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Gradmann, Eugen [Hrsg.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0033

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Essingen mit Hohenroden und Schnaitberg.

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goldung, bez. 1714 I^VVÜV und Woppen Wöllwarth. Ebeuda eine Zinnkanue,
dat. 1756, und eine in Wittenberg gedruckte Lutherbibel mit Holzschnitten von
1591. Eine Jnschrist besagt, daß dieselbe aus dem Brand der Wiener Burg gerettet
und 1671 nach E. gebracht worden sei durch M. I. Gienger v. Grünbühl.

Glocken von 1589, 1632, 1742, 1838. Von der Kirche auf dem Fried-
hof, links über der Rems, seit 1831 nur mehr der Chor, geradgeschlossen kreuz-
gewölbt, noch in frühgotischen Formen, um 1400. (Jm abgebrochenen Schiff soll
die Jahrzahl 1470 gestanden sein.) Jm Boden einige gotische Fliese. Wandgemalde,
jetzt verschwunden: Über dem Chorbogen iunen Krönung Mariä, an der Nordwand
des Schiffs (jetzt Kirchhofsmauer) Heiligenfiguren auf gemaltem Teppich. (Beschr.
v. Merz in Ev. Kirchenbl. 1847.) Die Holzbildwerke aus dem 15. Jahrhundert
(Muttergottes, Täufer, hl. Bischof) sind jetzt in der Kirche zu Mögglingen.

Das ehemalige Degenfeldische Schlößchen wird 1638 bezeichnet als ein
„adeliges Schloß und Haus, samt Scheuer Hofrait und Stallnng, mit Mauern um-
sangen". Es ist ein Steinhaus mit einem Erkertürmcheu, in nachmittelalterlichen
Formen, mit mächtigen Deckengebälken; Ziegelfußböden. Das Wöllwartische
Schloß hat noch jüngeres Gepräge. Über einer hinteren Thür stand 1555. Das
Wöllwartische Amthaus bei der Kirche, früher (schon 1657) herrschaftlicher
Witwensitz, hat im Erdgeschoß gewölbte Räume. Jm Volksmund heißt es Stein-
haus. Das Gasthaus zum Ritter, ein mächtiges Gebäude, war das Zeughaus.
Dort liegt eine alte Säule mit Wulstring.

Abgegangen sind eine Cluse, später St. Annenkapelle beim Blümle, eine St. Leon-
hardskapelle (?) beim Dörrhaus und eine St. Helenenkapelle bei Hohenroden.
Ein Badhaus wurde 1842 abgebrochen. Pranger und Block 1807 durch ein Wach-
hänschen ersetzt. An die 1685 angenommenen Juden erinnert ein Judenhaus bei
der Zehntscheuer, eine Judengasse, ein Judenkirchhof.

Eine Hofstatt auf dem Stürzel verkauft 1418 Wilh. v. Jagstheim an Jörg
v. Wellwart.

Hohenroden (alt Roden, Sneckenroden, 1434 Hohenroden), Schloß der
Freiherren v. Wöllwarth, eine halbe Stunde von Essingeu, auf einem Absatz des
Albuchs. 1273—1536 kommen Herren vou Roden vor, deren Wappen ein geschachter
Schild ist. Ulrich von Roden verkaufte die Burg 1362 an die Westerstetteu, diese
1401 an die Wöllwarth. Sie war mit Lauterburg Reichslehen geworden. Karl IV.
erlaubt 1365 dem Friedrich v. Westerstetten, das Burgstall burglich zu vesten mit
Gräben, Türmen, Mauern, Erkern u. s. w. Noch 1414 wird der Burgstall Schneggen-
roden genannt; 1434 und sortan Schloß Hohenroden. Die Namensänderung mag
mit einem Umbau zusammenhüngen. Georg III. v. Wellwart scheint nach der Erb-
teilung mit seinem Bruder 1410 deu Vurgstall wieder ausgebaut und zwischen 1429
und 1434, wo er „zu H. gesessen" heißt, bezogen zu habeu. Jm dreißigjährigen
Krieg war das Gut vom Kaiser eingezogen und dem Deutschmeister v. Stadion zu-
geteilt, der es aber im Frieden wieder herausgeben mußte. Das Schloß hat zwei Flügel.
Die Einfahrt ist spitzbogig. Desgleichen eine Thür im Erdgeschoß des Westflügels.

Schnaitberg, Hof, einehalbe Stunde nördlich von Essingen; Stammburg eines
ritterlichen Geschlechts, das 1286—1480 vorkommt, zunächst als Ministerialen der
 
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