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Gradmann, Eugen [Hrsg.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0503

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Hall.

481

gebildet mit Steilabfall an zwei Seiten, deren eine außerdem durch den dicht an ihrem Fuße fließenden
Kocher gedeckt ist. Dieses Dreieck ist an der Basis durch Wall und Graben abgeschnitten und die Spitze
noch einmal durch den mittelalterlichen Burggraben. Jn einer Einbuchtung der Südseite kommt der
Burgweg vom Thal und Dorf herauf; als natürlicher Ravin sehr günstig zur Verteidigung. Eine Hülbe
ist am Nordende des äußeren Grabens. Der Graben, scharf und regelmäßig angelegt, ist an der
Sohle 4 m, oben 8 m breit, nach vorn 2 m tief. An ihn schließt sich innen eine Bärme (Vorterrafse)
von 8 m Breite und sodann der Wall, der im südlichen Teil noch wohlerhalten ist, im nördlichen ganz
abgetragen. Er hat eine Basis von 16 m, eine Scheitelbreite von 2,5 m nnd ebensoviel Höhe über
der Bürme. Die Fläche hinter dem Hof ist tiefer gelegt, wohl um Erde zur Erhöhung des Walls
zu gewinnen. An den abfallenden Seiten des Burgplatzes sind keine Wallspuren. (Abb. S. 480.)

Die Erdwerke am Streiflesb er g (Markung Michelfeld und Gottwollshausen), die dank
ihrer verborgenen Lage im tiefen Wald so sehr die Wißbegierde reizen und die Phantafie anregen,
find teils eher ins Frühmittelalter zu setzen, teils in vorgeschichtliche Zeit. Der Streiflesberg, 4 Irm
westlich von Hall, ist ein Vorposten
der Waldenburger Berge, am Ein-
gang des Biberthals. Er beherrscht
die Straße Hall—Mainhardt und
auch die alte Steige nach Gnaden-
thal. Die Hänge, jetzt dicht bewaldet,
find steil. Von der sichelförmigen
Oberfläche ist die südwestliche Hälste
durch einen Wall und Graben ab-
geschnitten. Der Wall ist bei einer
Basis von 6—8 m nicht ganz 1 m
hoch. Vor ihm liegt eine 3—5 m
breite Bärme. Der Graben ist
4—6 m breit und 1 m tief. Der
östliche Hang zeigt bis 25 m vor und
ebensoviel hinter dem Graben einen
Grabeneinschnitt, der dann umbiegt
und als seichter Hohlweg den Hang hinabzieht. Hier liegt eine Menge von Steinen. Auf der
Hochfläche sind zwei Hülben. Dies mag eine vorgeschichtliche Fliehburg sein. (Abb. S. 483.)

Weiter ostnordöstlich, auf einer Bergzunge, die gegen Nordosten in die Ebene vorspringt und
abfällt, sind übereinander zwei Umwallungen angelegt. Die obere hat gegen Süden Steilabfall;
die untere hat ringsum nur sanfte Hänge. Bei beiden ist die Erde aus den Gräben nach außen ge-
worfen, das ist gegen den Zweck eine Wehranlage. Bei der oberen sind um eine annähernd rechteckige
Fläche (von 30 x 10 m) zwei Gräben gezogen, der innere 3—6 m breit und 1—2 m tief, der äußere,
2—3 m entfernt, 3 m breit und bis zu 1 m tief. Die untere zeigt zwei gestreckte Flächen, die kleinere
(17 x 8 m) innen, die größere (32 x 8 m) außen an der Nordspitze, um 1 m höher als die hintere;
jede von einem Graben umfaßt und beide zusammen wieder durch zwei Gräben, von unregelmäßigem
Zug, die an der Nordspitze ineinander laufen. Dort ist die Anlage geftört durch einen quer vorüber-
ziehenden Weg, dem an der Nordwestseite des Werks ein ca. 40 m langer Graben vorgelegt ist. Die
Gräben find 2—6 m breit und 0,5—1,2 m tief. Daß der äußerste auf eine Strecke bis zu 35 m unter-
brochen ist, kann von späteren Kulturarbeiten herrühren. Zwei parallele Mauern (4 m lang, 1,3 m
voneinander entfernt), im Nordwerk, stammen wohl von einer Waldhütte. Zwischen ihnen sollen
früher einige Stufen in eine Grube geführt haben. — Jn beiden sog. Ringwällen (dem oberen und
unteren) hat der historische Verein 1900 graben lassen, ohne leitende Funde zu machen. Sie erinnern
an frühmittelalterliche Wallburgen, erscheinen aber nicht recht kriegsmäßig. (Abb. S. 482.)

Eine mittelalterliche Burg Wiesenftein stand in dieser Gegend.*) Auf dem Streiflesberg
lassen die Haller Chronisten ein Heidenschloß gestanden sein.

*) Angeblich auf den Wiesen gegenüber den sog. Ringwällen, auf der anderen Seite des Bachs;
nach anderer Angabe aber oben beim sog. Tanzplatz. Wiesenstein war der Sitz der Herren von Heimbach.

Paulus, Denkmäler aus Württemberg. Jagstkreis. 31

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Oberlimburg. Grabenprofile.
 
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