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Gradmann, Eugen [Editor]; Paulus, Eduard [Oth.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0614
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Jagstkreis. Oberamt Halt.

den Altar der schmerzensreichen Maria.) Eine „goldene" und eine silberne Monstranz, von Dekan
v. Erthal 1755 gestiftet. Sieben silberne „Lavor". (Ein heute noch vorhandenes ist vergoldet
und mit dem Wappen v. Guttenberg bezeichnet.) Ein silbernes Kreuz, 51 Pfund schwer; eines
von Zedernholz mit Silberbeschlag im Gewicht von 8 Pfund; ein solches zu 10 Pfund (darunter
vielleicht das vom Dekan v. Ostein gestiftete, s. oben). Ein silberner Weihkessel. Außerdem
12 Zentner Silbers, wohl profanes Gerät.

An Ornaten waren bei der Säkularisation vorhanden 11. Einen rotgeblümten mit gol-
denen und seidenen Fransen hatte Dekan v. Erthal 1736 gestiftet; einen von Goldstoff 1764 der
Kustos v- Siclingen. Zwei gestickte Wappen des Dekans v. Erthal aus dem Jahr 1764 von Chor-
sähnlein sind noch vorhanden. Ebenso der rote Ornat v. Erthals. Das älteste Werk der Nadelmalerei
aus Komburg wäre jenes gestickte Mittelstück eines romanischen Antependiums, mit Christusantlitz, das
Heideloss 1806 gezeichnet und in seiner Ornamentik abgebildet und beschrieben hat (Heft 19, Tas. 1,
Fig. 3). Jetzt ist es verschollen. Der Johanniterkommenthur Christoph v- Tschudi zu Hall hatte 1616
dem Stift vermacht eiue oa.8u1a niAra llo1o86ri6a enm ImaKine 8. 4oanni8 Laxt. (Wacker). Delan
v. Ostein schenkte einen weißen und einen gelben Ornat, genannt der weiße und der gelbe Mohr.

Mit Rücksicht auf die historische Topographie sind noch folgende Nachrichten nachzutragen:

Nach dem alten Verzeichnis der Anniversarien sind die Äbte teils im Kreuzgang, teils in
der Bartholomäuskapelle oder Marienkapelle, teils aber auch außen auf dem Kirchhos (nördlich und
östlich beim Chor des Münsters) begraben worden. Jn der Johanniskapelle: Erkinger Feldner
(ß 1401). Einige auch im Kapitelsaal (Martinskapelle) und manche späteren, wie auch die zu Kom-
burg begrabenen Pröpste und Dekane, im Münster und dessen Krypta. Abt Ehrensried II v. Vell-
berg, ch 1473, wurde beigesetzt in einem Steinsarg in der von ihm erbauten Kapelle auf dem Karner
(Widmann 6ä. Kolb, S. 181). Andere standen „im Fürschopf bei der weiten Tür" (Widm.).

Die Kapelle St. Anna war unter dem südlichen Chorturm, die der Hl. Peter und Paul
unter dem nördlichen im Münster. St. Thomas' Kapelle war die Krypta unter dem lichten
Chor, Ostchor. Ein Oratorium war sehr wahrscheinlich auch im Westturm, vielleicht sogar ihrer zwei
übereinander. Die Kapelle St. Johannis Bapt. und Evang. war am Kreuzgang, beim
Eingang, vielleicht an der Nordwestseite des Münsters, neben dem Adelmannsbau. Sie wurde
vor dem Neubau der Stiftskirche abgebrochen. Ungenannt ist der Titel der Kapelle über dem
Karner, die gleichfalls an der Nordseite des Münsters stand. St. Martins Kapelle ist der alte
Kapitelsaal. St. Bartholomäus hieß nach Wackers Vermutung ursprünglich die Kapelle U. l.
Frau an der Westseite des Kreuzgangs (abgebrochen 1829). Ein oberes Gelaß derselben war
Kapelle der 14 Nothelfer. St. Michaels Kapelle ist die aus dem Thor der alten Ringmauer
errichtete; St. Erhards vermutlich die auf dem Durchgang zum ehemaligen Kirchhos, deren sechs-
eckige Gestalt an gewisse Pfalzkapellen oder Burgkapellen erinnert. Unbekannt ist der ursprüngliche
Titel der Josephskapelle, die so seit 1672 heißt; aber schon von Schenk Friedrich V (1474) als
Begräbniskapelle gestiftet und erbaut (in die alte Custoria eingebaut) ist. Vielleicht war dies die
Kapelle z. hl. Jodocus (St. Jos), deren Name überliefert ist. Außerdem wird eine Katha-
rinenkapelle genannt. St. Oswald hieß das alte Klosterspital, nach seiner Kapelle (s. oben).

Abgegangene Grabmäler von reicherer Form oder besonderer Bedeutung nach Wacker:
die Tumba der Stister im Chor, jetzt versenkt im Schiff, von der er eine schematische Abbildung gibt;

die Tumba des Abts Ehrenfried II in der Kapelle auf dem Karner; die Wandgrabmäler mit

Standbildern sür Abt Hildebrand (ff 1480), dieses errichtet von dem Neffen Weiprecht v. Schenken-
stein (ch1550); sür Euchar. v. Fronhofen, Dekan (ch 1534); Eitel Treutwein, Dekan (ff 1536);
Gernand v. Schwalbach, Dekan (ch 1550); Albrecht v. Schenkenstein, Ritter (ch 1524). Am Saum
der Kasel des Abts Hildebrand standen die Worte ^-HIOU VI^OIR ONbkl^, wie am Mantel eines
der Apostel vom Olberg bei St. Michael zu Hall. Für den Kommenthur v. Tschudi (ß 1616) war

ein erzgegossenes Epitaphium und außerdem eine ebensolche Grabplatte vorhanden. Eine hölzerne

Gedenktafel mit Gemülde für den Syndikus Fr. R. Gotthard v. Otterskirchen (ß 1583) mit Familie.
Totenschilde für die Ritter Peter vom Holtz (ß 1503) und Albrecht v. Schenkenstein (ch 1524).
Wacker bildet einen Grabstein ab, den er außerhalb des Kirchhofs gefunden hatte und abschleifen
ließ, um ihn als Deck- oder Trittplatte des Josephsaltars zu verwenden; er zeigte Wappenschild und
 
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