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Baum, Julius [Oth.]; Klaiber, Hans [Oth.]; Pfeiffer, Bertold [Oth.]; Paulus, Eduard [Oth.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Donaukreis ; Bd. 1): Oberämter Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Geislingen — Eßlingen a. N., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.41578#0034
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16 Donautreis.

in der Wiſſenſchaſt ungern bevormunden. Es ist ja bekannt, daß durch eine akademische
Konföderation von 33, später 60 Abteien auf Betreiben des Erzbiſchofs Marcus
Sitticus im Jahr 1622 die Benediktiner-Univerſität Salzburg zu stande
kam, welche bis 1810 blühte und Profesſoren auch aus unſern Klöstern bezog. Außer-
dem verſahen die schwäbischen Stifte 1673-91 das ursprünglich (1652) von Jesuiten
gegründete Lyceum in Rottweil. :

î Von den Klöstern iſt in der Wissenschaft, anders als in der Kunst, wohl eine
erhaltende, aber selten eine ſchöpferiſche Thätigkeit ausgegangen. Schriftſteller des
Benediktinerordens in Oberschwaben zählt Lindner *) zu Dutzenden auf, indes mit
mehr ausgedehnter als wissenschaftlich wertvoller Produktion. Das planmäßige, groß-
artige Wirken einer Congrégation de St. Maur + hier wäre an Mabillons. wiſſen-
ſchaftliche Reiſe nach Oberdeutſchland im Jahr 1683 zu erinnern ~ fand eben dies-
ſeits des Rheins erst ſpät Nacheiferung, hauptsächlich unter dem Fürstabt Gerbert
in St. Blaſien. Stofflich wertvoll, wenn auch recht unkritisch ſind zahlreiche im
17. Jahrhundert von dem sammeleifrigen Weingarter Gabriel Bucelin verfaßte
genealogiſche, historiſche, topographiſche Werke **). Eine hervorragende Leiſtung aus
dem 18. Jahrhundert iſt die Historia rei litterariae Ordinis 8. B. des grund-
gelehrten Magnoald Ziegelbauer, zeitweilig in Zwiefalten; auch Gerhard Heß in
Weingarten mit seinen Monumenta Gueltica hat sich wohl verdient gemacht. In
engeren Kreiſen bewegen ſich Klosterannalisten wie der treffliche Arſenius Sulger in
Zwiefalten und der gleichfalls tüchtige Benedikt Stadelhofer in Roth. ~ In deutſcher
Sprache schrieb der Verfasser der ungedruckten, an Sittengemälden ergiebigen ,„Schuſssen-
rieder Haus - Chronic" (1765) und namentlich der Marchthaler Prämonſtratenser
Sebastian Sailer, weitbekannt als origineller Prediger und derb volkstümlicher Dialett-
dichter. ***) In seinen Schriften, wie später in den Bildern des Malers Pflug in
Biberach spiegelt sich das farbenreiche oberſchwäbiſche Volksleben in der „guten alten
Zeit", auf das wir hier nicht näher eingehen können. |

An manchen Orten meinte man, ſelbſtändiges Denken sei der klösterlichen Dis-

*) A. Lindner, Die Schriftſteller und die um Wisſenſchaſt und Kunst verdienten Mitglieder
0. 8. B. im heutigen Königreich Württemberg 1750 ff., in den Studien und Mitteilungen aus dem
henedittinetorder; Jahrgang I ~VII, 1882286.

**) Besonders wichtig für die ältere Topographie der oberſchwäbiſchen Benediktinerabteien iſt
Bucelins ‘Manuſkript Constantia Benedicta, 1627 ff., vermöge der beigegebenen, hübſch in Aquarell
ausgeführten z. T. authentiſchen Proſpekte (K. Handbibliothek, Codices historici Nr. 4). + P. Bucelin,
geboren zu Dießenhofen 1599, + 9. Juni 1681 (nicht 1691), bekleidete drei Jahrzehnte lang das
Priorat in Feldkirch. Er war s ein eifriger Gemäldesammler, dem Weingarten einen guten
Teil seiner Kunstſchätee verdankte. In der Bibliothek daſelbſt war ſein Bildnis in Öl zu ſehen (ab-
gebildet. bei G. W. Zapf, Reiſen in einige Klöſter Schwabens, Erlangen 1786, Taf. VI, S. 43).

***) Vgl. P. Beck, Sebaſtian Sailer, Württ. Vierteljahrshefte N. F. UI. 1894, 236 ff. + Im
19. Jahrhundert ſind auch noch einige Chronikwerke alten Kloſterherren aus der Jeder geflossen :
[F. A. Walter], Kurze Geschichte von dem Prämonſtratenſer-Stifte Obermarchthal. Ehingen 1835.
Ähnlich G. Geiſenhof, Kurze Geſchichte des ehemaligen Reichs-Stifts Ochſenhauſen. Ottobeuren 1829,
und M. Braig, Kurze Geschichte der Vorder-Oesterreichiſchen Benediktiner-Abtey Wiblingen. Isny 1834.
Ferner: M. Feyerabend, Des ehemaligen Reichs-Stifts Ottenbeuren . . . ſämtliche Jahrbücher, 4 Bde.,
Ottenbeuren 1818 ff. und Ildefons v. Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen, 3 Bde., St. Gallen
1810-1818. Ñ
 
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