Anblick sie einſt als wohlummauerte Reichsstadt
mit 25 Türmen bot, das zeigen alte Proſpekte; aber noch heute gruppieren sich bei
gutgewähltem Standpunkt, wie ihn der Biberacher Albert Wirth in stimmungs-
vollen Aquarellen gefunden hat, die Pfarrkirche mit ihrem hochragenden Turm, das
Ulmertor, der Weiße und der Gigelturm, je mit eigenartigem Umriß, zu einem in
die Ferne wirkenden Bilde. Und in der anmutigen Umgebung genießt man von
dem nordwestlich gelegenen Lindenberg eine weite Rundschau nicht nur auf die von
der Riß durchſchnittene oberſchwäbische Hochebene mit Feldern und Wäldern, Dörfern
und Schlössern, sondern auch nordwärts bis zum Ulmer Münster und südwärts auf
die Alpen von der Zugspitze bis zum Säntis; da ermißt man im Geiste, wie sich
einst die Interessenſphäre dieses Gemeinwesens von der Donau bis zur Adria er-

trecken konnte. P.

Die Ursache für die Anlage Biberachs gerade an dieser Stelle bildet, ähnlich
wie in zahlreichen großartigeren Beispielen (Salzburg), der Umstand, daß hier zum
leztenmal Höhenzüge nahe an den Flußlauf herantreten, eine verhältnismäßig leichte
Verteidigung des Platzes ermöglichend. Es kommt dazu, daß an dieser Stelle schon
zur Römerzeit von der Heerſtraße, die vom Bodensee in die Gegend von Ulm
führte, eine wichtige Querstraße in das obere Donautal (Riedlingen) abzweigt. Dieses
Straßennetz wurde im Mittelalter noch vervollständigt durch Anlage einer direkten
Straße am westlichen Rißtalrand nach Ehingen und weiterhin Reutlingen, sowie
durch den Bau eines Weges zum Kloster Ochſenhauſen und nach Memmingen. Die
beiden letzten Straßen mündeten bis zum Jahr 1410 außerhalb der Mauern in
die Reichsstraße, die beim Hägelertor in die Stadt eintrat und sie beim Grabentor
verließ. Auf sie stieß vor der Kirche, im Mittelpunkte Biberachs der Markt, die
platartige Erweiterung jener Straße, die durch das obere Tor gen Riedlingen
führte. Erst nachdem 1410 die Unterstadt in den Mauerring einbezogen worden
war, traten die Straßen von Ulm und Ochsenhausen durch das Spitaltor, die
Ehingerſtraße durch das Siechentor ein. B.

Genannt wird „Bibra“ zuerſt 1083, die früheſte Anlage der Pfarrkirche geht
auf den Anfang des 12. Jahrhunderts zurück. Aber erſt durch die Hohenstaufen
tritt die Stadt aus dem Halbdunkel hervor. Friedrich Barbaroſſa machte von dem
hiesigen Ortsadel, wie auch sonst in der Umgegend Erwerbungen. Seit 1239 war
hier der Sitz staufiſcher Beamten, gleichzeitig erfolgte nach einer nicht unwahr-
scheinlichen Angabe die Gründung des Heiliggeistſpitals und spätestens 1 258 wird
Biberach Reichsstadt, deren Rechte Rudolf von Habsburg 1274 bestätigt. Doch
blieb der Blutbann in den Händen eines kaiserlichen Ammanns bis 1398 oder
1401, wo Kaiser Ruprecht der Stadt auch hierin Selbständigkeit verlieh. Rathaus-
bauten 1432, 1503. P:

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