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Gradmann, Eugen [Hrsg.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0165

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Jagstkreis. Oberamt Ellmangen.

vollendet worden sei- in den sechs Jahren seiner Regierung bis 1608, uud dieselbe
Zahl steht nebst seinem Namen und Wappen am südlichen Portal. Von Fürstpropst
Heinr. Christoph v. Wolsramsdors (1687—89) berichtet Khamm, daß er das alte
finstere Schlafgemach gegen den Schönenberg in eine glanzende Halle umgebaut und
an das Hauptgebäude eineu Wendeltreppenturm angefügt Habe. Frauz Ludwig ver-
baute 1720 ss. mehr deun 10000 sl. sür die abgebrannten Gebäude des Vorhofs
und die Resideuz selbst, namentlich die Hoskapelle, den Speisesaal, vornehme Stiegen,
bequeme Zimmer, von Stein ausgehauene Galerien, Malereien, Stuckaturen; auch
eine große Küche mit „artigem, einem babillvnischen Thurm ähnlichen Camin". Vou
außen aber habe er das Schloß ans recht architekturmäßige Manier viergadig mit
wohlproportionierten Fensterstöcken und mit zwei Türmen herrichten lassen. (Hiller,
Chr.) Die beiden Türme, nach St. Michael uud St. Georg benannt, standen
übrigens schon längst, wie auch die Küche und Kapelle. Die Türme wurden 1789 nach
einem Sturm eruiedrigt um die achteckigen Teile, welche kupferne Dachhauben hatten.

Der Holzschnitt in Seb. Münsters Kosmographie von 1549 zeigt ein mittel-
alterliches Steinhaus, wohl im Viereck einen Hof umschließend, der aber kleiner ge-
wesen sein muß als der heutige. Man sieht einen dicken, viereckigen Turm an der
Nordwestecke; daueben noch zwei Türme hinter den zwei sichtbaren Flügeln. Die
Südwestecke und der Südslügel müssen weiter zurückgelegen sein als heute im Bau
Joh. Christophs v. Westerstetten. Dagegen stehen schon die Thorburg an der Südostecke
des Schlosses und die Mauer des Vorhofs samt dem dicken Eckturm. Nach dieser
Aufnahme ist ofseubar der Stich bei Merian gezeichnet, somit von Anfang an ver-
altet. Ein Altarbild von 1627 in der Schloßkapelle zeigt dagegen das Schloß in
der wirklichen Gestalt, die Johann Christoph ihm gegeben. Ebenso die Ausicht auf
der Prahlschen Landkarte von 1746. (Lithographiert in der OB.) Am Schloß-
berg, unterhalb des Zwingers, geben alle diese alten Abbildungen einen Tiergarten au.
Auch scheint es nach den Ansichten, als wäre der Burgweg srüher um die West-
und Nordseite des Schlosses gegangen.

Jm Mai l632 hat das Schloß samt der Stadt 6 Tage lang den Schweden
widerstanden.

Man betritt die Feste von der Hochebene im Osten her. Auf einer Brücke
über den ersten Graben zum schwer bossierten Rundbogenthor. Jn einem gewölbten
Thorweg durch den Wall, den südlich eine runde, nördlich eine eckige Bastion abschließt.
Diese Bastionen sollen von den Schweden 1633 angelegt sein, desgleichen diejenige
an der Nordwestecke der Vorburg. ilber einen zweiten Graben uud dann durch den
runden Turm an der Südostecke kommt man in den äußeren Schloßhof. Der Turm,
Schwedenturm genannt, trägt über der Plattsorm und dem Bankett ein Dach mit einem
Laterntürmchen. Am Eingaug des Thorwegs ist noch ein Fallgatter. (Hier hing
srüher eine, jetzt im Treppeuhaus des Schlosses verwahrte Warnungstafel, mit dem
Bild eines Beils, das eine Hand abhaut und der Jnschrift: Bey dißer Hand Hab
den Verstandt, Daß Du der Freyung seist ermant. 1575.) An die Umfassungsmauer
des Vorhofs stößt südlich ein langer Wagenschuppen; östlich ein Stallbau mit Ge-
wölben auf Säulen, nördlich andere Wirtschaftsgebäude. Die Umfassungsmauer hat
Schlüsselscharten in Nischen und an der Nordostecke einen kleinen, jetzt ganz über-
 
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